Zur Beurteilung der Unternehmensentwicklung und Ableitung adäquater Maßnahmen sind Kennzahlen abhängig von Saisonalitäten zu interpretieren, und zwar durch einen Vergleich mit internen oder externen Benchmarks. Hierfür werden Kennzahlen um saisonale Effekte bereinigt oder Zielwerte an saisonale Schwankungen angepasst.
2.3.1 Bereinigung von Kennzahlen
Bereinigung mithilfe von Referenzzeitreihen
Die Bereinigung ermöglicht insbesondere den Vergleich mit externen Benchmarks. Hierfür können Vergangenheitswerte derselben Zeitreihe oder einer anderen Referenzreihe verwendet werden. Als Referenzreihen können interne oder externe Daten herangezogen werden. Aus mehreren Reihen können Indizes entwickelt werden, die die zu bereinigenden Faktoren erfassen. Hierbei ist zu beachten, dass die Referenzreihen keinen anderen Einflüssen ausgesetzt sind. Als relevante Zeiträume können die Vorperiode, der Durchschnitt über mehrere zurückliegende Perioden oder eine vorher festgelegte Referenzperiode einbezogen werden.
Die Bereinigung erfolgt durch die Gegenüberstellung der aktuellen Entwicklungen und der Referenzreihen. Die Differenz zwischen den Zeitreihen ergibt die bereinigten Werte. Dieses Vorgehen liefert verlässliche Ergebnisse, wenn die zu bereinigenden saisonalen Faktoren in den Referenzreihen erfasst werden und sich im betrachteten Zeitraum nicht geändert haben.
2.3.2 Benchmarks
Gegenüberstellung Kennzahlen – Sollwerte
Um die Leistungserbringung und Unternehmensentwicklung zu beurteilen, werden Kennzahlen spezifischen Sollwerten bzw. Benchmarks gegenübergestellt. Sollwerte können sich auf bereinigte oder unbereinigte Werte beziehen und zeigen den Grad der Zielerreichung an. Über- bzw. Unterschreitungen der Sollwerte implizieren Zielabweichungen, die die Umsetzung adäquater Maßnahmen implizieren. In saisonalen Branchen ist es notwendig, die Saisonalitäten bei der Gestaltung der Sollwerte zu berücksichtigen.
Adäquate Benchmarks stellen sicher, dass Zielabweichungen frühzeitig und korrekt erkannt werden. Hierfür ist es notwendig, Sollwerte in angemessener Höhe festzulegen. Besonders in saisonalen Hochs können sich die Umwelt und die internen Unternehmensbedingungen relativ stark und kurzfristig ändern, sodass Sollwerte eng festgelegt werden. Dies gilt umso mehr, wenn Konsequenzen von Zielabweichungen z. B. durch Produktionsausfälle, Lieferengpässe und entgangene Gewinne in saisonalen Hochs kritischere Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg haben als in Tiefs.
In saisonalen Tiefphasen sind Sollwerte so zu setzen, dass relevante Zielabweichungen rechtzeitig und zugleich effizient erkannt werden. Bei unsicheren Entwicklungen werden u. U. keine Maßnahmen eingeleitet, wenn die Auswirkungen von leichten Zielabweichungen keine starken Auswirkungen auf den Erfolg haben und der Zeitraum zur Korrektur von Fehlentwicklungen länger ist.
Auswahl und Gestaltung von Sollwerten unterscheiden sich in Hochs und Tiefs
Die Gestaltung von Sollwerten orientiert sich an den Herausforderungen im Saisonalitätsverlauf. In saisonalen Hochs ist zu gewährleisten, dass das hohe Produktionsvolumen mithilfe der vorhandenen Kapazitäten fristgerecht erfüllt werden kann. Eine kritische Entwicklung liegt vor, wenn die Kapazitäten überlastet sind. In dem Fall kann z. B. ein Sollwert für die Kapazitätsauslastung in Höhe von 95 % festgelegt werden. Eine Überschreitung des Werts impliziert eine potenzielle Zielabweichung, die mithilfe von adäquaten Maßnahmen korrigiert werden soll. In Tiefs soll eine Unterauslastung der Kapazitäten verhindert werden. Die Soll-Auslastung liegt in den Zeiträumen z. B. bei 75 %, wobei Unterschreitungen auf Zielabweichungen hindeuten, die Gegenmaßnahmen anzeigen.
Anwendung relativer Ziele
Eine Möglichkeit zur saisonalitätsadäquaten Interpretation von Kennzahlen stellt die Anwendung relativer Ziele dar. Relative Ziele werden abhängig von externen Referenzwerten formuliert, die unbeeinflussbare und unsichere Entwicklungen der Unternehmensumwelt berücksichtigen. Relatives Ziel ist z. B. Umsatzwachstum, das einen Prozentpunkt über dem des stärksten Konkurrenten liegt. Vor dem Hintergrund saisonaler Einflüsse bieten sich als Benchmarks Märkte oder Wettbewerber an, die von denselben Saisonalitäten beeinflusst werden.
Hängen Saisonalitäten von zeitlich variablen Ereignissen wie dem Wetter ab, sind Benchmarks relativ zu diesen Ereignissen zu formulieren. Orientiert sich der Liefertermin an einem flexiblen Termin wie dem Erntebeginn für Getreide, so ist die Liefertermintreue auch abhängig von diesem Ereignis zu messen. Tab. 3 fasst die Ansatzpunkte zur Interpretation von Kennzahlen in saisonalen Branchen zusammen.
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Saisonales Hoch |
Saisonales Tief |
Bereinigung von Kennzahlen |
mithilfe von Referenzzeitreihen, die denselben Saisonalitäten unterliegen, die sich während des Betrachtungszeitraums nicht geändert haben |
mithilfe von Referenzzeitreihen, die denselben Saisonalitäten unterliegen, die sich während des Betrachtungszeitraums nicht geändert haben |
Bench... |