Die Gewinnvergleichsrechnung ist neben der Kostenvergleichsrechnung im Rahmen der Investitionsrechnungen ein auch für Laien überschaubares Verfahren, um die Vorteilhaftigkeit alternativer Investitionsmaßnahmen zu beurteilen.
Anders ausgedrückt: Sie zeigt Ihnen, wie viel bei welcher Alternative herausspringt. Auch ohne betriebswirtschaftliche Vorkenntnisse können Sie dieses Rechenmodell problemlos anwenden.
Um eine Gewinnvergleichsrechnung durchzuführen, müssen folgende Angaben vorliegen:
- Anschaffungskosten
- Zeitraum, in dem die Investition genutzt werden soll
- Voraussichtliche Jahresleistung, also das, was Sie mit der Investition im Verlaufe eines Jahres produzieren werden
- Fixe Betriebskosten pro Periode (die Kosten, die anfallen, auch wenn Sie die Investition nicht nutzen)
- Variable Betriebskosten pro Mengeneinheit (Kosten, die in Abhängigkeit von der produzierten Menge anfallen)
- Erlöse pro Mengeneinheit
- Zinssatz für das eingesetzte Kapital
Der Name "Gewinnvergleichsrechnung" deutet bereits darauf hin: Die Gewinnvergleichsrechnung vergleicht Gewinne. Dazu wird der Saldo aus durchschnittlichen Kosten und Erlösen gebildet und als Entscheidungskriterium herangezogen.
Mit anderen Worten: Das Verfahren empfiehlt, von 2 oder mehr sich ausschließenden alternativen Investitionsprojekten das Projekt, bei dem unter dem Strich das meiste übrig bleibt, zu bevorzugen.
Beispiel: Anschaffung einer Produktionsanlage
Für die Anschaffung einer beliebigen Produktionsanlage soll eine Gewinnvergleichsrechnung durchgeführt werden. Verglichen werden 3 Maschinen mit folgenden Eckdaten:
- Maschine 1: Die Anschaffungskosten liegen bei 120.000 EUR, die geplante Nutzungsdauer bei 10 Jahren. Die fixen Kosten pro Periode belaufen sich auf 800 EUR, die variablen Betriebskosten pro Mengeneinheit liegen bei 41 Cent. Außerdem fallen Finanzierungskosten in Höhe von 4,5 % an. Die Jahresleistung der Anlage liegt bei 20.000 Einheiten, die Erlöse pro Mengeneinheit werden voraussichtlich 1,86 EUR betragen.
- Maschine 2: Die geplante Nutzungsdauer für Maschine 2 liegt bei 8 Jahren. Die Anschaffungskosten belaufen sich hier auf 100.000 EUR. Für die fixen Kosten pro Periode müssen 300 EUR angesetzt werden. Die variablen Betriebskosten liegen bei 38 Cent pro Mengeneinheit. Die Kapazität der Anlage beträgt 18.000 Einheiten, die zu 1,79 EUR veräußert werden können. Außerdem fallen Finanzierungskosten in Höhe von 4,0 % an.
- Maschine 3: Für die Anschaffung der dritten Alternative müssen 120.000 EUR eingesetzt werden. Die Nutzungsdauer liegt bei 10 Jahren, die Jahresleistung bei 22.500 Einheiten. Die fixen Betriebskosten pro Periode betragen 1.500 EUR, die variablen Kosten pro Einheit 0,39 EUR. Die Erlöse werden voraussichtlich 1,89 EUR pro Stück betragen. Zinsen sind in Höhe von 4,8 % zu berücksichtigen.
Als Vergleichszeitraum wird ein Jahr herangezogen.
Berechnen Sie zunächst den durchschnittlichen Kapitaleinsatz unter Berücksichtigung von Anschaffungskosten und Nutzungsdauer mit der folgenden allgemeinen Formel:
Durchschnittlicher Kapitaleinsatz =
(Anschaffungskosten + Anschaffungskosten / Nutzungsdauer) / 2
Der durchschnittliche Kapitaleinsatz für Maschine 1 liegt nach der Formel bei 66.000 EUR:
(120.000 + 120.000 / 10) / 2 = 66.000 EUR
Der durchschnittliche Kapitaleinsatz wird für ein Jahr zu einem Zinssatz von 4,5 % verzinst. Die Zinsen, als Preis für das leihweise überlassene Kapital, sind ein weiterer Wert, der in den späteren Kostenvergleich einbezogen werden muss.
Die Jahreszinsen für ein komplettes Jahr berechnen Sie nach folgender allgemeiner Formel:
Zinsen = Kapital * Zinsfuß / 100
Für das aktuelle Beispiel ergeben sich die Zinsen wie folgt:
66.000 EUR / 100 * 4,5 = 2.970,00 EUR
Die Abschreibung der Maschine muss ebenfalls in den Gewinnvergleich einbezogen werden. Sie errechnet sich als lineare Abschreibung aus den Werten Anschaffungskosten und Nutzungsdauer und liegt für Maschine 1 bei 12.000 EUR:
Abschreibung = Anschaffungskosten / Nutzungsdauer
120.000 EUR / 10 = 12.000 EUR
Im nächsten Schritt berechnen Sie die variablen Betriebskosten als Produkt von Jahresleistung in Form von erzeugten Stückzahlen und variablen Kosten pro Einheit:
Variable Betriebskosten = Jahresleistung * variable Kosten pro Einheit
20.000 * 0,41 EUR = 8.200 EUR
Im nächsten Schritt müssen Sie zunächst alle Kostenpositionen zu einer Gesamtposition zusammenrechnen:
Fixe Betriebskosten pro Periode
+ Variable Betriebskosten pro Periode
+ Abschreibungen
+ Zinsen
= Gesamtkosten
Für das Bespiel ergeben sich Gesamtkosten in Höhe von 23.970 EUR:
800,00 EUR (fixe Betriebskosten)
+ 8.200,00 EUR (variable Betriebskosten)
+ 12.000,00 EUR (Abschreibung)
+ 2.970,00 EUR (Zinsen)
= 23.970,00 EUR (Gesamtkosten)
Abschließend ziehen Sie die Erlösseite in die Betrachtungen ein.
Dazu multiplizieren Sie die Erlöse pro Mengeneinheit mit der voraussichtlichen Jahresleistung:
Erlöse pro Periode = Erlöse pro Mengeneinheit * voraussichtliche Jahresleistung
37.200,00 EUR = 1,86 EUR * 20.000
Der Gesamtgewinn der Periode errechnet sich aus der ...