Neben der Kalkulation der Produkte haben die verschiedenen Kostenarten auch eine Bedeutung bei der Bewertung von Vermögensteilen des Unternehmens in der Bilanz. Zu diesen Kostenarten gehören auch diejenigen, die durch Leerkosten bestimmt werden können. Anlass für die Bewertung durch den Kostenrechner oder den Buchhalter geben vorwiegend zwei Punkte:
- Produkte, die zum Bilanzstichtag nicht verkauft wurden, oder Halbfertigteile, die noch nicht weiterverarbeitet werden konnten, liegen als Vorrat im Lager des Unternehmens. Die Produkte und Teile müssen für die Feststellung des Erfolges zu Herstellungskosten bewertet werden.
- Benutzt das Unternehmen die eigenen Produkte oder lässt es in den eigenen Produktionsbereichen Anlagen, Gebäude, Einrichtungsgegenstände o. Ä. herstellen, müssen diese ebenfalls bewertet werden, damit eine korrekte Zuordnung der Kosten zu den Nutzungsperioden erfolgen kann.
Die Herstellungskosten bilden in aller Regel die Basis der Bewertung sowohl für Abschlüsse nach dem HGB als auch für die nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften. In den Herstellungdkosten sind, wie bei der Kalkulation gesehen, die direkten Kosten (Material und Fertigungslöhne) enthalten. Diese werden um die Gemeinkosten mit Hilfe der prozentualen Aufschläge ergänzt. Die Leerkosten sind in diesen Aufschlägen enthalten und erhöhen damit den Wert der aktivierten Gegenstände.
Eine typische Situation in der Praxis ist die, dass die freien Kapazitäten genutzt werden, um Lagerbestände aufzubauen oder Investitionsobjekte selbst herzustellen. So kann z. B. ein Hersteller von Küchen die eigenen Büromöbel selber produzieren. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man bei der Bewertung dieser Büroeinrichtungen Leerkosten aktiviert. Selbst produziert werden die Möbel dann, wenn freie Kapazitäten vorhanden sind, die zu Leerkosten führen. Da die Eigenproduktion Kapazitäten verbraucht, sinkt die absolute Höhe der unerwünschten Kosten, ganz verschwinden werden sie nicht.
Eine ähnliche Situation führt dazu, dass gerade in Absatztälern besonders viele Leerkosten im Lagerbestand aktiviert werden. Sinkender Umsatz führt zu Leerkosten, die bei gleich bleibender Kalkulation die Bewertung erhöht. Sinkender Umsatz führt aber auch zu steigenden Lagerbeständen in Stück, da der Absatzrückgang nicht sofort erkannt oder nicht schnell genug reagiert wird. Damit nimmt man eine größere Anzahl von Produkten auf Lager und bewertet sie mit einem höheren Wert, wenn die Leerkosten nicht eliminiert werden konnten.
Leerkosten nicht verschieben
Enthalten die zu bewertenden Lagerbestände und aktivierten Eigenleistungen Leerkosten, werden diese zunächst der laufenden Periode entnommen. Erst bei Abbau des Bestandes oder bei der Abschreibung der Vermögensgegenstände werden die Leerkosten in der Erfolgsrechnung des Unternehmens sichtbar. Als Kostenrechner erreichen Sie, dass das Problem in der aktuellen Periode kleiner wird. Sie schaffen sich jedoch Probleme für die Zukunft. Selbst wenn sich die Marktsituation erholt, wird das Ergebnis mit den Leerkosten der Vorperioden belastet.