Entscheidungsstichwort (Thema)
Zollwertermittlung, Transaktionswert, Zweifel am Kaufpreis eingeführter Ware, Bestimmung des Zollwerts anhand des Transaktionswerts gleichartiger Waren
Leitsatz (amtlich)
Art. 181a der Verordnung (EWG) Nr. 2454/93 der Kommission vom 2. Juli 1993 mit Durchführungsvorschriften zu der Verordnung (EWG) Nr. 2913/92 des Rates zur Festlegung des Zollkodex der Gemeinschaften in der durch die Verordnung (EG) Nr. 3254/94 der Kommission vom 19. Dezember 1994 geänderten Fassung ist dahin auszulegen, dass er einer zollbehördlichen Praxis wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden nicht entgegensteht, die darin besteht, den Zollwert der eingeführten Waren anhand des Transaktionswerts gleichartiger Waren nach der in Art. 30 der Verordnung (EWG) Nr. 2913/92 des Rates vom 12. Oktober 1992 zur Festlegung des Zollkodex der Gemeinschaften in der durch die Verordnung (EG) Nr. 82/97 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Dezember 1996 geänderten Fassung angeführten Methode zu bestimmen, wenn der angegebene Transaktionswert als im Vergleich zum statistischen Mittel der bei der Einfuhr gleichartiger Waren festgestellten Kaufpreise ungewöhnlich niedrig angesehen wird, obwohl die Zollbehörden die Echtheit der Rechnung oder der Überweisungsbestätigung, die zum Nachweis des für die eingeführten Waren tatsächlich gezahlten Preises vorgelegt wurde, weder bestritten noch sonst in Frage gestellt haben, wobei der Importeur der Zollbehörde auf Nachfrage keine zusätzlichen Belege oder Informationen zum Nachweis der Richtigkeit des angemeldeten Transaktionswerts dieser Waren vorgelegt hat.
Normenkette
EWGV 2454/93 Art. 181a
Beteiligte
Nemzeti Adó- és Vámhivatal Nyugat-dunántúli Regionális Vám- és Pénzügyori Foigazgatósága |
Verfahrensgang
Zalaegerszegi Közigazgatási (Ungarn) (Beschluss vom 21.05.2015; ABl. EU 2016, Nr. C 98/17) |
Tatbestand
„Vorlage zur Vorabentscheidung ‐ Zollunion ‐ Gemeinsamer Zolltarif ‐ Zollwert ‐ Zollwertermittlung ‐ Transaktionswert ‐ Tatsächlich gezahlter Preis ‐ Begründete Zweifel an der Richtigkeit des angemeldeten Preises ‐ Unter dem im Rahmen anderer Geschäfte mit ähnlichen Waren gezahlten Preis liegender angemeldeter Preis“
In der Rechtssache C-291/15
betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Zalaegerszegi közigazgatási és munkaügyi bíróság (Verwaltungs- und Arbeitsgericht Zalaegerszeg, Ungarn) mit Entscheidung vom 21. Mai 2015, beim Gerichtshof eingegangen am 15. Juni 2015, in dem Verfahren
EURO 2004. Hungary Kft.
gegen
Nemzeti Adó- és Vámhivatal Nyugat-dunántúli Regionális Vám- és Pénzügyőri Főigazgatósága
erlässt
DER GERICHTSHOF (Sechste Kammer)
unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten A. Arabadjiev sowie der Richter S. Rodin und E. Regan (Berichterstatter),
Generalanwältin: J. Kokott,
Kanzler: A. Calot Escobar,
aufgrund des schriftlichen Verfahrens,
unter Berücksichtigung der Erklärungen
‐ der ungarischen Regierung, vertreten durch M. Z. Fehér und G. Koós als Bevollmächtigte,
‐ der spanischen Regierung, vertreten durch A. Gavela Llopis als Bevollmächtigte,
‐ der italienischen Regierung, vertreten durch G. Palmieri als Bevollmächtigte im Beistand von G. Albenzio, avvocato dello Stato,
‐ der polnischen Regierung, vertreten durch B. Majczyna als Bevollmächtigten,
‐ der portugiesischen Regierung, vertreten durch L. Inez Fernandes, N. Vitorino und M. Rebelo als Bevollmächtigte,
‐ der Europäischen Kommission, vertreten durch L. Havas und L. Grønfeldt als Bevollmächtigte,
aufgrund des nach Anhörung der Generalanwältin ergangenen Beschlusses, ohne Schlussanträge über die Rechtssache zu entscheiden,
folgendes
Urteil
Rz. 1
Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art. 181a der Verordnung (EWG) Nr. 2454/93 der Kommission vom 2. Juli 1993 mit Durchführungsvorschriften zu der Verordnung (EWG) Nr. 2913/92 des Rates zur Festlegung des Zollkodex der Gemeinschaften (ABl. 1993, L 253, S. 1, berichtigt im ABl. 1994, L 268, S. 32, und im ABl. 1996, L 180, S. 34) in der durch die Verordnung (EG) Nr. 3254/94 der Kommission vom 19. Dezember 1994 (ABl. 1994, L 346, S. 1) geänderten Fassung (im Folgenden: Durchführungsverordnung).
Rz. 2
Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der EURO 2004. Hungary Kft. und der Nemzeti Adó- és Vámhivatal Nyugat-dunántúli Regionális Vám- és Pénzügyőri Főigazgatósága (Nationale Zoll- und Finanzverwaltung, Generaldirektion der Zoll- und Finanzinspektion der Region Westtransdanubien, Ungarn, im Folgenden: Regionale Zollbehörde), in dem die Nichtigerklärung einer Entscheidung begehrt wird, den Zollwert der von der Klägerin eingeführten Waren zu berichtigen sowie Zölle und Mehrwertsteuer nachzuerheben.
Rechtlicher Rahmen
Zollkodex
Rz. 3
Die Verordnung (EWG) Nr. 2913/92 des Rates vom 12. Oktober 1992 zur Festlegung des Zollkodex der Gemeinschaften (ABl. 1992, L 302, S. 1) in der durch die Verordnung (EG) Nr. 82/97 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Dezember 1996 (ABl...