Entscheidungsstichwort (Thema)

Keine Hinzuschätzungen bei Steuerhinterziehung

 

Leitsatz (redaktionell)

Die Voraussetzungen einer Steuerhinterziehung sind einer "Schätzung" nicht zugänglich, sie müssen dem Steuerpflichtigen auch im Steuerverfahren nachgewiesen werden.

 

Normenkette

AO §§ 162, 371; FGO § 69 Abs. 2

 

Gründe

I.

Die Beteiligten streiten darüber, ob der Antragsgegner berechtigt ist, weitere Einkünfte aus Kapitalvermögen zu den von dem Antragsteller für die Streitjahre bereits erklärten Beträgen hinzuzuschätzen.

Der verheiratete und mit seiner Ehefrau zusammen veranlagte Antragsteller erzielte in den Streitjahren als GmbH-Geschäftsführer Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit. Daneben erklärte er in den Streitjahren folgende Einkünfte aus Kapitalvermögen:

Jahr

Betrag

Fundstelle

1988

43.142 DM

Bl. 8 Bd. III ESt-Akten

1989

21.924 DM

Bl. 23 Bd. III ESt-Akten

1990

35.976 DM

Bl. 35 Bd. III ESt-Akten

1991

221.400 DM

Bl. 135 Bd. III ESt-Akten

1992

192.243 DM

Bl. 154 Bd. III ESt-Akten

Nachdem bei der Steuerfahndungsstelle des Finanzamtes Hamburg-... bekannt geworden war, dass der Antragsteller Kapitalanlagen bei der A-Bank Luxembourg S. A. unterhalten hatte, wurde er mit Schreiben vom 20.10.1999 um Überprüfung gebeten, ob die aus den ausländischen Anlagen resultierenden Erträge vollständig der Besteuerung unterworfen worden seien. Der Antragsteller erklärte daraufhin mit Schreiben vom 15.2.2000 (Bl. 146 Bd. IV ESt-Akten) für die Jahre 1993 bis 1997 folgende Einkünfte aus Kapitalvermögen, die er aus dem Ausland bezogen habe, nach:

1993

DM 119.176

1994

DM 66.400

1995

DM 60.016

1996

DM 36.841

1997

DM 26.640

Für die Vermögensteuer erklärte der Antragsteller sein sonstiges Vermögen auf den 01.01.1995 mit 1.335.000 DM nach.

Die Steuerfahndungsstelle wertete diese Nacherklärungen als Selbstanzeige im Sinne von § 371 AO und verzichtete zunächst auf die Einleitung eines Steuerstrafverfahrens. Der steuerliche Berater des Antragstellers wurde mit Schreiben vom 28.02.2000 aufgefordert, Angaben zu den Kapitalerträgen des Antragstellers seit 1989 und den Kapitalbeständen ab dem 01.01.1989 zu machen, da im Falle der Steuerhinterziehung die Festsetzungsfrist 10 Jahre betrage. Nach weiterem Schriftwechsel mit dem steuerlichen Berater leitete die Steuerfahndungsstelle mit Schreiben vom 17.04.2000 das Steuerstrafverfahren ein, da der Verdacht bestünde, dass der Antragsteller unrichtige Einkommensteuer- und Vermögensteuererklärungen abgegeben habe. Aus den der Steuerfahndungsstelle für die Streitjahre 1990 bis 1992 vorliegenden Belegen der A-Bank Luxembourg S. A. (Bl. 73 bis 145 der Einkommensteuerakten Bd. IV) hatte sich nämlich herausgestellt, dass der Antragsteller folgende Festgeldzinsen aus Euro-Anlagen erzielt hatte:

Konto 1:

Zeitraum

Zinstage

Anlagebetrag in DM

Zinssatz in %

Zinsertrag in DM

03-09/90

184

709.018,24

8,4375

30.576,41

09-11/90

61

739.594,65

8,0000

10.025,62

11-11/90

7

749.620,27

7,7500

1.129,64

11-11/90

8

750.749,91

7,5000

1.251,25

11/90 - 1/91

62

752.001,16

8,5000

6.924,68 (39/62)

Summe für 1990:

49.907,60

Zeitraum

Zinstage

Anlagebetrag in DM

Zinssatz in %

Zinsertrag in DM

11/90 - 01/91

92

752.001,16

8,5000

4.083,78 (23/62)

01-03/91

61

763.009,62

8,5000

10.989,46

03-05/91

64

773.999,08

8,6250

11.867,99

05-07/91

62

785.867,07

8,5000

11.504,22

07-09/91

63

797.371,29

8,5625

11.948,11

09-11/91

60

809.319,40

8,7500

11.802,57

11/91 - 02/92

91

821.121,97

9,0625

6.614,59 (32/91)

Summe für 1991:

68.810,72

Konto 2:

Zeitraum

Zinstage

Anlagebetrag in DM

Zinssatz in %

Zinsertrag in DM

03-09/90

184

320.846,07

8,3750

13.733,99

09/90 - 03/91

181

334.580,06

8,2500

7.820,81 (102/181)

Summe für 1990

21.554,80

Zeitraum

Zinstage

Anlagebetrag in DM

Zinssatz in %

Zinsertrag in DM

09/90 - 03/91

181

334.580,06

8,2500

6.057,29 (79/181)

03-06/91

93

348.458,16

8,6250

7.764,08

06-09/91

94

356.222,24

8,5625

7.964,29

09-12/91

91

364.186,53

8,6250

7.940,03

12/91 - 03/92

91

372.126,56

9,0625

843,10 (9/91)

Summe für 1991:

30.568,79

Konto 3:

Zeitraum

Zinstage

Anlagebetrag in DM

Zinssatz in %

Zinsertrag in DM

05-08/90

92

404.934,69

7,9375

8.213,99

08-11/90

91

413.148,68

8,0000

8.354,78

11-12/90

7

421.503,46

7,2500

594,20

12/90

7

422.097,66

7,7500

636,08

12/90

7

422.733,74

7,5625

621,62

12/90 - 01/91

25

423.355,36

8,6250

1.014,29 (10/25)

Summe für 1990

19.434,96

12/90 - 01/91

25

423.355,36

8,6250

1.521,43 (15/25)

01/91

7

425.891,08

8,0000

662,50

01/91

7

426.553,58

7,5000

622,06

01 - 02/91

7

427.175,64

7,5000

622,06

02 - 03/91

28

427.798,60

8,4375

2.807,42

03 - 04/91

31

430.606,03

8,5000

3.151,80

04 - 07/91

91

433.757,83

8,7500

9.593,88

07 - 10/91

94

443.351,71

8,6875

10.057,00

10 - 12/91

63

453.408,71

8,7500

6.942,82

12/91 - 02/92

63

460.351,53

9,1250

2.567,10 (22/63)

Summe für 1991

38.548,98

Nachdem der steuerliche Berater auch in den Bericht der Steuerfahndungsstelle vom 10.08.2000 (Bl. 65 f. der Einkommensteuerakten Bd. IV) Einsicht genommen hatte, war er wiederholt, zuletzt mit Schreiben vom 31. 05.2000, gebeten worden, Angaben zu den Kapitalerträg...

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