Zusammenhänge zwischen ökologischen und ökonomischen Fragen aufzeigen

Im Carbon Accounting nehmen Controller eine aktive Rolle in der umweltorientierten Gestaltung der Unternehmensführung ein. Sie unterstützen die Unternehmensführung, indem sie Zusammenhänge zwischen Ökologie und Ökonomie aufzeigen und einer Bewertung zugänglich machen. Beispielsweise sind

  • die Wirtschaftlichkeit ökologischer Strategien nachzuweisen,
  • die Zielerreichung ökologischer Ziele zu überwachen und
  • Instrumente zur Planung, Steuerung und Kontrolle umweltrelevanter Themen zu entwickeln.

Die traditionellen Kernaufgaben der Controller sind damit auf das Carbon Accounting zu übertragen[1].

Anpassung ­traditioneller Controlling­instrumente

Traditionelle Controllinginstrumente sind auf ihre Eignung zur Verwendung im Rahmen des Carbon Accounting, d. h. zur Erfassung, Verarbeitung, Zurechnung und Übermittlung umweltbezogener Informationen, zu überprüfen. Meist wird eine unmittelbare Nutzung ausscheiden, sodass eine Modifikation zu prüfen ist. Wenn Investitionen mittels einer Nutzwertanalyse bewertet werden, ist eine etwaige Beschränkung auf die Kriterien "Auswirkung auf den Unternehmenswert (bzw. Kapitalwert)" und "Flexibilität in Bezug auf die Anpassung an Umweltänderungen" um das Kriterium "Ökologie, hier CO2-Ausstoß", zu erweitern. Dies kann sowohl durch Nebenbedingungen erfolgen ("In Betracht kommen nur Investitionsalternativen, die mindestens 5 % an Emissionen einsparen.") als auch durch Bewertung größerer Einsparungen ("Welchen Wert haben größere Einsparungen?") und der Festlegung des Gewichts, mit dem diese in den Nutzwert – bestehend aus Kapitalwert, Flexibilität und Ökologie – einbezogen werden sollen.

In aller Regel werden zudem adäquate Instrumente zu identifizieren oder zu entwickeln sein. Die Angemessenheit der Controllinginstrumente für das unternehmensspezifische Carbon Accounting ist auch danach zu beurteilen, ob eine lückenlose Erfassung der umweltrelevanten Daten angestrebt wird oder etwa – wie beim TEHG – eine Beschränkung auf technische Großanlagen erfolgt. Eine Entscheidung für eine darüber hinausgehende Erfassung impliziert zwangsläufig, dass zusätzlich zum TEHG-Bericht ein Weiterer zu erstellen ist bzw. zusätzlich zur TEHG-Rechnung eine weitere Rechnung notwendig wird.

Neben der entscheidungsnützlichen Aufbereitung für das Management können Controller in die Erstellung von Berichten für externe Adressaten eingebunden werden. Der Umfang der Informationen richtet sich nach der unternehmensspezifischen Positionierung in Bezug auf Nachhaltigkeit bzw. CO2-Politik. Bei den Festlegungen von "Emissionspolitik" und "Berichtspolitik" sind auch Branchenbesonderheiten bzw. die Vorgehensweise der Wettbewerber zu beachten. So kann der Anschein von hoher Transparenz – z. B. durch "standardisierte" Schätzverfahren – erweckt werden, die CO2-Emissionen via Umsatzzahlen hochrechnen und nicht auf einer individuellen CO2-Messung basieren. Es kann auch offen darüber berichtet werden, dass aussagekräftige, verlässliche Informationen womöglich bisher nur in begrenztem Maße – vor allem über eigene Emissionen (Gate to Gate bzw. "von Werksgrenze (Beschaffung) bis Werksgrenze (Absatz)"), nicht aber produktbezogen unter Einbezug von Zulieferern (Cradle to Gate bzw. "von der Wiege bis zum Verlassen des Werks") – vorliegen.

Adäquat sind im Grunde nur Controllinginstrumente, mit denen Materialflüsse und darunter auch die CO2-Emissionen erfasst und abgebildet werden können. Demnach müssen alle verursachten CO2-Emissionen einer Erfassung und einer Weiterverrechnung auf einzelne Prozesse bis hin zu Produkten zugänglich gemacht werden. Eine solche produktbezogene oder prozessbezogene Abbildung und Verrechnung eröffnet die Möglichkeit, zwischen CO2-armen und CO2-intensiven Produkten zu differenzieren. Ohne Kenntnis der CO2-Intensität von Prozessen und Produkten können Gegensteuerungsmaßnahmen nicht gezielt eingeleitet werden.

2 in der Praxis verbreitete Instrumente sind der CO2-Fußabdruck und ökologische Kennzahlen. Diese werden nachfolgend vorgestellt.

[1] Isensee/Michel, Controlling 8/9/2011, S. 437.

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