Während die Entwicklung der Computer und der Anfänge des Internets noch fast allmählich vor sich ging und mehrere Jahrzehnte in Anspruch nahm, vollziehen sich die Änderungen in den letzten 15 Jahren mit atemberaubender Geschwindigkeit. Dass liegt vor allem daran, dass das rein empirisch begründete Mooresche Gesetz, nach dem sich die Komplexität integrierter Schaltkreise mit minimalen Komponentenkosten regelmäßig etwa alle 18 Monate verdoppelt, nun schon seit mehr als 50 Jahren ungebrochen gilt.
Wir sind uns der Wucht exponentieller Entwicklungen normalerweise nicht bewusst. Sie entspricht nicht unserem Denken. Bei einer Verdopplung alle 18 Monate entsteht nach 10 Jahren ein Faktor von ca. 100. Nach 30 Jahren sind wir bereits bei einem Faktor über 1 Million. Nach 50 Jahren erreicht der Faktor fast 11 Milliarden und er erhöht sich im 51. Jahr auf mehr als 17 Milliarden und im 52. Jahr werden 27 Milliarden überschritten. Solange dieser Trend anhält und die Erweiterung der elektronischen Möglichkeiten nicht an die Grenzen der Naturkonstanten stoßen, wird sich das Tempo also noch erhöhen.
Das zeigt sich an der praktischen Entwicklung der letzten 10 Jahre.
Die Technologie der "mobile devices" mit ihrer unerschöpflichen Vielfalt an Applikationen hat in der kurzen Zeit seit 2008 fast die gesamte Welt erobert und ermöglicht eine neue Stufe der sozialen Kommunikation wie der Automatisierung durch unmittelbare informative Vernetzung und Selbststeuerung von Maschinen und Logistik. Bei der Vorstellung des ersten Software Development Kits für das iPhone Mitte 2008 freute sich Apples Gründer und damaliger CEO Steve Jobs auf "tausende" Apps von externen Entwicklern. Tatsächlich gibt es mittlerweile über 2 Mio. unterschiedliche Apps.
Die Entwicklung erster breit nutzbarer Formen von künstlicher Intelligenz und selbstlernenden Maschinen ermöglicht die Analyse großer Datenmengen in strukturierter und unstrukturierter Form. Das hat die Herausbildung einer Robotik vorangetrieben und zugleich dazu geführt, dass bereits heute auf die Bedürfnisse einzelner Kunden ausgerichtete Unikate zu den Kosten früherer Massenprodukte erzeugt werden können.
Mit der Blockchain-Technologie (distributed ledger, dezentrale Dokumentation) entstehen bisher unbekannte Möglichkeiten der weitgehend fälschungssicheren Übertragung und Speicherung von Daten, mit denen die Abwicklung von Geschäften unmittelbar zwischen den beteiligten Partnern – d. h. ohne die heute noch erforderlichen "Intermediäre" wie z. B. Banken oder Notare – erfolgen kann. Mit dieser Technologie entstehen auch neue Möglichkeiten für eine sichere Kommunikation zwischen Maschinen.
Überregulierung vs. Unterregulierung
Es gibt in diesem Zusammenhang sowohl eine deutliche Regelungslatenz (fehlender/verzögerter rechtlicher Rahmen für neue Technologien etc.) als auch eine deutliche Überregulierung an anderer Stelle. Dies ist sowohl ein Problem für die Unternehmenssteuerung als auch zugleich eine Chance für innovative neue Lösungen.
Moderne Unternehmen und Staaten sind heute in der Lage, die Bedürfnisse und Verhaltensweisen jedes einzelnen Kunden und Bürgers zu erkennen und zu beeinflussen. Individuelles Marketing, individuelles Pricing, individuelle Lieferkonditionen und gemeinsame Produktgestaltung (Co-Creation) entwickeln sich allmählich zu Standards für Kundenbeziehungen. Daraus entsteht viel Kundennutzen, es führt aber auch zu einer Transparenz, die vielen Menschen unangenehm oder sogar unheimlich ist. Digitalisierte Belohnungs- und Bestrafungssysteme lassen autoritäre Staaten über das Kontrollieren der Bewegungen hinaus das Verhalten ihrer Bürger steuern (Chinesisches digitales Sozialkreditsystem). Für Unternehmen gilt, mit den neuen Möglichkeiten verantwortlich und vertrauenswürdig umzugehen.
Moderne Unternehmen richten sich ebenso auf die individuellen Potenziale ihrer Mitarbeiter aus. Individuelle Kundenbeziehungen wie auch die Steuerung moderner Maschinen, Anlagen und Geräte erfordern selbständig handelnde Menschen, die bereit und in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen und sich an den Zielen des Unternehmens zu orientieren. In den Übergangsprozessen der digitalen Transformation benötigen und realisieren Unternehmen die Kooperation mit ihren Belegschaften bis hin zu Vereinbarungen mit Betriebsräten und Gewerkschaften, um Ängste und Hemmnisse abzubauen. War es in Zeiten des mechanistischen Organisationsverständnisses üblich, den Menschen in sachlich hergeleitete Funktionen einzuordnen, erkennen immer mehr Unternehmen die Chancen, die darin liegen, die Organisation entlang der Stärken und Talente der Mitarbeiter zu gestalten und ihnen eigenständige Rollen zu übertragen.
Moderne Unternehmen beziehen ihre erfolgskritischen Kooperationspartner in ihre strategischen Entwicklungen mit ein, um ein Kompetenz-Netzwerk aufzubauen, das flexibel auf die Veränderungen der Märkte reagieren kann. Das schließt den Austausch von Daten ebenso ein wie die gemeinsame Koordination vernetzter Pro...