F&E-Bereich sollte besonders intensiv gesteuert werden
Die Steuerung des Innovationsprozesses im Allgemeinen und des Forschungs- und Entwicklungsbereichs (F&E-Bereich) im Speziellen wird in vielen Unternehmen als große Herausforderung angesehen. Dabei erfordern der strategische Charakter von F&E und die im Verhältnis zum Umsatz oft hohen F&E-Budgets als Investition in die Zukunftsfähigkeit ein besonders intensives Controlling des F&E-Bereichs, bei dem auch Kennzahlen eine wichtige Rolle spielen sollten. Die Praxis zeigt allerdings, dass viele Unternehmen sich mit Kennzahlen für den F&E-Bereich sehr schwertun. Doch warum ist das so?
Eine Reihe von Faktoren kommt hier zum Tragen:
- große Zeitspanne zwischen Kosten (F&E) und Nutzen (Umsatzerlöse durch Neuprodukte, Kostensenkung durch Einsatz neuer Technologien, …)
- gute Planbarkeit der in näherer Zukunft anfallenden Kosten, schlechte Planbarkeit der in fernerer Zukunft anfallenden Erlöse
- Schwierigkeit, angemessene Zielwerte für Kennzahlen festzulegen, z. B. Umsatzziele in ferner Zukunft für völlig neuartige Produkte
- Steuerung über Kennzahlen ist schwierig, da die Abgrenzung des Erfolgs von Innovationen zwischen beteiligten Funktionen wie F&E und Marketing/Vertrieb oft nicht möglich ist
- kein einheitlicher Kennzahleneinsatz in verschiedenen Phasen der F&E möglich
- Der weit verbreitete Periodenbezug von Kennzahlen ist in F&E nicht sinnvoll, vielmehr müssen Lebenszyklusbetrachtungen für Produkte oder Technologien herangezogen werden, da die Projekte sich meist über mehrere Jahre hinziehen.
- Eine Einschränkung der Kreativität durch den Einsatz von Kennzahlen wird befürchtet, obwohl dies empirisch widerlegt ist. Häufig ist dies ein Scheinargument, um den in vielen Fällen noch ohne Kennzahlen gesteuerten F&E-Bereich von diesen freizuhalten.
F&E: Vorsichtiger Umgang mit Kennzahlen
Einige dieser Faktoren liegen in der Natur der Dinge. Mit allen lässt sich durch gezielten Einsatz ausgewählter Kennzahlen umgehen. Zu beobachten ist aber, dass im F&E-Bereich besonders vorsichtig mit Zielvorgaben umgegangen werden sollte. Eine Reihe weit verbreiteter Kennzahlen hat als Istzahl Informationscharakter, führt aber als Zielvorgabe zu Fehlanreizen.
Wie in Abb. 1 dargestellt, ist F&E in diesem Zusammenhang nicht isoliert zu betrachten, sondern muss im Kontext vorgelagerter (Ideengenerierung) und nachgelagerter (Vermarktung) Prozesse betrachtet werden.
Abb. 1: F&E im Innovationsprozess
Auch viele Kennzahlen zur Steuerung des F&E-Bereichs gehen daher über den reinen F&E-Bereich hinaus und beziehen Aspekte wie den Umsatz neuer Produkte aus der Vermarktungsphase oder gar den Gesamtumsatz des Unternehmens mit ein.