Entscheidungsstichwort (Thema)
Containerbauten als zweckbestimmte ortsfeste Gebäude im Sinne des Bewertungsgesetzes
Leitsatz (amtlich)
1. Erscheinungsbild bzw. bauliche Gestaltung sprechen für ein zweckbestimmtes ortsfestes und nicht nur provisorisches Gebäude, wenn Container mit zusätzlichen Bauteilen versehen werden, deren Abriss für eine Ortsveränderung notwendig wäre; dagegen genügt nicht bereits das Vorhandensein von Strom-, Wasser-, Siel- oder ähnlichen Versorgungsanschlüssen.
2. Die - entweder provisorische oder bleibende - Zweckbestimmung der Containerbauten lässt sich prüfen anhand
- baurechtlicher Genehmigungen,
- der Funktion bzw. Art der Nutzung der Containerbauten oder
- des Ausmaßes ihrer Integration in das Unternehmen oder auf dem Gelände.
3. Soweit die Container aufgrund Vermietung bzw. Leasing im Betrieb oder auf dem Grundstück eines Kunden des Eigentümers aufgestellt werden, kommt es auf die dortige Prüfung von Erscheinungsbild und Zweckbestimmung an.
Normenkette
BewG §§ 68, 94
Gründe
Die Beteiligten erhalten folgende Hinweise zur Rechtslage (einschließlich der Rechtsauffassung des Senats):
Bewertungsgesetz:
Containerbauten als Gebäude im Sinne von §§ 68, 94 BewG?
1. Bewertungsrechtlich ist ein Gebäude ein Bauwerk, das durch räumliche Umschließung Schutz gegen äußere Einflüsse gewährt, den nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen gestattet, fest mit dem Grund und Boden verbunden sowie von einiger Beständigkeit und standfest ist (Urteile BFH vom 26.10.2011 II R 27/10, BFHE 235, 192, BStBl II 2012, 274, Rz. 13 m. w. N., vorgehend FG Hamburg vom 20.04.2010 3 K 18/10, EFG 2010, 1289, DStRE 2011, 356 m. w. N.).
2. Die feste Verbindung mit dem Boden ist vor allem dann gegeben, wenn einzelne oder durchgehende Fundamente vorhanden sind, das Bauwerk auf diese gegründet und dadurch mit dem Boden verankert ist.
Dementsprechend werden auch Container-, Raumzellen-, Modulbauten, Pavillons, Baracken oder Buden als Gebäude eingeordnet, soweit sie auf ortsfesten Fundamenten ruhen (BFH, Beschluss vom 12.03.1997 II B 71/96, BFH/NV 1997, 642; Urteile vom 25.04.1996 III R 47/93, BFHE 180, 506, BStBl II 1996, 613 m. w. N.; vom 10.06.1988 III R 65/84, BFHE 154, 143, BStBl II 1988, 847).
Befindet sich das Bauwerk auf einem Fundament, so ist unerheblich, ob das Bauwerk mit dem Fundament fest verbunden ist, wie tief das Fundament ist und ob es frostsicher ist (BFH-Urteile vom 10.06.1988 III R 65/84, BFHE 154, 143, BStBl II 1988, 847; vom 24.05.1963 III 140/60 U, BFHE 77, 156, BStBl III 1963, 376).
Für die Annahme eines Fundaments genügen ein Streifenfundament, eine Pfahlgründung, eingegrabene Betonstützen oder eine andere gesonderte (eigene) Einrichtung, die eine ortsfeste Verbindung des aufstehenden "Bauwerks" mit dem Grund und Boden bewirkt (Urteile BFH vom 26.10.2011 II R 27/10, BFHE 235, 192, BStBl II 2012, 274, Rz. 14 m. w. N., vorgehend FG Hamburg vom 20.04.2010 3 K 18/10, EFG 2010, 1289, DStRE 2011, 356 m. w. N.; BFH vom 25.04.1996 III R 47/93, BFHE 180, 506, BStBl II 1996, 613; vom 23.09.1988 III R 67/85, BFHE 155, 228, BStBl II 1989, 113; FG Brandenburg vom 26.01.1994 2 K 33/93 I, Juris).
Als Fundament genügt mit anderen Worten eine Einrichtung, die nicht schon durch bloßen Abtransport wieder beseitigt werden kann (Urteile BFH vom 23.09.1988 III R 67/85, BFHE 155, 228, BStBl II 1989, 113 m. w. N.; vom 01.12.1970 VI R 380/69, BFHE 101, 455, BStBl II 1971, 317; Thüringer FG vom 06.12.1995 I 36/95, EFG 1996, 524).
3. Ausnahmsweise wird eine ortsfeste Verbindung auch bejaht, wenn das Bauwerk lediglich durch sein Eigengewicht auf dem Grundstück festgehalten wird, sofern nur dieses Eigengewicht einer Verankerung gleichwertig ist (Urteile BFH vom 26.10.2011 II R 27/10, BFHE 235, 192, BStBl II 2012, 274, Rn. 15 m. w. N.; vorgehend FG Hamburg vom 20.04.2010 3 K 18/10, EFG 2010, 1289, DStRE 2011, 356 m. w. N.).
Dementsprechend werden ausnahmsweise auch Container-, Raumzellen- oder Modulbauten, Pavillons, Baracken oder Buden ohne Fundament z. B. auf Kanthölzern, Schwellen, Betonbalken, einzelnen Steinen, Platten oder dergleichen bewertungsrechtlich als Gebäude eingeordnet; zumal es häufig nur von der Bodenbeschaffenheit abhängt, ob ein Fundament erforderlich oder entbehrlich ist (BFH-Urteil vom 23.09.1988 III R 67/85, BFHE 155, 228, BStBl II 1989, 113).
4. Bei der in Ermangelung eines Fundaments nötigen Abgrenzung gegenüber lediglich auf dem Boden abgestellten beweglichen Sachen wird auf Hilfskriterien abgestellt (Urteile FG Rheinland-Pfalz vom 18.03.2011 4 K 2522/08, EFG 2012, 1118, DStRE 2012, 932; FG Hamburg vom 20.04.2010 3 K 18/10, EFG 2010, 1289, DStRE 2011, 356 m. w. N.).
5. Stets ist ein Gebäude anzunehmen bei der Aufstelldauer von sechs Jahren als Hilfskriterium (FG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 18.03.2011 4 K 2522/08, EFG 2012, 1118, DStRE 2012, 932). Für diese Dauer spricht der ursprünglich in § 21 BewG für eine neue Hauptfeststellung bzw. Qualifizierung vorgesehen gewesene Zeitraum (BFH-Urteil vom 23.09.1988 III R 67/85, ...