Das nach IAS 33 ermittelte Ergebnis ist durch die durchschnittlich ausstehende Anzahl Stammaktien der Berichtsperiode zu dividieren. Vom Unternehmen gehaltene eigene Anteile dürfen dabei nicht berücksichtigt werden (vgl. IAS 33.IE2). Grundsätzlich kann zwischen dem unverwässerten und dem verwässerten Ergebnis je Aktie unterschieden werden.
2.2.1 Unverwässertes Ergebnis je Aktie
Das unverwässerte Ergebnis je Aktie (auch Basic oder Undiluted Earnings per Share genannt) stellt die Grundform der Kennzahl dar:
Unverwässertes Ergebnis je Aktie |
= |
Ergebnis |
Ausstehende Aktien |
Es werden nur die tatsächlich ausgegebenen Aktien, in Form eines zeitlich gewichteten Durchschnitts, berücksichtigt, IAS 33.10. Besondere Aufmerksamkeit ist unterjährig ausgegebenen oder eingezogenen Aktien sowie Stock Splits zu widmen. Während neu ausgegebene oder eingezogene Aktien gewichtet nach ihrem Ausgabezeitpunkt zu berücksichtigen sind, sind Stock Splits rückwirkend, angepasst auf den Beginn der dargestellten Perioden, einzubeziehen, vgl. hierzu auch IAS 33.20. Analog zu dem in diesem Kapitel geschilderten Vorgehen ist nach IFRS zunächst das unverwässerte Ergebnis je Aktie zu berechnen, ggf. gefolgt von der Ermittlung des verwässerten Ergebnisses je Aktie, sofern potenzielle Aktien ausstehend sind.
Gem. IAS 33.9–29 wird das unverwässerte Ergebnis je Aktie anhand folgender Formel ermittelt:
Unverwässertes Ergebnis je Aktie |
= |
den Stammaktien zustehendes Periodenergebnis |
gewichtete durchschnittliche Zahl der innerhalb der Berichtsperiode im Umlauf gewesenen Stammaktien |
Somit zählen in Deutschland Stammaktien zu den ordinary shares i. S. v. IAS 33.5 f. Da bei stimmrechtslosen Vorzugsaktien i. S. d. § 139 AktG die in der Satzung bestimmte Dividende (zumindest teilweise) vorrangig an die Vorzugsaktionäre auszuschütten ist, bevor eine Ausschüttung an die übrigen Aktionäre erfolgen darf (Vorabdividende), handelt es sich bei den in § 139 AktG beschriebenen stimmrechtslosen Vorzugsaktien nicht um ordinary shares, sondern um preference shares i. S. v. IAS 33.
Das Periodenergebnis der Stammaktien ist um die Ergebnisanteile der Vorzugsaktien zu kürzen. Für die Ermittlung der gewichteten durchschnittlichen Anzahl der im Umlauf befindlichen Stammaktien sind alle Stammaktien, die zu Beginn des Geschäftsjahres ausgegeben waren und alle im Geschäftsjahr ausgegebenen oder zurückgekauften Stammaktien einzubeziehen. Aktien, die nicht zu Beginn des Geschäftsjahres ausgegeben waren, sind zeitanteilig – mittels eines Zeitgewichtungsfaktors – zu berücksichtigen.
Hat ein Unternehmen verschiedene Aktiengattungen ausgegeben, dann ist das unverwässerte Ergebnis je Aktie für jede Gattung separat offenzulegen, wie das folgende Beispiel verdeutlicht:
Zwei Aktiengattungen
Während der Berichtsperiode hatte das Unternehmen 2.000 Stammaktien und 1.000 Vorzugsaktien ausstehend. Auf die Stammaktien wird eine Dividende in Höhe von 6 EUR, auf die Vorzugsaktien eine Dividende in Höhe von 10 EUR ausbezahlt. Der Jahresüberschuss der Periode, bereinigt um Anteile Dritter, beläuft sich auf 50.000 EUR.
Zur Berechnung der Kennzahlen ist zunächst der nicht ausgeschüttete Gewinn zu ermitteln:
50.000 EUR – (2.000 Stammaktien x 6 EUR) – (1.000 Vorzugsaktien x 10 EUR) = 28.000 EUR
Der nicht ausgeschüttete Gewinn je Aktie (egal ob Stamm- oder Vorzugsaktie) beträgt:
28.000 EUR / 3.000 Aktien = 9,33 EUR
Ergebnis je Stammaktie: 9,33 EUR + 6 EUR = 15,33 EUR
Ergebnis je Vorzugsaktie: 9,33 EUR + 10 EUR = 19,33 EUR
Veräußerung eigener Aktien
Zu Beginn der Berichtsperiode (1.1.) sind beim Unternehmen 20.000 Aktien ausstehend. Am 1.11. des Jahres werden zusätzlich 2.000 Aktien, die bisher als eigene Aktien gehalten wurden, veräußert. Das Konzernergebnis nach IAS 33 beträgt 40.000 EUR.
Der gewichtete Durchschnitt ausstehender Aktien berechnet sich folgendermaßen:
(20.000 St. x 10 Monate + 22.000 St. x 2 Monate) / 12 Monate = 20.333 St.
Das unverwässerte Ergebnis je Aktie hat einen Wert von (gerundet):
40.000 EUR / 20.333 Aktien = 1,97
Stock Split
Zu Beginn der Berichtsperiode (1.1.) sind beim Unternehmen 100.000 Aktien ausstehend. Am 1.4. erfolgte ein Stock Split im Verhältnis 1:2. Das Konzernergebnis nach IAS 33 beträgt 150.000 EUR.
Der Stock Split ist rückwirkend auf den Beginn der Berichtsperiode zu berücksichtigen. Die Anzahl der ausstehenden Aktien beträgt somit 200.000.
Das unverwässerte Ergebnis je Aktie hat einen Wert von:
150.000 EUR / 200.000 Aktien = 0,75
2.2.2 Verwässertes Ergebnis je Aktie
Sind bei einem Unternehmen potenzielle Aktien ausstehend, dann ist gegebenenfalls auch das verwässerte Ergebnis je Aktie (auch Diluted Earnings per Share genannt) im Jahresabschluss offenzulegen, IAS 33.66. Der Begriff potenzielle Aktien umfasst dabei Finanzinstrumente und sonstige Vereinbarungen, die deren Inhaber zum Bezug von Stammaktien berechtigen, IAS 33.5. Typische Beispiele hierfür sind Wandelschuldverschreibungen und Optionen. Durch Angabe des verwässerten Ergebnisses je Aktie soll dargestellt werden, wie sich die zukünftige Umwandlung von ...