Dr. Ulf-Christian Dißars, Alexander Wernet
In Zeiten einer zunehmend digitalen Betriebsprüfung, die bereits seit einigen Jahren kaum noch in einem wesentlichen Umfang als klassische Belegprüfung stattfindet, werden automationsgestützte quantitative Methoden im Rahmen einer Prüfung immer wichtiger. Die Finanzverwaltung ermittelt hier oftmals anhand mathematisch-statistischer Methoden, ob sich Auffälligkeiten ergeben. Das BMF hat in einem Schreiben vom 5.9.2023 die wesentlichen Methoden zusammengefasst.
Die wichtigsten Methoden sind hierbei
- die Zeitreihenanalyse (Zeitreihenvergleich),
- die Ziffernanalyse,
- die Struktur- und Verteilungsanalyse sowie
- Stichprobenverfahren.
3.1 Zeitreihenanalyse
Bei der Zeitreihenanalyse wird geprüft, in welchen Abständen und in welchem Umfang Wareneinkäufe erfolgen und wie sich diese zu den Umsätzen verhalten. Der BFH lässt diese Methode nur dann zu, wenn andere Schätzungsmethoden nicht eingesetzt werden können. Dies gilt auch für die sog. Quantilschätzung, die einen Sonderfall des Zeitreihenvergleichs darstellt.
3.2 Ziffernanalyse
Bei der Ziffernanalyse wird die Zahlenstruktur untersucht. Anwendung findet hierbei insbesondere der sog. Chii-Quadrat-Test, bei dem untersucht wird, ob etwa eine "Lieblingszahl" einer Person häufiger vorkommt, als dies nach der statistischen Verteilung zu erwarten wäre. Die Methode bietet einen Anhaltspunkt für Manipulationen, reicht allein aber nicht aus, um die sachliche Richtigkeit der Buchführung zu erschüttern.
3.3 Struktur- und Verteilungsanalyse
Bei der Struktur- und Verteilungsanalyse werden Daten dahingehend untersucht, ob die aufgetretene Verteilung mit der erwarteten Verteilung übereinstimmt. Auch diese reichen allein nicht aus, um die Rechtmäßigkeit der Buchhaltung zu erschüttern. Das Finanzamt wird jedoch in Fällen von Auffälligkeiten weiter "bohren".
3.4 Stichprobenverfahren
Es liegt auf der Hand, dass bei umfangreichen Buchführungen die Finanzverwaltung nicht alle Daten gleichermaßen überprüfen kann. Sie wendet deshalb Stichprobenverfahren an, bei denen ausgewählte Teilmengen analysiert werden, um Rückschlüsse auf den Gesamtbestand zu ziehen.
Diese Vorgehensweise hat durchaus etwas für sich. Auch der Abschlussprüfer des Jahresabschlusses einer Gesellschaft geht so vor. Wird in der Stichprobe eine Auffälligkeit festgestellt, wird der Prüfungsumfang ausgeweitet. Werden bei der Auswahl der Stichproben mathematisch-statistische Methoden angewendet, fallen auch Stichprobenverfahren unter automationsgestützte Prüfungsmethoden.