Über die bislang getroffenen wirtschaftlichen Betrachtungen hinaus müssen Vor- und Nachteile von Eigenfertigung und Fremdbezug, die sich nicht in Geldwerten ausdrücken lassen, ins Kalkül gezogen werden. Dazu gehören Größen, die strategischen Charakter haben und den Erfolg eines Unternehmens auf Dauer beeinflussen. Diese Einflussgrößen können in folgende Kategorien gegliedert werden:
- Know-how
- Technologieverlust
- Abhängigkeit
- Kommunikation
- Organisation
Welche nicht quantifizierbaren Faktoren ins Kalkül gezogen werden müssen, hängt stark von der Art des Produkts bzw. der Leistung ab.
5.1 Know-how
Ein wesentlicher Aspekt im Zusammenhang mit der Fragestellung Fremdbezug oder Eigenfertigung ist das Know-how in Verbindung mit dem Produktpaket. Bei Auslagerung einer Leistung geht dem Unternehmen möglicherweise im Laufe der Zeit Know-how verloren und spricht somit gegen diese Handlungsalternative.
Umgekehrt kann sich das Wissen Externer aber auch als Vorteil für das Unternehmen erweisen. Dritte, wie zum Beispiel Unternehmensberater, verfügen nicht selten über Spezialwissen, das die eigenen Mitarbeiter nicht haben.
5.2 Technologieverlust
Bei einer Fremdvergabe von Produkten oder Leistungen erfolgt möglicherweise eine Weiterentwicklung beim Lieferanten, sodass das Unternehmen Gefahr läuft, später nach technologischen Gesichtspunkten nicht mehr auf dem neuesten Stand zu sein.
5.3 Abhängigkeit
Wird ein Produkt oder eine Leistung nur von wenigen Lieferanten bzw. Dienstleistern offeriert, laufen Sie Gefahr, sich in deren Abhängigkeit zu begeben. Sie sind auf die Zuverlässigkeit und Kompetenz des Lieferanten angewiesen, sowohl hinsichtlich der Qualität als auch in puncto Pünktlichkeit. Ihr Unternehmen hat keinen Einfluss auf eine gleichmäßige Qualität. Im Falle eines schwankenden Preisniveaus haben Sie keine sichere Kalkulationsgrundlage.
Dritte erhalten möglicherweise Kenntnis über Betriebsgeheimnisse.
5.4 Kommunikation
Die Kommunikationswege werden im Falle des Fremdbezugs umständlicher. Daraus resultieren möglicherweise organisatorische Ablaufschwierigkeiten. Dies trifft insbesondere beim Zukauf von Dienstleistungen zu.
5.5 Organisation
In einigen Fällen wird der Materialfluss negativ beeinflusst. Vielfach wird die Kontrolle des Lieferanten bzw. Dienstleisters notwendig. Hingegen ist es ein Vorteil im Hinblick auf den Fremdbezug, dass interne Kapazitäten für andere Aufgaben freigesetzt werden. Es wird dadurch Platz für die Konzentration auf das eigentliche Geschäftsziel, das Kerngeschäft, geschaffen.
Die Qualitätsanforderungen an fremdbezogene Produkte bzw. Dienstleistungen sollten mindestens dem eigenen Qualitätsstandard entsprechen.
5.6 Bewertung nicht quantifizierbarer Faktoren
Die Bewertung der nicht quantifizierbaren Faktoren erfolgt in der Tabelle Beurteilung. In der Musterlösung sind nachfolgende Kriterien vorgegeben (s. Abb. 7). Diese können Sie jedoch jederzeit überarbeiten:
- Materialeignung
- Zuverlässigkeit
- Kundendienst
- Beschaffungsnähe
- Vertragsabwicklung
- Vertragsinhalte
- Know-how des Lieferanten
- Investitionsbereitschaft und Innovationsfreude
- Service
- Störungs-Management und Notfallkonzept
Für jedes Kriterium gibt es eine Gewichtung zwischen einem und zehn Punkten. Die Gewichte können wie die Kriterien individuell definiert werden. Je größer die Bedeutung des Kriteriums, desto höher sollte die gewichtete Punktzahl sein. Wenn Sie der Zuverlässigkeit zum Beispiel einen höheren Stellenwert zuordnen wollen als dem Störungsmangement, ordnen Sie der Zuverlässigkeit mehr Punkte zu.
Es empfiehlt sich, sowohl bei der Vergabe der Gewichtungs- als auch bei den Einzelpunkten die Höchstgrenze bei zehn Punkten anzusetzen.
Abb. 7: Vergleich nicht quantifizierbarer Faktoren im Hinblick auf Eigenfertigung und Fremdbezug
5.7 Add-on: Analyse von Lieferanten bzw. Dienstleistern
In der Regel haben Sie die Wahl zwischen mehreren Lieferanten bzw. Dienstleistern. Im Falle des Fremdbezugs gibt es neben dem Preis nicht bewertbare Faktoren, die für oder gegen bestimmte Lieferanten sprechen.
Zur Beurteilung der Lieferanten enthält unsere Excel-Lösung das Tabellenarbeitsblatt Lieferantenbeurteilung (s. Abb. 8). Dort haben Sie die Möglichkeit, bis zu zehn Lieferanten bzw. Dienstleister nach nichtmonetären Bewertungskriterien zu beurteilen. Die in der Musterlösung vorgeschlagenen Kriterien können Sie allerdings jederzeit durch Bewertungskriterien überschreiben, die besser zu Ihrem Projekt passen.
Für jedes Kriterium gibt es eine Gewichtung zwischen einem und zehn Punkten. Die Gewichte können wie zuvor bei der Bewertung der nicht quantifizierbaren Faktoren im Vergleich Eigen-/Fremdbezug individuell festgelegt werden. Je größer die Bedeutung des Kriteriums, desto höher sollte die gewichtete Punktzahl sein.
In den einzelnen Lieferantenspalten beurteilen Sie die Kriterien für jeden potentiellen Lieferanten, indem Sie Punkte zwischen eins und zehn vergeben. Excel ermittelt automatisch die Gesamtpunktzahl, indem die Gewichtung der einzelnen Faktoren berücksichtigt wird.
Abb. 8: Struktur der Tabelle Lieferantenbeurteilung
Hat sich ein Lieferant auf bestimmte Produkte spezialisiert, liegt der Qualitätsst...