Zusammenfassung
Die Fertigungskosten sind neben den Materialkosten ein wichtiger Teil der Herstellkosten. Das Verhältnis zwischen Fertigungs- und Materialkosten gibt Aufschluss über die Fertigungstiefe eines Unternehmens. Je größer der Anteil der Fertigungskosten, desto intensiver ist die Fertigung selbst. Als direkter Bestandteil der Kalkulationsgrundlage sind die Fertigungskosten bestimmend für den Verkaufspreis eines Produkts und damit für den Erfolg am Markt.
1 Wie sind die Fertigungskosten strukturiert?
Die Fertigungskosten werden in drei Bereiche eingeteilt. Die Fertigungseinzelkosten lassen sich direkt dem Produkt zuordnen und sind abhängig von der Produktionsmenge. Die Fertigungsgemeinkosten umfassen alle Kosten, die in der Fertigung anfallen, jedoch nicht in direkt messbarem Zusammenhang zu den gefertigten Produkten stehen. Die Sondereinzelkosten der Fertigung lassen sich den Produkten direkt zuordnen, es besteht jedoch kein Zusammenhang zu einer bestimmten Fertigungsmenge.
2 Was ist in den Fertigungseinzelkosten enthalten?
Die Fertigungseinzelkosten setzen sich aus
- den Fertigungslöhnen und
- den Maschinenkosten
zusammen.
Beide werden direkt dem Produkt zugeordnet. Die Erfassung der Mengenkomponente ist in der Regel relativ einfach. Für die Kalkulation erfolgt die Multiplikation der Menge mit den Stücklohnkosten bzw. den Maschinenkosten. Die Ermittlung der Wertkomponente ist für die beiden Teilbereiche unterschiedlich.
Fertigungslohnkosten
Die Fertigungslohnkosten ergeben sich aus den Fertigungszeiten und den Stundenlöhnen. Es bietet sich an, für die einzelnen Arbeitsgänge durchschnittliche Stundenlöhne anzusetzen. Damit wird verhindert, dass in der Nachkalkulation die Fertigungskosten in Abhängigkeit vom eingesetzten Fertigungspersonal schwanken. Die Erfassung der notwendigen Daten erfolgt mit Lohnscheinen, die für die Fertigung ausgefüllt werden.
Genauere Fertigungslohnkosten durch automatische Ermittlung der Daten
Sie erhalten wesentlich genauere und fehlerfreie Fertigungslohnkosten, wenn Sie das manuelle Ausfüllen des Lohnscheins durch eine automatische Ermittlung ersetzen können. Werden Fertigungsmaschinen eingesetzt, die über digitale Steuerungen verfügen, können die notwendigen Daten meist mit nur wenigen manuellen Eingriffen ermittelt werden.
Maschinenstundensätze
Die Berechnung der Maschinenstundensätze erfolgt in der Kostenstellenrechnung. Dort werden die unterschiedlichen Kosten, die für eine Maschine anfallen können, gesammelt. Typische Kostenarten sind:
Diese Kosten werden im BAB mit den erbrachten Leistungen der Maschine (in der Regel die produktive Fertigungszeit) in Verbindung gebracht. Das Ergebnis ist ein Kostensatz pro Zeiteinheit (Minute, Stunde), der mit der benötigten Fertigungszeit multipliziert wird.
Fertigungseinzelkosten = Fertigungszeit x Lohnkosten pro Zeiteinheit + Maschinenzeit x Maschinenkosten pro Zeiteinheit
Bei mehreren und unterschiedlichen Arbeitsgängen und/oder Maschinen können auch mehrere unterschiedliche Lohnkosten und Maschinenkosten in die Berechnung einfließen. Alle Daten dazu werden üblicherweise im Arbeitsplan verwaltet.
3 Wie setzen sich die Fertigungsgemeinkosten zusammen?
Da die Fertigungsgemeinkosten, welche die nicht produktbezogenen Kosten umfassen, nicht auf die Fertigungsmenge verteilt werden können, muss ein anderer Weg für die Zuordnung zu den Produkten gegangen werden. Im BAB der Kostenstellenrechnung wird ein Zuschlagssatz berechnet, der eine Verteilung der Gemeinkosten auf der Grundlage der Fertigungseinzelkosten ermöglicht.
Dazu werden alle in der Fertigung entstandenen Gemeinkosten gesammelt. Gibt es in einzelnen Bereichen große Unterschiede in der Höhe der Gemeinkosten, kann auch differenziert nach Fertigungsbereichen gerechnet werden. Diese Summe wird ins Verhältnis zu den Fertigungseinzelkosten der gesamten Fertigung bzw. der jeweiligen Fertigungsbereiche gesetzt. Dadurch errechnet sich ein Prozentsatz für die Kalkulation. Da bekannt ist, in welcher Höhe Fertigungseinzelkosten im einzelnen Produkt vorhanden sind, kann mit diesem Zuschlagssatz relativ einfach eine Zuordnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger erfolgen (siehe Tab. 1).
Zuschlagssätze für Fertigungsgemeinkosten |
Bereich Fertigung |
Einzelkosten |
87.300 |
|
Gemeinkosten |
50.135 |
|
Zuschlagssatz |
57,4 % |
Bereich Montage |
Einzelkosten |
78.200 |
|
Gemeinkosten |
42.036 |
|
Zuschlagssatz |
53,8 % |
Zuschlagssätze in der Kalkulation |
Einzelkosten Produkt |
Fertigung |
12,58 |
|
Montage |
2,56 |
|
Summe |
15,14 |
Gemeinkosten Produkt |
Fertigung |
7,22 |
|
Montage |
1,38 |
|
Summe |
8,60 |
Tab. 1: Exemplarische Zuschlagssätze für Fertigungsgemeinkosten
Der Fertigungsbereich und damit die darin entstehenden Kosten sind von der weitergehenden Digitalisierung besonders betroffen. Mit Industrie 4.0 kommt es derzeit zu einer neuen industriellen Revolution, die Einfluss hat auf die Höhe der Gesamtkosten, vor allem aber auf die Aufteilung der Kosten zwischen Einzel- und Gemeinkosten. Durch die digitalen Strukturen von Industrie 4.0 werden Spezialmaschinen, produktbezogen...