Kai Grönke, Lisa Katharina Janus
Für ein langfristig erfolgreiches ESG Performance Management ist die Integration in die bestehende IT-Infrastruktur und Datenmodelle unerlässlich. Die Integration beginnt mit der Identifizierung der materiellen Themen aus der Wesentlichkeitsanalyse, um festzustellen, welche Faktoren für das Unternehmen wichtig sind und einen Impact haben. Diese Themen sollten in die Unternehmensstrategie eingebettet und eng mit der Nachhaltigkeitsstrategie verknüpft sein. Dadurch werden sie in den funktionalen Strategien abgebildet und können somit konkretisiert werden. Auf Basis dieser Ziele lassen sich dann entsprechende Maßnahmen ableiten sowie operationalisieren und können somit nachhaltig in die Steuerungsprozesse verankert werden. Die genaue Ausgestaltung hängt stark von der individuellen Systemarchitektur des Unternehmens ab.
IT und Data sind zwar nicht explizit im Target Operating Models gemäß Abbildung 2 des Horváth Frameworks genannt, bilden allerdings das essenzielle Fundament (siehe Abbildung 1) für ein erfolgreiches Ineinandergreifen von Regulatorik und Performance Management und sind somit ein entscheidender Erfolgsfaktor für die weitere Organisationstransformation und damit einhergehend im Modul "Prozesse und Schnittstellen" mit zu berücksichtigen.
Um eine realistische Integration zu gewährleisten, wird dabei ein schrittweiser Ansatz vorgesehen. So wird ein mehrstufiges Zielbild für die System- und Datenarchitektur, wie in Abbildung 5 dargestellt, entwickelt und umgesetzt. Durch den Abgleich der Ausgangssituation mit dem Zielbild wird schrittweise definiert, wie die Stufen bzw. Zwischenetappen bis zum integrierten Zielbild aussehen könnten.
Abb. 5: Stufenweise Integration in IT-Systeme und Datenmodelle
Zu Beginn werden häufig eine Vielzahl von Nachhaltigkeitsdaten manuell, beispielsweise mithilfe von Excel-Tabellen, gemäß den Anforderungen der CSRD und der Taxonomie gesammelt und berechnet. Ein zusätzlicher Komplexitätsfaktor ergibt sich daraus, dass für die Auswertung von ESG-KPIs in der Regel verschiedene bestehende Quellsysteme zusammenfließen. Eine Unfallrate setzt sich beispielsweise aus zwei Komponenten zusammen: den gearbeiteten Stunden, die aus dem HR- oder ERP-System stammen, sowie den Unfalldokumentationen, die standortspezifisch häufig in Verbandsbüchern oder speziellen Dokumenten und Systemen erfasst werden.
Als vorübergehende Lösung zur Sicherstellung der Berichtsfähigkeit sollte eine Erfassungs- oder Collection-App verwendet werden. In dieser werden die manuell erfassten Daten aus den verschiedenen Quellen gebündelt und für den Bericht aufbereitet. Der Anteil der Daten, der über diese temporäre Lösung läuft, sollte im Laufe der Zeit schrittweise auf ein Minimum reduziert werden.
Langfristig liegt der Schlüssel für das Performance Management und die externe Berichterstattung jedoch in der automatisierten Erfassung der benötigten Daten und der Berechnung der Kennzahlen. Der manuelle Erhebungsaufwand wird schrittweise reduziert, wodurch die Auswertbarkeit in verschiedenen Dimensionen (wie Standort-, Regional- und Geschäftsbereichsebene) zu jedem Zeitpunkt gewährleistet wird.
Die Realisierung dieser Automatisierungspotenziale und die systemgestützte Datensammlung erfordert zwar einen nicht unerheblichen Aufwand, sind jedoch für alle Steuerungskennzahlen erstrebenswert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine Anbindung an ein Data Warehouse nicht für alle Quellsysteme sinnvoll ist, insbesondere wenn die entsprechende Anbindung sehr aufwendig ist und z. B. nur ein Datenpunkt aus der Quelle geliefert wird. Trotzdem wird der generelle Ansatz verfolgt, einen möglichst hohen Abdeckungsgrad von angebundenen Quellsystemen zu erreichen.
Ein weiteres Beispiel sind Evergreen-Umweltdaten wie Treibhausgasemissionen nach Scope 1 bis 3 und Taxonomie-KPIs, für die bspw. bereits System-Lösungen am Markt existieren. Ziel ist es, diese in gängige ERP-Systeme zu integrieren, um sie einfach erfassen und mit wenigen Klicks auswerten und berichten zu können.