Fixe Kosten werden in der üblichen Zuschlagskalkulation mit Hilfe von prozentualen Aufschlägen auf die direkten Kosten bzw. auf die Herstellkosten verrechnet. Für jeden Euro, der als Materialkosten in die Stückkosten eingeht, werden zusätzlich x% für die dadurch entstehenden Nebenkosten wie Lager, Beschaffung usw. verrechnet. Für jeden Euro, der an direkten Lohnkosten in den Stückkosten enthalten ist, werden y% an Kosten für Abschreibungen, Gebäudekosten, Kosten der Arbeitsvorbereitung usw. addiert. Die Höhe der Zuschlagsätze ergibt sich aus dem Betriebsabrechnungsbogen.
Wenn Leerkosten anfallen, steigen die Prozentsätze. Werden die gleichen Fixkosten auf eine geringere Materialmenge verteilt, bleibt für das einzelne Stück ein größerer Betrag übrig. Sinken die direkten Lohnkosten und bleiben die fixen Kosten gleich, muss der prozentuale Aufschlag größer werden, um alle fixen Kosten zu verrechnen.
Steigende Fertigungsgemeinkosten trotz gleich bleibender Fixkosten
Ein Fertigungsunternehmen hat eine Normalkapazität von 1.000 Stück pro Zeiteinheit. Dafür fallen Fixkosten in Höhe von 150.000 EUR an. Wenn für jedes Stück direkte Lohnkosten in Höhe von 60 EUR (z. B. 3 Stunden … 20,00 EUR) anfallen, sind das insgesamt 60.000 EUR. Den Fixkosten der Fertigung in Höhe von 150.000 EUR stehen also variable Fertigungslöhne in Höhe von 60.000 EUR gegenüber. Damit errechnet sich ein Zuschlagsatz von 250 %.
Wird die Normalkapazität nicht mehr ausgenutzt, bleiben die Fixkosten gleich. Die Nachfrage ist beispielsweise auf 800 Stück zurückgegangen. Es entstehen variable Fertigungskosten in Höhe von 48.000 EUR (800 Stück * 60,00 EUR/Stück). Damit errechnet sich ein neuer Zuschlagsatz von 312,5 %. Die fixen Kosten, die pro Stück verrechnet werden, steigen von 150,00 EUR auf 187,50 EUR, ohne dass sich an dem Produkt etwas ändert.
Da die Situation für alle Bereiche mit Fixkosten identisch ist, spielen sich ähnliche Veränderungen auch bei den Materialgemeinkosten, bei den Vertriebsgemeinkosten und bei den Verwaltungsgemeinkosten ab. Leerkosten führen also dazu, dass sich die in der Zuschlagskalkulation verrechneten Fixkosten in Bezug auf eine produzierte Einheit erhöhen. Damit erhöht sich auch der kalkulierte Preis des Produktes. Tabelle 4 zeigt an einem Beispiel, wie sich der Preis verändert, wenn der Umsatz auf einem Niveau von 20 % unterhalb der Normalkapazität liegt. Die direkten Kosten wie Materialkosten und Fertigungslöhne pro Stück bleiben gleich, die variablen Kosten steigen erheblich. Damit steigt auch der Preis. Das dieser im Beispiel trotz einer Steigerung der Fixkosten pro Stück um 25 % nur um ca. 15 % steigt, liegt an den unveränderten variablen Kosten pro Stück.
Periode |
Normalkapazität |
20 % unter Normalkapazität |
Materialkosten |
|
10,00 |
|
10,00 |
Materialgemeinkosten |
35,0 % |
3,50 |
43,7 % |
4,37 |
Fertigungslöhne |
|
8,00 |
|
8,00 |
Fertigungsgemeinkosten |
270,0 % |
21,60 |
337,5 % |
27,00 |
Herstellkosten |
|
43,10 |
|
49,37 |
Vertriebsgemeinkosten |
12,3 % |
5,30 |
13,4 % |
6,62 |
Verwaltungsgemeinkosten |
5,3 % |
2,28 |
5,8 % |
2,86 |
Selbstkosten |
|
45,38 |
|
52,23 |
Gewinn |
12,0 % |
6,19 |
12,0 % |
7,12 |
Verkaufspreis |
|
51,57 |
|
59,36 |
Tab. 4: Preissteigerung bei Umsatzrückgang
Die hier sichtbare Entwicklung zeigt sich in vielen Unternehmen wesentlich weniger auffällig. Der Umsatzrückgang geschieht oft nicht plötzlich, sondern über einen längeren Zeitraum. Damit werden die Veränderungen geringer, sie werden nicht bemerkt. Darin liegt eine große Gefahr, denn die Auswirkungen dieser Entwicklung können ein Unternehmen in der Existenz gefährden.