Kontext­abhängigkeit von Entscheidungen

Die Wissenschaft – in Gestalt der Betriebswirtschaftslehre (BWL) – hat sich von Anfang an mit der Frage von "Erfolgswegen" bzw. "Erfolgsfaktoren" beschäftigt. Unzählige Veröffentlichungen sollen Erkenntnisse darüber vermitteln, wie man ein Unternehmen erfolgreich führt. Präzisen Aussagen stehen allerdings große Schwierigkeiten gegenüber[1]. Selbst bei einer exakten und kontinuierlichen Messung ökonomischer Erfolgsgrößen wie Gewinn und Rentabilität im Zeitablauf, ist es nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht möglich, die einzelnen Zielerreichungsbeiträge bestimmter Führungssysteme, Führungspersonen und Führungshandlungen exakt zu isolieren.

Dies scheitert insbesondere daran, dass jede Entscheidung in ihrer Zielwirkung kontextabhängig ist, d. h. bei einem anderen Kontext (Kunden- und Konkurrenzverhalten, Rechtsnormen, Konjunktur usw.) zu abweichenden Zielerreichungsbeiträgen führt. Welcher Teil der Zielwirkung ist dann dem konkret gegebenen Kontext, welcher Teil der einzelnen Entscheidung zuzurechnen? Es kommt hinzu, dass sich fortlaufend Änderungen zahlreicher Kontextvariablen und Führungskomplexe im Zeitablauf überlagern, sodass sowohl zwischen den Kontextvari­ablen als auch zwischen den Führungsbereichen komplexe Wechselbeziehungen zu berücksichtigen sind.

Untersuchungen zu Erfolgsfaktoren

Dennoch sind immer wieder Versuche unternommen worden, zu präzisen Aussagen über Erfolgsfaktoren zu kommen[2]: Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts führte die General Electric Co. zusammen mit der Harvard Business School ein Projekt durch, mit dem festgestellt werden sollte, auf welchen Faktoren der Erfolg von Unternehmen beruhte. Ziel war es, mit einigen wenigen Kennzahlen nicht nur die operative, sondern insbesondere die strategische Steuerung des Unternehmens zu verbessern. Um die Ergebnisse auf eine breitere Basis zu stellen, wurde das Projekt 1972 für andere Unternehmen geöffnet. Die Datenbank umfasste letztendlich mehr als 450 Unternehmen, unterteilt in über 3.000 strategische Geschäftseinheiten.

ROI als Kennzahl zur Erfolgsmessung

Die breit angelegte empirische Untersuchung versuchte, auf mathematisch-statistische Weise Zusammenhänge zwischen Unternehmenserfolg und Unternehmensstrategie zu finden (Profit Impact of Market Strategies – PIMS). Als Kennzahl zur Messung des Erfolgs wurde vor allem der Return on Investment (ROI) als abhängige Variable gewählt. Bei den Ergebnissen zeigte sich, dass die Marktposition einer strategischen Geschäftseinheit die Einflussgröße mit dem stärksten positiven Zusammenhang zur Erfolgsgröße ROI war. Ursächlich dafür sind

  • Wirkungen von Erfahrungskurveneffekten,
  • die Marktmacht des Marktführers, z. B. beim Einkauf von Produktionsfaktoren, sowie
  • die Risikoaversion von Kunden, die einfach dem Marktführer folgen, um das Risiko des Fehlkaufs so gering wie möglich zu halten.

Neben der Marktposition nahm darüber hinaus die Qualität der angebotenen Leistung eine herausragende Stellung zur Erklärung des Erfolgs ein.

[1] Vgl. Link (2011), S. 38.
[2] Vgl. Link/Weiser (2011), S. 167 ff.

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