Die betriebswirtschaftliche Lehre hat sich schon immer mit der Höhe von Lagerbeständen und mit Bestellmengen beschäftigt, da diese wesentlichen Einfluss auf die Kosten des Unternehmens haben. Wichtig für eine optimale Reaktion auf Probleme in der Lieferkette ist die Vorbereitung durch mögliche Alternativen im Unternehmen und die aktive Überwachung der aktuellen Liefersituation. Beides erhöht die Kosten, nicht immer im Einkauf, oft auch in anderen Unternehmensbereichen.
3.1 Sicherheit durch Bestände
Der Zeitpunkt einer Bestellung von Rohstoffen, Materialien, Bauteilen oder anderen Einkaufsgütern hängt zwar wesentlich vom geplanten Verbrauch ab, doch andere Komponenten wie die Länge der Lieferzeit und der gewünschte Sicherheitsbestand werden vom Einkauf durch die Wahl des Lieferanten bestimmt. Die längeren Lieferzeiten, die für Beschaffungen auf den globalen Märkten üblich sind, führen zu höheren Beständen. Die komplexeren Bestell- und Lieferprozesse erhöhen die Mengen je Bestellung oder die Anzahl der Bestellungen. Es entstehen durchschnittlich höhere Bestände als bei der Zusammenarbeit mit Lieferanten vor Ort oder im benachbarten Ausland.
Darüber hinaus werden Sicherheitsbestände definiert, die bei Problemen des Lieferanten oder beim Transport die Verfügbarkeit der Einkaufsgüter im Unternehmen sicherstellen sollen. Liegt der Lieferant im gleichen Gewerbegebiet, wird das Risiko sicher geringer eingeschätzt als bei weiter entfernt liegenden Lieferanten. Die notwendige Sicherheitsmenge steigt bei der Globalisierung der Beschaffung gerade in kleinen und mittleren Unternehmen oft dramatisch.
Die durch höhere Bestände entstehenden Lagerkosten müssen identifiziert und den global beschafften Gütern zugerechnet werden. Eine Aufgabe, die der Einkäufer nur zusammen mit dem Controller und dem Logistiker lösen kann.
3.2 Doppelte Strukturen
Der Wunsch, das durch die Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten entstehende Risiko durch eine Zwei-Lieferanten-Strategie zu minimieren, ist nicht neu. Durch die Globalisierung der Beschaffung verschlechtern sich die entsprechenden Risikoparameter, was zu zusätzlichen Kosten für die Minimierung des Lieferrisikos führt. Diese gilt es in die Entscheidung für einen neuen, weit entfernt liegenden Lieferanten zu berücksichtigen.
Das Ausfallrisiko für einen Lieferanten wird durch eine Zwei-Lieferanten-Strategie verringert. Das Einkaufsvolumen wird auf zwei (oder mehr) Lieferanten verteilt, so dass bei Ausfall eines Partners der zweite Anbieter die ausgefallenen Mengen liefern kann. Das verringert die Auswirkungen eines Problems, muss jedoch auch bezahlt werden. So können Mengenvorteile nicht genutzt werden, da ein Teil des Volumens dem Konkurrenten des Lieferanten zugeordnet wird.
Solange die durch diese Strategie entstehenden Kosten üblich sind, finden sie sich in den durchschnittlichen Einkaufspreisen wieder. Wenn aber ein europäischer oder deutscher Lieferant als Sicherung für eine Bezugsquelle in Fernost oder anderen, weit entfernten Gegenden aufgebaut werden soll, steigen die Kosten für diese Risikoabwehr. Die Differenzen zwischen den Einkaufspreisen sind häufig wesentlich. Außerdem muss der zweite Lieferant in der Lage sein, die oft großen Mengen vom globalen Markt auch zuverlässig zu übernehmen. Diese Bereitschaft muss bezahlt werden, z. B. indem regelmäßig signifikante Mengen zu höheren Preisen beim Zweitlieferanten gekauft werden.
Die doppelten Strukturen im Einkauf müssen auch für die Distributionswege geschaffen werden, wenn diese sehr lang und komplex sind. So kann neben dem Transport per Containerschiff auch immer wieder der Transport per Luftfracht genutzt werden. Eine weitere Option ist, mehrere Frachtführer parallel einzusetzen und unterschiedliche Schifffahrtsrouten zu beauftragen. Da dies regelmäßig getan werden muss, um entsprechende Partner zu kennen und Abläufe zu installieren, ist der zusätzliche Distributionsweg immer ein kostspieligerer Weg. Diese Kosten müssen den Kosten auf das global beschaffte Gut zugerechnet werden.
3.3 Alternativen vorbereiten
Wenn es Probleme in der Lieferkette gibt, sei es durch Probleme des Lieferanten oder auch durch Probleme auf dem Transportweg, fehlen im Unternehmen die Einkaufsgüter. Die betroffenen Bereiche – in der Regel die Produktion und der Vertrieb – müssen dann Alternativen nutzen. So können andere Rohstoffe, Materialien oder Bauteile in der Produktion verwendet werden, während der Vertrieb versucht, die Kunden mit vergleichbaren Produkten zufriedenzustellen. Da die Umstellung oft schnell erfolgen muss, müssen solche möglichen Alternativen vorbereitet sein.
- Die Entwicklungsabteilung bereitet alternative Stücklisten oder Zusammensetzungen vor und pflegt diese.
- Im Controlling muss eine alternative Kalkulation vorhanden sein, um die finanziellen Auswirkungen abschätzen zu können.
- Bei Handelswaren, die plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen, muss der Vertrieb die Ersatzmöglichkeiten kennen.
Das Vorbereiten der Alternativen und deren ständige Aktualisierung verursachen wiederum Kosten. Da diese bei problemloseren Liefe...