Das Jahr 2022 verdeutlichte, dass zwischen den als Risikoassets eingestuften Aktien- und Kryptowerten die Korrelation insbesondere in Krisenszenarien deutlich ansteigt und gerade in diesen Zeiten, in denen Investoren zum Risikomanagement auf geringe oder sogar negative statistische Zusammenhänge der Kursverläufe ihrer Investments angewiesen wären, kaum noch Diversifikationsmöglichkeiten geboten sind.
Die negativen Vorzeichen der letzten Wochen des Vorjahres wurden unverändert in den Jahresbeginn 2022 übernommen und belasteten die Wertentwicklungen im Januar. Vergleichbare Risikoeigenschaften von Technologieaktien und Kryptowerten beeinträchtigten die jeweiligen Kurse. Insbesondere die international betriebene, deutlich restriktivere Notenbankpolitik samt Liquiditätsverknappungen und Zinssteigerungen führten dazu, dass die im Vorjahr noch bevorzugten Assets, deutlich zweistellige Verluste aufwiesen und diese sukzessive ausweiteten.
Der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden Preissteigerungen bzw. Verknappungen von Rohstoffen sorgten für weitere negative Dynamik bei der Kursentwicklung dieser Assets. Die beschriebene Abkehr von ihrer ultralockeren Notenbankpolitik war lediglich die Antwort auf ein deutlich ansteigendes Preisniveau.
Doch neben diesen generell vorherrschenden Einflussfaktoren sorgten auch negative Nachrichten des Kryptomarkts für eine weitere Verschlechterung des Sentiments unter den Investoren. Die folgenden Kapitel geben einen vereinfachten Überblick über ausgewählte Negativszenarien des Jahres 2022.
1.1 Preisverfall des Stablecoins Terra (Luna)
Terra bzw. UST war ursprünglich einer der größten und beliebtesten Stablecoins, obwohl bereits vor dem Kursverfall im Mai 2022 eine gewisse Skepsis vorherrschte, da das hohe Zinsversprechen für Investoren kaum haltbar war. Die indirekte Bindung an den US-Dollar über den Luna-Token wurde letztendlich scheinbar durch einen gezielten Angriff auf den Coin bzw. dessen Sicherungsmechanismen unterminiert.
In Folge des Kursverfalls wurden Bestände zunehmend abgezogen bzw. liquidiert, denn die tägliche Liquidität des Stablecoins war ein Verkaufsversprechen der Gründer. Erst die einberufene Abstimmung unter den Luna-Stakern und Validatoren führte zu einem Hard Fork und folglich einer Trennung der Blockchain, welcher der UST zum Opfer fiel.
Die Auswirkungen des Zusammenbruchs des Terra-Ökosystems trafen unter anderem auch den Krypto-Währungsdienstleister Celsius und den Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC). Celsius stellte die Auszahlungen ein und meldete später Insolvenz an. 3AC verzeichnete nennenswerte Verluste, seine Kreditlinien wurden fälliggestellt und im weiteren Verlauf wurde der Fonds liquidiert.
1.2 Insolvenz der Kryptobörse FTX
Der Kursverfall des FTT-Token der FTX-Börse löste erhebliche Probleme seitens der Investmentfirma Alameda Research aus, die eng mit FTX verwoben war und deren Bilanz umfangreiche FTT-Bestände aufwies. FTX nutzte die eigenen Token als Collateral für aufgenommene Kredite, wobei sich der Wert der Besicherung mit sinkenden Kursen des FTT-Token sukzessive verringerte und Druck seitens der kreditgewährenden Institute auslöste und schließlich in der Insolvenz von FTX mündete.
Zudem hatte FTX scheinbar Kundengelder an Alameda verliehen, damit diese damit handeln konnte. Nachdem die ersten Probleme seitens FTX publik wurden und Kunden ihre Vermögenswerte abzogen, wurden diese Verfügungen seitens FTX aufgrund mangelnder Liquiditätspositionen gestoppt. In Folge dieser Ereignisse beantragte Alameda Research im November 2022 Insolvenz.
Die Herausforderungen waren nicht nur auf das direkte FTX-Umfeld begrenzt, sondern weiteten sich auf den gesamten Kryptomarkt aus. Die Ereignisse beschleunigten den Kursverfall zahlreicher Kryptowährungen, da das Vertrauen der Anleger weiter beeinträchtigt wurde.