Auf Grundlage von Führungsleitlinien und einem bestehenden oder noch zu entwickelnden Kompetenzmodell werden Kompetenzen in einzelne Teilbereiche aufgeteilt. Diese beinhalten meist fachliche, kommunikative, soziale und führungsrelevante Bereiche. Die Anzahl der einzelnen Fragen hängt letztlich von der Anzahl der bewerteten Kompetenzen ab. Auszugehen ist von einer Bandbreite von 18 bis etwa 180 Einzelpunkten – mit entsprechenden Fragen hinterlegt. Es gilt letztlich, einen Kompromiss zwischen Genauigkeit der Fragen auf der einen und dem Auswertungsaufwand auf der anderen Seite zu finden. Auch sollte die Zeit, die die Feedbackgeber zum Ausfüllen benötigen, berücksichtigt werden. Ein zu langer Fragebogen kann, individuell unterschiedlich, zu Ungenauigkeiten bei der Bewertung führen
4.1 Wer wird gefragt? Wer lädt ein? Wie wird gefragt?
Um sich dem OE/PE Prozess stellen zu können und Klarheit über den sinnvollen Einsatz dieses Feedback-Instruments zu erhalten, anbei ein paar Fragen, die Sie dabei unterstützen:
- Zielsetzung: Weshalb soll das Instrument eingeführt werden?
- Welche Zielkultur ist zukunftsweisend?
- Welche Kompetenzen/Verhaltensweisen/Lernfelder sollen Feedback erhalten?
- Wer muss an der Entscheidung über die Einführung des Instruments beteiligt werden?
- Welche Erwartungshaltung haben Geschäftsführung, Führungskräfte und Mitarbeiter an das Instrument?
- Beschluss der Geschäftsführung — unterstützt sie die Einführung?
- Welche Faktoren begünstigen oder erschweren die Einführung?
- Wie werden Führungskräfte, Teilnehmer, Feedbackgeber informiert?
- Wie wird das gesamte Unternehmen informiert?
- Wer garantiert Anonymität, Genauigkeit, Vertraulichkeit?
- Welche Konsequenzen hat das Instrument für direkt und indirekt Betroffene?
- Wie begleiten wir Führungskräfte, mit dem Ergebnis proaktiv umzugehen?
4.2 Erwartungen identifizieren, Feedbackgebergruppen festlegen
Wichtig ist es, sich im Vorfeld Gedanken zu machen wen man einladen möchte Feedback zu geben, da sehr häufig damit Erwartungen verknüpft werden, in den Prozess involviert zu werden und Einfluss nehmen zu können. Bei der Festlegung der Feedbackgebergruppen stehen dem Unternehmen unterschiedliche Optionen zur Verfügung:
- 180° Feedback: Die Führungskraft erhält Feedback vom VG und von seinen/ihren Mitarbeitern.
- 360° Feedback LIGHT: Die Führungskraft erhält Feedback von seiner Führungskraft, seinen Mitarbeitern und den Kollegen. Hinzu kommt ein Selbstbild.
- 360° Feedback: Neben die schon genannten Feedbackgebergruppen treten interne und externe Kunden, Projektauftraggeber, Mentoren und die nächsthöhere Führungskraft als Feedbackgeber ein.
Ein weiteres wichtiges Entscheidungsfeld stellt die Auswahl der einzelnen konkreten Feedbackgeber für die Führungskraft dar. Hierbei gibt es folgende Optionen:
- Auswahl von oben: Der Vorgesetzte bestimmt die Feedbackgeber namentlich.
- Auswahl durch den Feedbacknehmer: Der Feedbacknehmer bestimmt selbst, von wem er Feedback bekommen möchte. Diese Vorgehensweise ist eher selten anzutreffen
- Mischform: Die Feedbackgeber werden gemeinsam mit dem Vorgesetzten festgelegt.
Neben der Fremdbild Einschätzung durch Skalierung und einer Fragestellung, die mit Ja/Nein zu beantworten ist, können auch offene Fragen gestellt werden. Dabei ist die Auswertung dann nur individuell möglich, andererseits werden die Feedbackgeber dazu ermutigt, detailliert zu antworten.
Offene Meinungsäußerung anregen
Offene Meinungsäußerungen sollten eine Aufforderung für den zu beschreibenden Kontext haben.
Sagen Sie uns bitte offen Ihre Meinung
- Es würde besser laufen, wenn ...
- Beginnen sollten Sie mit ...
- Gut finde ich ...
- Stoppen sollten Sie ...
- Was mich motiviert ist ...
- Was mich hindert, wenn ...
Damit bieten sie den Feedbackgebern eine Möglichkeit für Bemerkungen, die in den einzelnen Punkten des Fragebogens nicht abgedeckt sind. Sie haben sich in Praxis bewährt und bieten dem Feedbacknehmer Ansatzpunkte für eine erste konkrete Verhaltensänderung.
Das 360°-Feedbacksystem bietet Unternehmen die Möglichkeit, die Unternehmenskultur zu verbessern und eine positive Arbeitsumgebung zu fördern. Durch die Schaffung einer Kultur des Vertrauens, das Festlegen klarer Ziele und Erwartungen, die Gewährleistung von Anonymität und Vertraulichkeit, die Kombination von qualitativen und quantitativen Daten und die kontinuierliche Rückkopplung und Entwicklung können Unternehmen das volle Potenzial des 360°-Feedbacks ausschöpfen.
Es erfordert eine klare Vision und das Engagement der Führungskräfte, um ein erfolgreiches Feedbacksystem zu implementieren und eine Kultur des Lernens und der Verbesserung zu etablieren. Letztendlich wird eine positive Unternehmenskultur zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit, einer besseren Leistung und langfristigem Unternehmenserfolg führen.