Dipl.-Kffr. Carmen Mausbach
Zusammenfassung
Kleine und mittlere Unternehmen, die Güter in Schwellen- und Entwicklungsländer exportieren, sind hohen finanziellen Risiken ausgesetzt. Dabei bildet vor allem der Zahlungsausfall eine latente Gefahr für Unternehmen. Exportkreditversicherungen bieten maßgeschneiderten Schutz, um den Risiken im grenzüberschreitenden Handel zu begegnen.
1 Exportnation Deutschland
Die deutsche Wirtschaft ist in hohem Maße exportorientiert. Nach Angaben des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn (IfM Bonn) waren im Jahr 2021 insgesamt 352.735 kleine und mittlere Unternehmen im Ausland tätig. Das entspricht einer Quote von über 97 Prozent, wenn die Zahl der exportorientierten Großunternehmen im betrachteten Zeitraum bei 11.137 Unternehmen lag. Hinsichtlich der Exportaktivitäten vereinten die kleinen und mittleren Unternehmen im Jahr 2021 fast ein Sechstel bzw. 15,9 Prozent aller Exportumsätze auf sich. Das IfM weist jedoch darauf hin, dass die Exportaktivitäten der kleinen und mittleren Unternehmen deutlich unterschätzt werden. Das liegt unter anderem daran, dass – bezogen auf den EU-Raum – Exporte mit geringem Warenwert oder Lieferungen an Privatpersonen in den genannten Zahlen nicht erfasst sind und auch Dienstleistungsexporteure mit Ausnahme der Dienstleistungsexporte im Verkehrssektor nicht berücksichtigt werden.
2 Risiken im Außenhandelsgeschäft
Im Gegensatz zur Inlandstätigkeit sind mit dem Export enorme Risiken verbunden. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Geschäftspartner in der Regel nicht gegenseitig kennen, im Ausland unterschiedliche politische und wirtschaftliche Situationen herrschen und sich auch die Rechtsordnungen oftmals erheblich voneinander unterscheiden. Hinzu kommen unterschiedliche Währungen, kulturelle Besonderheiten und andere Geschäftsbräuche.
Die Exportrisiken werden üblicherweise in Länderrisiken und ökonomische Risiken, die auf unternehmerischen Fehleinschätzungen beruhen oder ihre Ursache in den wirtschaftlichen Verhältnissen ausländischer Geschäftspartner haben, unterteilt.
Länderrisiken
Die Länderrisiken umfassen die Gefahr, dass ausländische Abnehmer und somit Schuldner aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen des jeweiligen Staates nicht zahlen können, obwohl sie selbst zahlungsfähig wären. Beispiele für Forderungsausfälle aufgrund politischer Risiken sind Kriege, Revolutionen, Verstaatlichungen, Enteignungen, Bürgerunruhen oder Embargos. Derartige Ereignisse können aber auch zur Beschlagnahmung, zum Verlust oder Beschädigung einer Ware führen. Infolge politischer Ereignisse können zudem folgende Gefahren entstehen:
- Konvertierungsrisiko: Hier ist die Konvertibilität, also der Umtausch einer Währung in die vertraglich vereinbarte Währung eingeschränkt oder wurde gar vollständig unterbunden. Wenn also der Euro die Vertragswährung ist, die lokale Währung aber nicht in Euro umgetauscht werden kann, kann der Importeur trotz eigentlich ausreichender Mittel an den Exporteur nicht zahlen.
- Transferrisiko: Dieses Risiko umfasst die Gefahr, dass für die Begleichung einer Forderung ein Geldbetrag nicht in der vereinbarten Währung ins Ausland transferiert werden kann.
- Moratorium: In diesem Fall darf der Importeur angesichts eines durch Gesetz oder staatlichen Hoheitsakt veranlasstes Verbot keine Zahlungen an den Exporteur leisten.
Länderrisiken einschätzen
Kleine und mittlere Unternehmen, die ihre Waren weltweit anbieten möchten, kommen um die Quantifizierung der Länderrisiken nicht herum. In der heutigen Zeit sind zudem Anzeichen für neue globale Krisen im Blick zu behalten. Der nicht endende Handelskrieg zwischen China und den USA, der Krieg in der Ukraine und der Nahost-Konflikt, dürften die Risiken in vielen Schwellenländern, aber auch in hoch entwickelten Industrieländern deutlich erhöhen.
Einschätzungen zu den jeweiligen Länderrisiken geben die Analysen der Ratingagenturen. Mit seiner Country Risk Map versucht etwa die Ratingagentur Allianz Trade (früher Euler Hermes) das jeweilige Länderrisiko und damit das Risiko der Nichtzahlung von Unternehmen in einem bestimmten Land anhand von quantitativen und qualitativen Wirtschaftsindikatoren zu beurteilen und damit mittelständischen Unternehmen dabei zu helfen, richtige Entscheidungen im Rahmen ihrer internationalen Geschäftstätigkeit zu treffen. Nach Angaben der Ratingagentur sollten Exporteure aktuell zahlreiche Länder besonders im Auge behalten. Dazu zählen Russland, der Iran, Argentinien, Tunesien, Lybien und etliche weitere afrikanische Staaten. Ein etwas geringeres Risiko wird den Ländern Brasilien, Südafrika und Angola zugesprochen.
Herabstufung auf das schlechteste Rating
Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ist das Länderrisiko für Russland, Belarus und die Ukraine massiv gestiegen. Die Ratingagentur Allianz Trade hat dementsprechend alle Länder auf das schlechteste Rating "D" heruntergestuft.
Ökonomische Risiken
Zu den ökonomischen Risiken zählen
- güterwirtschaftliche Risiken, die Absatz-, Abnahme- und Transportrisiken umfassen,
- rechtliche Risiken wie Produkthaftungsrisiken ode...