Markus Kirchmann, Florian Werner
Zusammenspiel von Konzern, Segmenten und Gesellschaften
Die vertikale Integration beschreibt die Erhöhung des Integrationsgrads zwischen ERP- und Group-Systemen, mit dem Ziel, das Zusammenspiel von Konzern, Segmenten und Gesellschaften zu verbessern. Inhaltlich steht die einheitliche Verwendung von Kennzahlen und Bewertungsvorschriften im Fokus, sodass Sachverhalte vom Einzelabschluss bis zum Konzernberichtswesen durchgängig einheitlich dargestellt werden. Die Group-Reporting-Studie zeigt, dass beinahe 90 % der Teilnehmer konkrete Maßnahmen zur Erhöhung der vertikalen Integration anstreben. Dabei steht bei ca. 89 % der Teilnehmer die Integration ausgewählter Buchungsmerkmale wie Konten, Bewegungsarten und Funktionsbereiche im Fokus. An zweiter Stelle steht bei der Hälfte der relevanten Teilnehmer die Integration organisationsbezogener Merkmale. Von dieser profitieren insbesondere Konzerne mit Mehrsegmentgesellschaften, die ihre Segmente über gesellschaftsinterne Strukturinformationen wie z. B. Profit-Center ableiten (s. o.).
Die transparente Abbildung von Funktionen und Funktionsbereichen auf Ebene des Konzerns schafft die Voraussetzungen für eine stark integrierte Finanzberichterstattung. Auf Basis der Funktionsbereiche kann so beispielsweise eine Überleitung des Ergebnisschemas vom Gesamtkostenverfahren (GKV) auf das Umsatzkostenverfahren (UKV) auf Konzernebene erfolgen. Die Funktionsmerkmale ermöglichen zudem eine detaillierte Analyse der Funktionskosten der einzelnen Funktionen auf Basis des integrierten Finanzdatenbestands.
Anhand des gewählten Beispiels wird deutlich, dass die vertikale Integration nicht ohne ein Mindestmaß an horizontaler Integration sinnvoll ist. Bei der vertikalen Integration geht es darum, die gewonnenen operativen Informationen auch auf Ebene des Konzerns möglichst detailliert verfügbar zu machen. Liegen z. B. Legal- und Managementberichterstattung unabgestimmt vor, so resultieren aus einer hohen vertikalen Integration zwangsläufig Inkonsistenzen im Konzernberichtswesen. Beide Integrationsgrade sollten daher aufeinander abgestimmt werden. Die Harmonisierung von EPR-Strukturen begünstigt dabei neben der horizontalen Integration ebenfalls Vorhaben zur vertikalen Integration.
Allerdings kann der Integrationsgrad zwischen ERP- und Group-Ebene durchaus unterschiedlich ausgeprägt sein. Die verschiedenen Szenarien können am Beispiel des Positions- bzw. Kontenplans gezeigt werden. Beginnend mit der Formulierung einer Positionsplanrichtlinie über die Vereinbarung eines operativen Konzernkonten- und Kostenstellenrahmens bis hin zur Implementierung eines gemeinsamen ERP-Systems können Maßnahmen mit unterschiedlicher Intensität umgesetzt werden.
Eine hohe vertikale Integration muss dabei nicht zwingend mit einer Harmonisierung der ERP-Landschaft einhergehen. So können Konzerne trotz Etablierung eines konzernweit einheitlichen operativen Kontenplans in den ERP-Systemen dennoch auf Konzernebene lediglich einen aggregierten Positionsplan verwenden. Der Vorteil eines gemeinsamen ERP im Hinblick auf die vertikale Integration besteht dann weiterhin in der einheitlichen Abbildung der Geschäftsvorfälle und der einheitlichen und zentralen Mapping-Logik vom Kontenplan in den Positionsplan.
Mit der Harmonisierung der ERP-Systeme werden jedoch Voraussetzungen für eine hohe vertikale Integration geschaffen. So erlaubt sie, die Detaillierung des Kontenplans auf die Konzernebene zu heben und so auf einen aggregierten Positionsplan und das erforderliche Mapping der Konten gänzlich zu verzichten. Im Ergebnis können damit Sachverhalte aus dem Einzelabschluss auch auf Konzernebene detailliert dargestellt werden.