Eine Abwägung ausgewählter Einflussfaktoren auf die weitere Marktentwicklung
ETF ist die Abkürzung von Exchange Traded Fund. Dies ist ein börsengelisteter Investmentfonds, der fortlaufend gehandelt wird und einen Index passiv abbildet.
Die SEC (United States Securities and Exchange Commission) ist die US-Kapitalmarktaufsichtsbehörde und somit quasi das Pendant zur deutschen BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht).
Die Zulassung der ersten elf Spot Bitcoin (BTC) ETFs durch die US-Kapitalmarkaufsichtsbehörde SEC wirft die Fragen auf,
- ob dies ein Durchbruch ist, der seit Jahren erwartet wurde, oder
- ob solche Finanzprodukte zwar von Interesse sind, aber letztlich die Erwartungen an die zugrunde liegende Kryptowährung entscheidender sind,
- womit der Einführung neuer Wertpapierarten eine untergeordnete Rolle beigemessen würde.
Vor der Zulassung der ersten Spot BTC ETFs am 11. Januar 2024 in den USA existierte eine Vielzahl internationaler Erwartungshaltungen:
- Optimisten sahen dynamische Kurssteigerungspotenziale aufgrund der anerkannten und vereinfachten Investitionsmöglichkeiten in die Kryptowährung über etablierte, physische BTC erwerbende Wertpapiere.
- Pessimisten befürchteten hingegen einen möglichen Verkaufsdruck, da die Erwartung eines positiven Zulassungsvotums bereits zuvor in den BTC-Kursen verarbeitet worden sei. Unterstützende Argumente für beide Standpunkte existierten vorab zahlreiche:
Verringerung von Handelsbarrieren für institutionelle Investoren erhöht das Handelsvolumen
Spot BTC ETFs könnten es Wertpapier-Anlegern erleichtern, in die Kryptowährung zu investieren, da sie nicht direkt Kryptowährungen kaufen und im Rahmen der self custody in Wallets (eigenständige Verwahrung von Kryptowährungen in einer digitalen Geldbörse) verwahren müssen. Stattdessen könnten sie einfach ETF-Anteile erwerben, die den Preis des BTC nach Abzug anteiliger Verwaltungskosten abbilden. Der vereinfachte Zugang zu Wertpapieren und die bewährte Verwaltung in Depots könnten das Handelsvolumen und die Liquidität erhöhen. Auf der anderen Seite wurde argumentiert, dass der vereinfachte Investitionszugang bereits über bestehende Future-ETFs und strukturierte Produkte, in Form von Exchange Trade Products bzw. Zertifikaten, existiere.
Einflussfaktoren auf die Preisbildung und die Volatilität des BTC-Kurses
Ein weiterer Aspekt betrifft die Schwankungsintensität des BTC-Preises: Spot BTC ETFs könnten die Preisvolatilität des Basiswertes sowohl verstärken als auch verringern. Einerseits könnten große institutionelle Investitionen, über die bereits existenten BTC-Wale hinaus, den Markt stabilisieren und dessen Volatilität reduzieren. Andererseits könnte ein erhöhtes Handelsvolumen zu schnelleren, abrupten Preisbewegungen führen und die Volatilität somit weiter erhöhen.
Kapitalmarktaufsicht: Unterschiedliche regulatorische Rahmenwerke
Die Einführung von Spot BTC ETFs wurde unter aufsichtsrechtlichen Gesichtspunkten ausführlich diskutiert. Ein ETF, der nur einen einzelnen Basiswert abbildet und die Diversifikationsanforderungen der UCITS-Vorgaben (5/10/40-Regel) (UCITS ist die Abkürzung von Undertakings for Collective Investments in Transferable Assets, wobei die 5/10/40 Regel vorgibt, wie hoch Assets in einem europäischen Publikumsfonds gewichtet werden dürfen) nicht erfüllt, ist derzeit in der EU nicht umsetzbar.
Die Anforderung an jede Regulierungsbehörde besteht darin
- sicherzustellen, dass ein Finanzprodukt den erforderlichen nationalen oder auch internationalen Standards entspricht und
- die Anleger ausreichend geschützt sind.
Diesbezüglich wurde ein umfassender Prozess zwischen SEC und ETF-Initiatoren durchlaufen, da zahlreiche Zulassungsanträge in den USA zuvor abgelehnt wurden. Gegen eine dieser Ablehnungen wurde seitens des Grayscale Bitcoin Trust Widerspruch eingelegt, was in der erneuten aufsichtsrechtlichen Überprüfung und der entsprechenden, nunmehr erfolgten Zulassung mündete.
Transfer des unregulierten Kryptomarktes in ein beaufsichtigtes Umfeld
Die Zulassung durch die SEC ist ein Versuch, den nur eingeschränkt regulierbaren BTC- bzw. Krypto-Handel in ihren Aufsichtsrahmen zu integrieren. Die großen Wall-Street-Banken, Vermögensverwalter und ETF-Anbieter unterstehen bereits einer ausgeprägten Kapitalmarktaufsicht. Eine Überwachung des gesamten BTC- oder Krypto-Handels erscheint jedoch, aufgrund seiner Dezentralität unrealistisch.
Daher hofft die SEC sicherlich darauf, dass es den ETF-Initiatoren gelingt, einen bedeutenden Krypto-Marktanteil unter den neuen Spot ETFs zu konsolidieren und so eine indirekte Aufsicht zu erlangen. Außerdem könnte sich ein möglicher Erfolg der neuen BTC ETFs auf andere Kryptowährungen übertragen und die ETF-Anbieter dazu ermutigen, weitere Kryptowährungen mittels Spot ETFs abzubilden.
Den Befürwortern der ursprünglichen Idee des BTC, dürfte die ETF-Auflage und die damit einhergehende Aufsicht jedoch missfallen, da die Unabhängigkeit von jeglicher zentralen Kontrollinstitution ein wesentlicher Motivationsfaktor war.
Anteil der Spot ETFs an der BTC-Kapitalisierung
Einige Tage nach dem Start der ersten elf Spot BTC ETFs verbriefen diese ein Volumen von etwa 10 Mrd. USD, was einem Anteil von knapp 1,2 % der gesamten BTC-Kapitalisierung (848 Mrd. USD) entspricht.
Der BTC-Chart zeigt, dass sich der Kurs nach zwischenzeitlicher, deutlicher Schwankung – die für Kryptowährungen nicht untypisch ist – in den folgenden Tagen nach der Einführung der ersten Spot-ETFs auf etwa 10 % unter dem Kursniveau zum Zeitpunkt der ETF-Zulassung einpendelte. Den Markt bewegt dieses Ereignis kurzfristig also weder übermäßig positiv noch negativ. Bisher deutet wenig darauf hin, dass der 10. Januar 2024 als entscheidendes Ereignis in die Kryptogeschichte eingehen wird. Es bleibt abzuwarten, ob der Anteil der Spot ETFs an der Gesamtkapitalisierung der Kryptowährung signifikant zunimmt bzw. ob oder eher wann andere Kryptowährungen ebenfalls Einzug in das ETF-Universum halten.
Entscheidender für die weitere Kursentwicklung von BTC und zahlreichen Altcoins werden eher deren fundamentale Bewertungen oder die technischen Opportunitäten der zugrundeliegenden Blockchain sein, als die reine Verbriefung von Krypto-Währungen mittels ETFs.
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