Neben den Abläufen sind die Strukturen innerhalb des Unternehmens für die Leerkosten verantwortlich. Die historisch gewachsenen Abteilungen und Aufgaben können sich nicht an die sinkende Nachfrage oder die zu hohen Kapazitäten anpassen. Einige Funktionen können auch an externe Dienstleister abgegeben werden. Dadurch entstehen zunächst höhere Kosten, wenn nur die variablen Material- und Fertigungskosten betrachtet werden. Gelingt es jedoch, die mit den Funktionen verbundenen Fixkosten abzubauen, entsteht eine wesentlich höhere Flexibilität, die in einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung positiv zu Buche schlagen muss.
Outsourcing genau prüfen
Gelingt es Ihnen nicht, bei der Auslagerung von Funktionen die damit verbundenen fixen Kosten komplett zu eliminieren, entsteht genau die Situation, die hier bekämpft werden soll. Es entstehen fixe Kosten, die nicht (mehr) notwendig sind. Darum muss die Entscheidung zum Outsourcing genau geprüft und mit verlässlichen Zahlen untermauert werden.
Beispiele für die wirtschaftlich erfolgreiche Auslagerung von Funktionen auf externe Dienstleister lassen sich vielfach finden.
Fuhrpark auslagern
So wird das Angebot von Spediteuren, die Lagerung und die gesamte Logistik vom Unternehmen zu übernehmen, immer häufiger angenommen. Die großen Logistikunternehmen wandeln sich immer mehr zu einem Full-Service-Anbieter, die dem Kunden die gesamte Abwicklung der Lagerhaltung bis zur Anlieferung an den Käufer abnehmen. Sinkt die Nachfrage nach den Produkten, sinkt auch die Inanspruchnahme des Dienstleisters. Damit werden die einst fixen Kosten des eigenen Lagers, Fuhrparks und alle dazugehörigen Bereiche zu variablen Kosten.
IT-Dienstleister
Andere Beispiele für die Variabilisierung fixer Kosten durch Outsourcing können im Bereich der Informationsverarbeitung gefunden werden. Auch die Serviceabteilung, die Montage beim Kunden oder das Call-Center, in dem die Anrufe des Kunden abgewickelt werden, gehören dazu. In die gleiche Richtung geht die so genannte verlängerte Werkbank, bei der die Herstellung von Bauteilen außer Haus erledigt wird. Durch Outsourcing wird die Flexibilität des Unternehmens bei Schwankungen in der Kapazitätsauslastung erhöht.
Doch auch die gegenteilige Entwicklung, die Rücknahme von Funktionen in die eigene Regie, kann sinnvoll sein, um Leerkosten zu vermeiden. In den Zeiten starker Kapazitätsauslastung stellen viele Unternehmen Überlegungen zum Outsourcing an. Aufwändige Funktionen werden an Dritte abgegeben, wie z. B. die erwähnte Logistik oder die Fertigung von Bauteilen. Die dabei frei werdenden Kapazitäten werden für die Erledigung anderer Aufgaben genutzt, also nicht abgebaut.
Genau die nicht abgebauten Fixkosten stellen bei einem Nachfragerückgang die Grundlage für die Entstehung von Leerkosten dar. In diesen Fällen bietet es sich also an, die Verträge mit den Dienstleistern zu kündigen und die eigenen Kapazitäten wieder zu füllen, sofern das dazu notwendige Know-how noch im Unternehmen vorhanden ist. Dazu muss jedoch wieder eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung angestellt werden. Es kann sich als sinnvoll erweisen, das Outsourcing beizubehalten und die eigenen Kapazitäten abzubauen.
Schnelle Erfolge möglich
Die Rücknahme ausgelagerter Funktionen ist eine Vorgehensweise, mit der Leerkosten sehr schnell und mit geringem Aufwand reduziert werden können. Dennoch sollten Sie diese Entscheidung mit einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung absichern. Dabei müssen Sie sich bewusst machen, dass Sie dadurch die Anfälligkeit des Unternehmens gegen Leerkosten wieder erhöhen. Ein genaues Abwägen ist notwendig.
Eine mögliche Lösung dieses Dilemmas könnte darin liegen, kurzfristig die Kapazitäten wieder zu füllen und Verträge mit Dienstleistern zu kündigen, mittel- und langfristig jedoch die eigenen Kapazitäten abzubauen und die Funktionen wieder auszulagern. Leider geht dabei die gute Zusammenarbeit und vor allem das beim Dienstleister aufgebaute Know-how über den Umgang mit den unternehmensindividuellen Funktionen verloren.