Prof. Dr. Reinhold Hölscher, Prof. Dr. Hendrik Kunz
Unter Berücksichtigung der vorgestellten Kategorien wird im Folgenden eine Berechnungsmöglichkeit der drei Komponenten des EVA-Konzepts aufgezeigt (vgl. Götze/Glaser, 2001, S. 32f., und Hostettler, 1997, S. 109ff.). Die Berechnungen sind lediglich schematisch zu interpretieren und müssen in der praktischen Anwendung entsprechend detaillierter ausfallen.
Net Operating Assets (NOA)
Die Net Operating Assets (NOA) können wie folgt ermittelt werden:
|
Bilanzsumme |
- |
nicht betrieblich genutzte Aktiva |
+ |
Wert betrieblich genutzter, nicht aktivierter Gegenstände (insb. Leasing- und Mietobjekte) |
- |
nicht verzinsliche kurzfristige Verbindlichkeiten |
+ |
Equity Equivalents |
= |
Net Operating Assets |
Im Rahmen der Operating Conversion wird die Bilanzsumme um außerbetriebliche Größen bereinigt. Folglich müssen die nicht betrieblich genutzten Aktiva aus der Bilanz entfernt werden. Auf der anderen Seite sind die betrieblich genutzten, jedoch nicht aktivierten Objekte bei der Ermittlung der Net Operating Assets hinzuzuaddieren. So tragen beispielsweise die Miet- und Leasingobjekte zur Erwirtschaftung des betrieblichen Ergebnisses bei und müssen somit auch beim investierten Kapital berücksichtigt werden. Bei den nicht verzinslichen kurzfristigen Verbindlichkeiten (z.B. Lieferantenkredite) wird davon ausgegangen, dass die Finanzierungskosten bereits über erhöhte Einstandspreise erfasst wurden. So dürften beispielweise die Finanzierungskosten eines Lieferantenkredites bereits in erhöhten Preisen für Material, Reparaturen etc. enthalten sein. Damit wird jedoch die Gewinngröße, die eigentlich keine Finanzierungskosten enthalten sollte, zu niedrig ausgewiesen. Um diesen Effekt zu kompensieren, werden die nicht verzinslichen kurzfristigen Verbindlichkeiten aus dem investierten Kapital herausgerechnet. Bei der Ermittlung der Equity Equivalents geht es darum, Bewertungskorrekturen bei den bilanziellen Vermögenspositionen im Sinne einer anlageorientierten Sichtweise vorzunehmen. Zu den Equity Equivalents zählen beispielsweise Bewertungskorrekturen von Sachanlagevermögen. Grundlage des Sachanlagevermögens in der Bilanz bilden generell die historischen Anschaffungswerte. Damit wird jedoch nicht die zunehmende technische Komplexität der Wirtschaftsgüter sowie die Geldentwertung erfasst. Ein Lösungsansatz zur Ermittlung der Wertkorrekturen von Sachanlagevermögen aus anlegerorientierter Sichtweise besteht in der Schätzung von Marktwerten.
Net Operating Profit After Taxes (NOPAT)
Der Net Operating Profit After Taxes (NOPAT) kann wie folgt ermittelt werden:
|
betriebliche Erträge |
- |
betriebliche Aufwendungen |
= |
Betriebsergebnis |
+ |
Erträge aus Beteiligungen, die dem Betriebszweck dienen |
+ |
Zinsanteile in Leasingraten, Mietzahlungen und Aufwendungen der Altersversorgung |
+/- |
Änderungen der Equity Equivalents |
- |
finanzwirksame Steuern |
= |
Net Operating Profit After Taxes |
Die Erträge aus Beteiligungen werden in der Gewinn- und Verlustrechnung im Finanzergebnis erfasst und fehlen folglich im Betriebsergebnis. Dienen die Beteiligungen dem Betriebszweck, so müssen sie dem Net Operating Profit After Taxes hinzugerechnet werden. Durch die Addition der Zinsanteile in Leasingraten, Mietzahlungen und Aufwendungen der Altersversorgung werden Finanzierungeinflüsse ausgeschaltet. Änderungen von Bewertungskorrekturen (Equity Equivalents), welche die Gewinngröße beeinflussen, werden als erfolgsrelevante Vorgänge interpretiert und ebenso bei der Berechnung des Net Operating Profit After Taxes berücksichtigt. Unter die Position Änderungen der Equity Equivalents fällt beispielsweise eine Erhöhung der Wertberichtigungen auf Forderungen. Der NOPAT stellt eine Gewinngröße nach Steuern (After Taxes) dar. Bei dem EVA-Konzept erfolgt ein Abzug der so genannten finanzwirksamen Steuern. Den finanzwirksamen Steuern liegt die Annahme zugrunde, dass die Unternehmung vollständig eigenfinanziert ist und nur betriebliche Tätigkeiten ausübt. Die steuerliche Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen wird mit Hilfe des Kapitalkostensatzes abgebildet.
Kapitalkostensatz
Der Kapitalkostensatz entspricht dem gewichteten Durchschnitt aus dem Eigenkapital- und dem Fremdkapitalkostensatz. Der Zinssatz des Fremdkapitals lässt sich aus den vertraglichen Vereinbarungen zwischen Fremdkapitalgeber und Unternehmen ableiten. Bei der Ermittlung der Eigenkapitalkosten wird auf das Capital Asset Pricing Model (CAPM) der Kapitalmarkttheorie zurückgegriffen. Nach dem CAPM berechnen sich die Eigenkapitalkosten nach folgender Formel:
kEK = r + ß * (rm – r)
mit: |
r |
= |
risikoloser Zinssatz (in der Regel Zinssatz einer langjährigen Staatsanleihe mit guter Bonität) |
|
ß |
= |
Unternehmens-Beta |
|
rM |
= |
Marktrendite |
Die Eigenkapitalkosten berechnen sich aus dem risikolosen Zins zuzüglich einem Risikozuschlag. Dieser Risikozuschlag setzt sich aus der Überrendite des Marktes (rM – r) und dem Beta-Faktor der Unternehmung zusammen. Der Beta-Faktor ist ein Maß für die Sensitivität zwischen der Rendite des Marktportfolios und der Rendite der ...