Die Gewinn- und Verlustrechnung sagt grundsätzlich mehr aus als die Bilanz. Zwar wird auch sie zu einem bestimmten Stichtag aufgestellt. Ihre Positionen und Werte haben aber zumindest teilweise dynamischen Charakter, da sie eine zeitraumbezogene Rechnung ist.
Untersucht werden sollten folgende Hauptgruppen:
- Gesamtleistung
- Erträge (Erlöse)
- Aufwendungen (Kosten)
- Jahresüberschuss
4.2.1 Gesamtleistung
Beurteilt werden sollten insbesondere die Umsatzerlöse und der Bestand an fertigen und unfertigen Erzeugnissen.
Die Umsatzerlöse spiegeln den Gegenwert der vom Unternehmen erbrachten Leistung wider. Die Umsatzerlöse im Untersuchungszeitpunkt können mit den Umsatzerlösen vergangener Perioden und den für die Zukunft geplanten (wahrscheinlichen) Erlösen verglichen werden. Anhand dieser Daten kann eine Einschätzung der zur Verfügung stehenden Einnahmen vorgenommen werden.
4.2.2 Erträge
Ertragsposten können in Gruppen zusammengefasst werden. Einerseits handelt es sich um betriebliche, aber außerordentliche Erträge, andererseits um betriebsfremde Erträge. Diese Gewinn- und Verlustrechnungsposten haben mit dem Unternehmenszweck nichts oder nur mittelbar zu tun. Um die Liquiditätsfrage zu klären, müssen sie berücksichtigt werden. Die Analyse bezieht sich vor allem darauf, ob und in welcher Höhe in Zukunft mit derartigen Erträgen zu rechnen sein wird. Weiterhin interessiert der Anteil dieser Ertragspositionen am Jahresergebnis.
Betriebsfremde und außerordentliche Ertragspositionen
Die langfristige Liquidität des Unternehmens ist meist umso geringer einzuschätzen, je höher der Anteil der betriebsfremden und außerordentlichen Ertragspositionen am Jahresüberschuss ist.
4.2.3 Aufwendungen
Aufwendungen können in Aufwendungen, die dem Unternehmenszweck dienen, und in Aufwendungen, die analog den Erträgen betrieblich, aber außerordentlich und betriebsfremd sind, aufgeteilt werden. Betriebliche Aufwendungen sind i. d. R. die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren, die Personalaufwendungen einschließlich sozialer Abgaben etc., Abschreibungen auf Sachanlagen, Zinsen auf das betriebsnotwendige Kapital sowie die Steuern, soweit sie den betrieblichen Anteil des Jahresüberschusses betreffen.
Sind diese Untersuchungen abgeschlossen und die entsprechenden Werte ermittelt, kann eine Neugruppierung der Gewinn- und Verlustrechnung anhand des folgenden Schemas vorgenommen werden:
1. Produktivertrag |
|
Gesamtleistung laut GuV-Rechnung |
./. |
Betriebsbedingte Aufwendungen |
= |
Produktivertrag (produktiver Anteil am Jahresüberschuss) |
2. Zusatzertrag |
|
Betriebliche außerordentliche und betriebsfremde Erträge |
./. |
Betriebliche außerordentliche und betriebsfremde Aufwendungen |
= |
Zusatzertrag (betrieblich außerordentlicher und betriebsfremder Anteil am Jahresüberschuss) |
Einzelne Darstellung der Ertrags- und Aufwandspositionen
Das Schema enthält nur die Hauptpositionen. In der betrieblichen Praxis ist es sinnvoller und auch für die Auswertung ergiebiger, wenn die Ertrags- und Aufwandspositionen einzeln dargestellt werden.
Produktivertrag und Zusatzertrag müssen zusammen den in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesenen Jahresüberschuss ergeben. Je geringer der Anteil des Produktivertrags ist, desto problematischer wird dies für die langfristige Sicherstellung der Liquidität.
4.2.4 Jahresüberschuss
Die abschließende Untersuchung zur Gewinn- und Verlustrechnung bildet die Analyse des Jahresüberschusses:
Der Produktivertrag kann dem Zusatzertrag gegenübergestellt werden. Weitere Erkenntnisse liefert die prozentuale Darstellung der einzelnen Positionen. Im Extremfall kann ein positiver Jahresüberschuss (Gewinn) aus einem negativen Produktivertrag (Verlust) und einem hohen positiven Zusatzertrag bestehen. Dies ist unter Liquiditätsgesichtspunkten negativ zu bewerten. Andererseits kann ein negatives Jahresergebnis (Verlust) aus einem positiven Produktivertrag (Gewinn) und einem hohen negativen Zusatzertrag bestehen. Dies ist unter Liquiditätsgesichtspunkten nicht so negativ zu bewerten, davon ausgehend, dass ein negativer Zusatzertrag i. d. R. nicht dauerhaft besteht. Für die langfristige Liquiditätsbetrachtung ist ein möglichst hoher Produktivertragsanteil am Jahresüberschuss günstiger einzuschätzen. Zusätzliche Erkenntnisse sind durch eine mehrjährige Betrachtung möglich.
Ferner sollte die Verwendung des Jahresüberschusses dargestellt werden. Eine Ausschüttung wird negativ beurteilt, weil damit dem Unternehmen Mittel entzogen werden. Die Ausschüttung kann unter einem anderen Blickwinkel positiv wirken, nämlich dann, wenn künftig weitere Kapitalzuführungen von den Eigentümern geleistet werden sollen. Dies wird umso leichter möglich sein, je günstiger die Ausschüttung von den Eigentümern beurteilt wird. Wer keine Rendite für sein Kapital bekommt, wird nur ungern zusätzliche Mittel bereitstellen.
4.2.5 Beispiel-Betrachtung einer liquiditätsgegliederten Gewinn- und Verlustrechnung
Abb. 4: Liquiditätsgegliederte Gewinn- und Verlustrechnung
Erläuterungen der Spalten:
Spalte 1: |
GuV-Positionen (teils zusammengefasst bzw. aufgespalten) |
Spalten 2 – 3: |
Zahlen in TEUR laufende Periode |
Spalte 4: |
Pro... |