Zusammenfassung
Das Berufsbild der Controller hat sich durch neue Rahmenbedingungen stark gewandelt. Das wird in Gesprächen mit Unternehmensvertretern aller Branchen deutlich.
Auch die Erwartungshaltung an den Controller ist gestiegen und extrem hoch. Daher sind verstärkt soziale und kommunikative Kompetenzen im Controlling gefragt.
Veränderungen gehören zum täglichen Geschäft und bestimmen unseren Arbeitsalltag. Der Beitrag geht der Frage nach, wie der Controller sein Bewusstsein für die eigene Rolle schärfen kann.
Der Beitrag liefert Erkenntnisse aus der täglichen Praxis einer auf das Controlling spezialisierten Personalberatung und bietet einen Leitfaden zur Positionsbestimmung und für persönliche Entwicklungsprozesse im Controlling.
1 Anforderungen an die Persönlichkeit in veränderten Unternehmensstrukturen
Das Einzelkind (s. Abb. 1) – häufig in der Rolle eines Einzelkämpfers, manchmal verwöhnt, manchmal isoliert – konzentriert sich voll auf seine Bedürfnisse im Durchsetzungsprozess. Unter Geschwistern findet Kommunikation statt, wenn sich einer durchsetzen oder die Richtung vorgeben will.
Abb. 1: Controller sind keine Einzelkinder
Unternehmen sind vergleichbar mit großen Familien. Controller sind keine Einzelkinder und sind auch in keiner Sandwich-Funktion, wie manchmal behauptet wird. 50 % der gefühlten Isolation resultieren aus der eigenen Haltung. Die Ausübung des Berufes erfordert Souveränität. Zudem wird von Controllern Führungsverhalten erwartet.
Hohe Erwartungshaltung an den Controller
Als Analytiker mit einem hohen Zahlenverständnis soll er erkennen, analysieren, dokumentieren und präsentieren. Als Sparring-Partner des Management Boards soll er beraten und in der Rolle als Business-Partner die Kommunikation mit den Fachbereichen sicherstellen. Dafür braucht er ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Daneben sind Mut und Diplomatie ein Muss für jeden erfolgsbewussten Controller (s. Abb. 2).
Die Erfahrung zeigt, dass es ohne gezielte Persönlichkeitsentwicklung nicht gelingen kann, die Eigenschaften der Analytikerpersönlichkeit mit den Eigenschaften einer vertriebsorientierten Persönlichkeit in Einklang zu bringen.
Abb. 2: Spannungsfeld, in dem sich der Controller bewegt
1.1 Stark veränderte Berufsbilder, Inhalte und Aufgaben
Neue Unternehmen und Rahmenbedingungen
Am Beispiel der Energiewirtschaft – forciert durch die von der Gesellschaft geforderte Energiewende – haben wir erlebt, wie schnell sichere Arbeitsplätze in bislang weitgehend autarken Versorgungsunternehmen verloren gingen oder zur Disposition gestellt wurden. In wenigen Jahren entstanden neue Unternehmen der regenerativen Energien unter völlig anderen Rahmenbedingungen:
- Entwicklung neuer Technologien
- neue Märkte im internationalen Wettbewerb
- neue Geschäftsmodelle und neue Zuständigkeiten
- neue Abhängigkeiten von Politik und durch Regulierung
Frühzeitiges Einbinden von Fachbereichen
Von solchem Wandel waren und sind die Controller stark betroffen, denn es sind bei ständig steigender Komplexität in immer kürzeren Zeitabständen viele Entscheidungen zu treffen. Einzelentscheidungen sind nicht mehr tragfähig, deshalb sind die betroffenen Fachbereiche frühzeitig in die Vorhaben mit einzubeziehen. Wenn an dieser Stelle keine Kommunikation stattfindet, wird i. d. R. mit hohem Zeitaufwand und ebenso hoher Frustration nachgearbeitet. Das kann den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens stark beeinträchtigen.
Ein Controller äußerte sich nach seiner Weiterbildung zum Projektcontroller: "Erst jetzt habe ich die Erkenntnis gewonnen, weshalb sich die Projekte im Konzern stauten, teilweise erfolglos blieben, obwohl jeder an seine Grenzen gegangen war. Vieles ist nicht beachtet worden, u. a. die Einbindung der beteiligten Bereiche."
1.2 Kommunikationskompetenz bringt den Controller weiter
Die Ausarbeitung von Kennziffern und Zahlen allein genügt nicht mehr, um z. B. dem Controller-Leitbild der International Group of Controlling (IGC) gerecht zu werden. Bei der Suche nach Personal konzentrieren sich die Unternehmen verstärkt auf Persönlichkeiten mit hoher Kommunikationskompetenz.
Ständiger Dialog auf Augenhöhe
Ein ständiger Dialog auf Augenhöhe ist erforderlich – sowohl in der Hierarchie nach oben wie auch nach unten und in die Matrix-Organisationen hinein. Auswertungen und Analysen sind so aufzubereiten, dass die Betroffenen sie verstehen.
Es führt zu ungeahnten Erfolgserlebnissen, wenn sich Controller neben Kennziffern und Zahlen auch mit den Leistungsträgern aktiv auseinandersetzen, die in der Wertschöpfungskette ihre definierten Rollen haben. Die Fähigkeit, zur Zielerreichung den Blick dorthin zu richten, kann trainiert werden.
Richtlinien ersetzen keine Kommunikation
Richtlinien sind als Informationsmedium ohne Zweifel wichtig. Aber sie ersetzen niemals Kommunikation. Im unüberschaubaren Dschungel von Informationen aus Internet, Intranets und aufgeblähten Regelwerken – garniert mit Anweisungen via E-Mail auf Smartphones und iPads – bekommen wir nicht mehr die gewünschte Aufmerksamkeit, die wir uns eigentlich wünschen. Warum? Die Adressaten sind überfordert – es steckt kein böser Wille dahinter.
Nur wenn es gelingt, durch Kommunikation und die Einbindung aller Betroffenen...