Prof. Dr. Ronald Gleich, Prof. Dr. Heimo Losbichler
Controller als Wissensarbeiter
Unter Wissensarbeit werden Tätigkeiten verstanden, die darauf abzielen, anhand von kognitiven Fähigkeiten eine immaterielle Wertschöpfung zu generieren, indem Informationen verarbeitet werden. Da sich Controlling im Kern mit der Verarbeitung von betriebswirtschaftlichen Informationen befasst, können Controller ebenfalls als Wissensarbeiter angesehen werden. Durch die Zuordnung der Controller zu den Wissensarbeitern sind die Basiskompetenzen für Wissensarbeiter auch für Controller relevant.
Kompetenzen von Wissensarbeitern
Zur produktiven Verrichtung von Wissensarbeit müssen Arbeitskräfte dazu in der Lage sein, ihre Aufgaben eigenständig zu definieren, selbstbestimmt zu arbeiten, innovative Impulse zu setzen, stetig dazuzulernen, qualitativ hochwertige Arbeit zu verrichten und effizient im Team zu arbeiten. Diese vielfältigen Anforderungen verlangen umfassende Fähigkeiten zur Selbstorganisation, die die kontextspezifische Anwendung von Wissen und Qualifikationen einschließen. Im Kontext der Wissensarbeit gelten die Kompetenzen des selbstorganisierten und zielorientierten Lernens, die Strukturierung und Bewertung von Wissensfeldern, die Gestaltung von produktiver Zusammenarbeit, die intelligente Nutzung von Kommunikationsmedien sowie Achtsamkeit und Selbstorganisation als besonders relevant.
1.1 Zuordnung der Basiskompetenzen für Wissensarbeiter
Kompetenzen von Wissensarbeitern umfassen alle Kompetenzklassen
Die komplexen Herausforderungen, mit denen Wissensarbeiter konfrontiert sind, und die daraus resultierenden Kompetenzanforderungen schlagen sich in allen Klassen des Kompetenzatlas nieder. Während die Kompetenzen der Selbstorganisation und des zielorientierten Lernens den Klassen der personalen und aktivitätsorientierten Kompetenzen zugeordnet werden können, spiegeln die Gestaltung von produktiver Zusammenarbeit und die Strukturierung von Wissensfeldern sozial-kommunikative und fachlich-methodische Grundkompetenzen wider. Da die Kompetenzanforderungen an Wissensarbeiter die vier Grundkompetenzen einschließen, sind bei der folgenden Zuordnung der Basiskompetenzen für Wissensarbeiter alle Kompetenzklassen des Kompetenzatlas relevant.
Ableitung der Basiskompetenzen für Wissensarbeiter
Auf dieser Betrachtungsebene des Controller-Kompetenzkataloges steht die Identifikation von Basiskompetenzen für Wissensarbeiter im Fokus. Zu diesem Zweck wurden alle 64 Kompetenzen des Kompetenzatlas in Bezug auf ihre grundsätzliche Relevanz für Wissensarbeiter überprüft. Als Beurteilungskriterien für die Relevanz der Kompetenzen wurden die zuvor erwähnten Produktivitätskriterien der Wissensarbeit von Drucker sowie North und Güldenberg herangezogen. Als Basiskompetenzen für Wissensarbeiter gelten diejenigen Kompetenzen, die im Rahmen der Wissensarbeit einen Beitrag zur Erfüllung von mindestens einem Produktivitätskriterium leisten. In Abb. 18 sind die relevanten Basiskompetenzen für Wissensarbeiter dargestellt und nach Kompetenzklassen geordnet.
Abb. 18: Basiskompetenzen für Wissensarbeiter nach Kompetenzklassen
Wissensarbeiter benötigen alle Kompetenzklassen
Der Überblick über die Basiskompetenzen für Wissensarbeiter macht deutlich, dass ein Wissensarbeiter Kompetenzen aus allen Klassen benötigt, um die vielfältigen Produktivitätskriterien im Bereich der Wissensarbeit zu erfüllen. Beispielsweise werden Eigenverantwortung, Selbstmanagement und Tatkraft zur eigenständigen Definition von Aufgabenstellungen und zum selbstbestimmten Arbeiten benötigt. Eine hohe Einsatzbereitschaft, Gewissenhaftigkeit und Fleiß stellen sicher, dass Wissensarbeiter qualitativ hochwertige Arbeit verrichten können.
1.2 Beschreibung der Basiskompetenzen für Wissensarbeiter
Basiskompetenzen für Wissensarbeiter werden auf allgemeiner Ebene beschrieben
Da die Basiskompetenzen für Wissensarbeiter nicht nur für Controller sondern auch für alle anderen Wissensarbeiter relevant sind, findet die Beschreibung dieser Kompetenzen auf einer allgemeinen Ebene, ohne controller-spezifische Kontextualisierung, statt. Bei der Erklärung der Basiskompetenzen für Wissensarbeiter werden in Anlehnung an den Kompetenzatlas von Heyse und Erpenbeck eine Erläuterung der Kompetenz vorgenommen, der Kompetenzbegriff definiert und eine negativ ausgerichtete Kompetenzübertreibung formuliert.
Die Erläuterung der entsprechenden Basiskompetenz für Wissensarbeiter dient zur grundsätzlichen Beschreibung der Kompetenz. Der Kompetenzbegriff führt Beispiele für Verhaltensweisen an, die mit der Kompetenz einhergehen, und die Kompetenzübertreibung zeigt negative Aspekte auf, die mit einer übertriebenen Ausübung der Kompetenz verbunden sind.
Im weiteren Verlauf ist die detaillierte Beschreibung der Basiskompetenz Eigenverantwortung exemplarisch dargestellt. Die Erläuterungen der übrigen Basiskompetenzen für Wissensarbeiter befinden sich im Kompetenzkatalog im Anhang der Veröffentlichun...