Dipl.-Finanzwirt (FH) Sandra Neubronner
Das besondere Kirchgeld wird in einigen Bundesländern von Ehegatten erhoben, die in glaubensverschiedener Ehe leben. Um eine glaubensverschiedene Ehe handelt es sich, wenn nur ein Ehegatte einer steuererhebenden Kirche angehört. Dabei ist es unerheblich, ob der andere Ehegatte gar keiner Kirche oder ob er einer öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaft angehört, die zwar steuerberechtigt ist, aber in dem betreffenden Bundesland keine KiSt erhebt. Das besondere Kirchgeld knüpft an den Lebensführungsaufwand des kirchenangehörenden Ehegatten an. Als Hilfsmaßstab wird hierfür das gemeinsame zu versteuernde Einkommen der Ehegatten unter sinngemäßer Anwendung von § 51a EStG ermittelt und darauf die folgende einheitliche Kirchgeldtabelle angewandt.
Die Festsetzung des besonderen Kirchgelds erfolgt durch die Finanzämter.
Stufe |
Bemessungsgrundlage (gemeinsam zu versteuerndes Einkommen unter sinngemäßer Anwendung des § 51a Abs. 2 EStG) in EUR |
Jährliches Kirchgeld im VZ 2024 in EUR |
1 |
40.000 bis 47.499 |
96 |
2 |
47.500 bis 59.999 |
156 |
3 |
60.000 bis 72.499 |
276 |
4 |
72.500 bis 84.999 |
396 |
5 |
85.000 bis 97.499 |
540 |
6 |
97.500 bis 109.999 |
696 |
7 |
110.000 bis 134.999 |
840 |
8 |
135.000 bis 159.999 |
1.200 |
9 |
160.000 bis 184.999 |
1.560 |
10 |
185.000 bis 209.999 |
1.860 |
11 |
210.000 bis 259.999 |
2.220 |
12 |
260.000 bis 309.999 |
2.940 |
13 |
310.000 und mehr |
3.600 |
Die vom kirchenangehörigen Ehegatten über den Lohnsteuerabzug einbehaltene Kirchensteuer wird auf das besondere Kirchgeld angerechnet.
Der BFH hat das besondere Kirchgeld in glaubensverschiedener Ehe als verfassungskonform bestätigt. In mehreren Entscheidungen hat der BFH auch in der Tatsache, dass das besondere Kirchgeld nur von Ehegatten, die zur Einkommensteuer veranlagt werden, erhoben wird, kein strukturelles Vollzugsdefizit gesehen.
Das von einem Ehegatten mit geringem Einkommen erhobene besondere Kirchgeld ist verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. Der Lebensführungsaufwand des kirchenangehörigen Ehegatten erfährt auch dann eine Steigerung, wenn er eigene Einkünfte hat, der Ehegatte aber über ein deutlich höheres Einkommen verfügt.
Kirchensteuerberechnung bei Ehegatten in Sonderfällen
Wenn in einer glaubensverschiedenen Ehe der der Religionsgemeinschaft angehörende Ehegatte während des Kalenderjahres aus der Kirche austritt, ist die KiSt zeitanteilig auf die glaubensverschiedene Ehe und die Zeit nach dem Kirchenaustritt aufzuteilen. Die Aufteilung erfolgt durch Zwölftelung.
Kirchensteuerberechnung bei unterjährigem Austritt und glaubensverschiedener Ehe
Ehepaar, wohnhaft in Baden-Württemberg, Ehemann rk., Ehefrau gehört keiner Religionsgemeinschaft an; der Ehemann tritt am 18.7. aus der Kirche aus. Seine Kirchensteuerpflicht endet mit Ablauf des 31.7.
|
Ehemann |
|
Ehefrau |
|
Summe |
|
EUR |
|
EUR |
|
EUR |
Summe der Einkünfte |
71.210 |
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22.680 |
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93.890 |
ESt lt. Grundtarif 2024 |
19.306 |
|
2.444 |
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Anteil an ESt lt. Grundtarif |
88,76 % |
|
11,24 % |
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100 % |
./. Sonderausgaben |
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4.074 |
Einkommen |
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|
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89.816 |
./. außergewöhnliche Belastungen |
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1.230 |
zu versteuernder Einkommensbetrag |
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88.586 |
ESt lt. Splittingtarif 2024 |
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|
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17.830 |
KiSt des Ehemanns: 8 % aus 15.826 EUR (= 88,76 % aus 17.830 EUR) = 1.266,08 EUR, davon 7/12 |
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|
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738,55 |
Wenn in konfessionsgleicher oder -verschiedener Ehe ein Ehepartner während des Kalenderjahres aus der Kirche austritt, handelt es sich in der Zeit nach dem Kirchenaustritt um eine glaubensverschiedene Ehe. Die KiSt ist für die Zeit der konfessionsgleichen oder -verschiedenen Ehe und die Zeit der glaubensverschiedenen Ehe getrennt zu berechnen und zeitanteilig (durch Zwölftelung) aufzuteilen.
Kirchensteuerberechnung bei unterjährigem Austritt und konfessionsverschiedener Ehe
Ehepaar, wohnhaft in Baden-Württemberg, Ehemann ev., Ehefrau rk. (konfessionsverschiedene Ehe), Ehemann tritt am 28.5. aus der Kirche aus (Ende der Kirchensteuerpflicht am 31.5.). Die Ehefrau tritt am 9.9. aus der Kirche aus (Ende der Kirchensteuerpflicht am 30.9.). Einkommensverhältnisse wie in vorstehendem Beispiel.
Es bestand
- für 5 Monate (Januar bis Mai) eine konfessionsverschiedene Ehe;
- für 4 Monate (Juni bis September) eine glaubensverschiedene Ehe;
- für 3 Monate (Oktober bis Dezember) keine KiSt-Pflicht.
Die Bemessungsgrundlage für die KiSt beträgt wie im vorigen Beispiel 17.830 EUR. Die KiSt berechnet sich wie folgt:
a) |
für Januar bis Mai 8 % aus 17.830 EUR |
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= 1.426,40 |
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davon 5/12 (für 5 Monate) |
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= 594,33 EUR |
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davon entfallen je die Hälfte auf |
Ehemann |
Ehefrau |
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ev. KiSt |
rk. KiSt |
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297,16 EUR |
297,17 EUR |
b) |
für Juni bis September |
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KiSt der Ehefrau: |
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8 % aus 2.004,09 EUR |
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|
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(= 11,24 % aus 17.830 EUR) = 160,33 EUR |
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|
|
davon 4/12 |
|
53,44 EUR |
c) |
für Oktober bis Dezember |
0 EUR |
0 EUR |
|
KiSt der Ehegatten insgesamt |
297,16 EUR |
350,61 EUR |