Prof. Dr. Helmut Wannenwetsch
In Industrie und Handel werden von immer mehr Unternehmen Konsignationslager eingerichtet oder Vendor-Managed-Inventory-Strategien angewendet. Teilweise werden die beiden Strategien sogar miteinander kombiniert. Dadurch lassen sich die Bestände, die Sicherheitsbestände und die Kapitalbindung reduzieren.
Beim Konsignationslager lagert der Lieferant seine Teile im Lager des Herstellers/Kunden ein. Das Lager wird vom Hersteller verwaltet. Die Teile bzw. müssen extra gelagert werden und müssen entsprechend des Lieferanten gekennzeichnet werden. Erst wenn der Hersteller die Teile aus dem Lager entnimmt und den Verbrauch dem Lieferanten meldet, stellt der Lieferant dem Hersteller die Teilerechnung über die verbrauchte Menge.
Beim Vendor Managed Inventory überträgt der Hersteller/Kunde die Disposition und Wiederbeschaffung der benötigten bzw. verbrauchten Teile an den Lieferanten.Der Lieferant benötigt hierzu aktuelle Verbrauchsdaten der Teile beim Kunden. Diese Übermittlung geschieht beispielsweise wenn die Ware an der Kasse verkauft wird. Die Daten der verkauften Ware werden per Barcode eingescannt und per Datenfernübertragung/Internet an den Lieferanten direkt übermittelt. Der Lieferant ist damit über die aktuellen Bestände informiert, kann die benötigte Ware sofort disponieren und filialgerecht ausliefern. Dies spart Sicherheitsbestände ein, vermindert Schwund, Verderb und reduziert die Kapitalbindung
Internet-basiertes Tracking
Der VW-Konzern hat ein auf Internet-basiertes Tracking-und-Tracing-System entwickelt. Das System ermöglicht die Steuerung und Kontrolle der Transportwege der Ware vom Auftragseingang bis zum Endkunden. Es werden hierbei alle Auftrags- und Versanddaten eines Warencontainers erfasst. Beim Passieren der einzelnen Tracking-Punkte (Informationsknotenpunkte), wie z. B. das Hafentelematik-System in Bremerhaven, werden Daten an VW übertragen. Die Datenübertragung und Weiterverarbeitung erfolgt über internationale Informationsstandards wie EDIFACT (Electronic Data Interchange for Administration Commerce and Transport).
Barcoding
Ein Barcode ist ein maschinell lesbarer Strichcode, der auf sämtlichen Produkten bzw. Produktverpackungen aufgedruckt ist. Der Barcode enthält z. B. Informationen über den Artikel, Bestimmungsort sowie die Artikelherkunft.
Mit Hilfe eines Scanners wird z. B. an der Supermarktkasse der Strichcode eingescannt und der Abgang der Ware verbucht. Danach erfolgt ein Bestandsabgleich, der den Ist- mit dem Soll-Lagerbestand vergleicht. Das Erreichen des Meldebestandes generiert automatisch eine Bestellanforderung, die via Internet als Bestellung an den Lieferanten weitergeleitet wird. Vorteile daraus sind Folgende:
- Durch Barcoding bzw. durch das Scanning der Waren werden Lese- und Schreibfehler reduziert.
- Barcoding ermöglicht die Weitergabe von Daten an die Lager der Hersteller bzw. der Lieferanten und ermöglicht eine schnelle und bedarfsgerechte Nachlieferung.
- Barcoding hilft Fehlmengen und Lieferengpässe durch schnelle Datenübermittlung zu vermeiden.
Höherer Lieferbereitschaftgrad durch die Transpondertechnologie
Neben den Barcodes werden zunehmend Transponder als Mittel der flexiblen, automatischen und berührungslosen Datenerfassung eingesetzt. Damit ist eine sehr genaue Lokalisierung der Ware möglich.
Einlesen der Daten
Der Transponder ist ein flacher Mikrochip. Das Einlesen der Daten erfolgt über Schwingungen, die der flache, auf Etiketten oder Schildern nicht sichtbare Mikrochip erzeugt.
Die Daten des Chips können berührungslos weitergegeben werden und lassen sich durch eine Neuprogrammierung verändern. Der Transponder zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus (s. Tab. 2):
Eigenschaften des Transponders |
- Der Transponder kann mehr Daten als der Barcode speichern und der Lesevorgang lässt sich aus weiterer Entfernung durchführen.
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- Waren können schneller identifiziert, sortiert, zielgerecht weitertransportiert oder verarbeitet werden.
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- Er ist absolut unempfindlich gegen Staub, Farbe, Feuchtigkeit, Hitze und Kälte.
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- Teilweise ist er im Einsatz teurer als der Barcode, was die Verbreitung bisher verzögert hat.
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Tab. 2: Eigenschaften des Transponders
Als eines der ersten Unternehmen hat der Metro-Konzern für seine Waren die Transpondertechnologie eingeführt. Die Transpondertechnologie wird häufig in Verbindung mit RFID (Radio-Frequency-Identifikation) eingesetzt.
Radio-Frequency-Identifikation (RFID)
Durch RFID ist jedes Gut genau lokalisierbar. Durch die schnelle und berührungslose Identifikation können bspw. ganze Paletten oder Stapel von 100 Briefen auf einmal gelesen werden. Dies spart wertvolle Zeit und erhöht die Lieferbereitschaft. Beim Warenein- und -ausgang eines Lagers lassen sich nach Untersuchungen 8 bis 10 % an Zeit einsparen.
Hohes Einsparpotenzial durch RFID-Technik
Nach Aussagen der Beratungsgesellschaft Accenture lässt sich durch den Einsatz der RFID-Technik der Mindestlagerbestand um 10 bis 30 % senken und der Schwund um bis zu 10 % redu...