Zusammenfassung
Durch starke Auftragsschwankungen sind flexible Kapazitäten für Unternehmen von hoher Bedeutung.
Mitarbeiter haben ihrerseits Wünsche zur Arbeitszeit, die je nach Lebensphase variieren.
Die Kunst ist es, die Anforderungen des Marktes und der Kunden mit den unternehmerischen Zielen und den Perspektiven der Mitarbeiter in deren unterschiedlichen beruflichen und privaten Lebensphasen miteinander zu verbinden.
Der Beitrag zeigt anhand von zwei Beispielen, wie innovativ Unternehmen agieren können, um die eigenen Anforderungen und die des Marktes mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter zu vereinbaren.
Dabei wird deutlich, dass es bei solchen Modellen nicht um höchste Renditen geht. Die von Unternehmen und Arbeitnehmern erwünschte hohe Flexibilität erfordert einen hohen Organisations- und Verwaltungsaufwand.
1 Harmonisieren von Mitarbeiterwünschen und Anforderungen des Unternehmens
Lebenszyklusorientierte Personalpolitik
Ausbildung - Arbeit - Ruhestand: So lautete jahrzehntelang der klassische Dreiklang der Lebens- und Berufsplanung. Mit der Verlängerung der Lebensarbeitszeit, der Notwendigkeit des lebenslangen Lernens und dem "Tsunami" der demografischen Herausforderung ist dieses Muster schon lange nicht mehr haltbar. Eine betriebliche Antwort auf diese Herausforderung ist die "lebenszyklusorientierte Personalpolitik" (s. Abb. 1).
Abb. 1: Differenzierte Wege der beruflichen Entwicklung
1.1 Bedeutung der Arbeitszeitgestaltung
Marktanforderungen und Mitarbeiterbedürfnisse vereinbaren
Die Kunst ist es, die Anforderungen des Marktes und der Kunden mit den unternehmerischen Zielen und den Perspektiven der Mitarbeiter in deren unterschiedlichen beruflichen und privaten Lebensphasen miteinander zu verbinden. Der Arbeitszeitgestaltung kommt hierbei eine zentrale Bedeutung zu, weil sie bei den Beschäftigten einen sehr hohen Stellenwert für die Zufriedenheit mit der Arbeit besitzt. Die entsprechenden Wünsche und Vorstellungen sind stark von individuellen Faktoren, der Lebensphase und den Leistungsvoraussetzungen abhängig. Deshalb befördern Konzepte, bei denen die Mitarbeiter die Arbeitszeit in gewissen Grenzen selbst gestalten können, die Arbeitszufriedenheit und demzufolge die Motivation der Mitarbeiter.
1.2 Wünsche der Beschäftigten
Beruf und Familie besser vereinbar machen
Vor allem wünschen sich viele Erwerbstätige, die beruflichen Verpflichtungen besser mit den familiären vereinbaren zu können. Dies ist aber nur ein Aspekt, in dem es darum geht, die Kindererziehung oder die Pflege von älteren Angehörigen zu ermöglichen. Ferner plädieren viele Beschäftigte auch dafür, die wöchentliche Arbeitszeit ab einem bestimmten Lebensalter zu reduzieren. Flexible Arbeitszeiten wie z. B. Gleitzeit, Teilzeit, Jahres-/Lebens-/Arbeitszeitkonten, Freistellungsregelungen wie Sonderurlaub und Sabbatical bieten die Chance, alle diese Anforderungen aus Sicht der Betriebe und der Beschäftigten zu vereinbaren.
Flexibilität
Einer Allensbach-Umfrage zufolge sind etwa zwei Drittel aller berufstätigen Eltern unzufrieden mit ihren Arbeitszeiten, 96 % wünschen sich flexiblere Modelle und über 90 % finden solche Modelle wichtiger als das Gehalt. Flexible Arbeitszeitmodelle können also heute schon ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen in allen Branchen sein, weil mit deren Hilfe auch Fachkräftepotenziale zu erschließen sind. Über zwei Millionen zusätzliche Arbeitskräfte könnten einer Studie der Bundesagentur für Arbeit zufolge alleine durch die bessere Integration der Frauen gewonnen werden. Wie innovativ die Unternehmen teilweise agieren, belegen die beiden folgenden Beispiele.
2 Beispiele aus der Unternehmenspraxis
2.1 Maschinenbauer Trumpf
Basisarbeitszeit
Flexibilität heißt also das Zauberwort, von dem Unternehmen und Mitarbeiter gleichermaßen profitieren. Die Maschinenbaufirma Trumpf in Ditzingen bei Stuttgart verspricht seit 2011 mit einem hochflexiblen Arbeitszeitmodell den 4.000 Inlandsmitarbeitern eine weitreichende Gestaltungsfreiheit. Alle zwei Jahre können die Beschäftigten entscheiden, ob sie ihre Wochenarbeitszeit erhöhen oder reduzieren wollen. Im ersten Schritt können die Beschäftigten ihre Basisarbeitszeit zwischen 15 und 40 Stunden festlegen. Nach zwei Jahren kann die Arbeitszeit dann wieder verändert werden oder der Mitarbeiter kehrt zu seiner Basisarbeitszeit zurück, die ihm vertraglich zusteht.
Familien- und Weiterbildungskonto
Außerdem können die Mitarbeiter bis zu 1.000 Stunden auf ein individuelles Konto "einzahlen" und das Guthaben später für längere Freizeiten einsetzen. Dies wird als sog. "Familien- und Weiterbildungskonto" geführt, das blockweise in Anspruch genommen werden kann. Die damit angesparte Freizeit kann für eine Weltreise, für Weiterbildung oder für die Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen genutzt werden. Ein solches Konto kann aber auch Schritt für Schritt reduziert werden, um z. B. einen gleitenden Übergang in den Ruhestand zu ermöglichen.
Sabbatical
Ein besonders attraktives Angebot stellt sicherlich das sog. Sabbatical dar. Bei Trumpf können die Beschäftigten eine Auszeit von bis zu zwei Jahren nehmen. Dabei zahlt das Unternehmen während der genehmigten Auszeit die Hälfte des Gehalts weiter. Vor oder nach dem Sabbatic...