Das Working Capital ist der angelsächsische Ausdruck für das Umlaufvermögen. Es ist in erster Linie eine Kennzahl zur Beurteilung der Liquiditätslage und der finanziellen Stabilität eines Unternehmens. Das Working Capital ist die Differenz zwischen Umlaufvermögen, und hier vor allem Forderungen und Vorräten und den kurzfristigen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Ein Überschuss als positive Differenz zwischen beiden Größen zeigt den Teil des schnell liquidierbaren Vermögens an, der für laufende Finanzdispositionen verfügbar ist. Kann der dem Überschuss entsprechende Vermögensteil kurzfristig finanziert werden, deckt das Working Capital das langfristig vorhandene Finanzierungspotential auf. Ein positives bzw. gegenüber den Vorperioden steigendes Working Capital weist grundsätzlich auf eine ausreichende oder sich verbessernde Liquiditätslage des Unternehmens hin. Ein negatives oder sich negativ entwickelndes Working Capitals hingegen deckt einen Verstoß gegen Finanzierungsregeln auf, weil langfristiges Vermögen kurzfristig finanziert wird. Allerdings gibt es eine andere Sichtweise, bei der das Working Capital durchaus negativ sein kann, da so weiter "totes" Kapital erschlossen werden kann. Und es gibt Geschäftsmodelle, bei denen das Working Capital häufig negativ ist. Beispielsweise im Handel, wenn hier wenig auf Rechnung verkauft wird und es nur geringe Lagerbestände gibt. Dann übertreffen die kurzfristigen Verbindlichkeiten das Umlaufvermögen häufig und es handelt sich um einen "normalen" Geschäftsverlauf. Unternehmen, die sich mit der Verbesserung des Working Capital befassen wollen, müssen beide Zielsetzungen berücksichtigen und sollten eine für sie geeignete Vorgehensweise finden. Steht in Kürze ein Rating an oder werden neue Finanzmittel benötigt, sollte versucht werden, ein positives Working Capital auszuweisen.
Das Working Capital gibt zudem Auskunft über das nicht genutzte langfristige Finanzierungsvolumen, da ersichtlich wird, in welchem Umfang Teile des kurzfristig freisetzbaren Umlaufvermögens langfristig finanziert sind. Dieses Finanzierungsvolumen ist umso höher, je höher das Working Capital ist.
Das absolute Working Capital wird mit folgender Formel berechnet (Hinweis: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Working Capital zu berechnen; im Folgenden wird auf eine weitverbreitete Formel zurückgegriffen):
Working Capital = Kurzfristiges Umlaufvermögen (und hier im Kern Forderungen und Vorräte)– Kurzfristige Verbindlichkeiten (und hier im Wesentlichen die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen).
Das Working Capital entspricht damit weitgehend der Liquidität 3. Grades, auch wenn die liquiden Mittel beim Working Capital in vielen Fällen nicht einbezogen werden.
Mit dem Working-Capital-Ratio lässt sich der prozentuale Anteil anzeigen, zu dem das kurzfristige Fremdkapital durch das Umlaufvermögen gedeckt ist. Ein Unternehmen sollte, den allgemeingültigen und üblichen Finanzierungsregeln folgend, dafür Sorge tragen, dass dieser Satz mindestens 100 % beträgt. In diesem Fall ist das Working Capital ausgeglichen; es liegt also bei Null. Daher sollte dafür Sorge getragen werden, dass das Working-Capital-Ratio dauerhaft größer ist als 100 %. Faustregel: aus Sicht deutscher Banken sollte das Working-Capital-Ratio mindestens 120-130 % betragen; vor allem angelsächsische Investoren fordern sogar ein Working-Capital-Ratio von 200 oder mehr Prozent, wenn ein Unternehmen ein günstiges Rating erhalten möchte.
Working-Capital-Ratio = |
Umlaufvermögen |
x 100 |
kurzfristiges Fremdkapital |
Abbildung 1 zeigt stark vereinfacht, wie Vermögen und Kapital strukturiert sein müssen, um ein positives bzw. ein negatives Working Capital zu erhalten.
Abb. 1: Schematische Darstellung des Working Capital
Working Capital auch unterjährig ermitteln und vergleichen
Auch wenn in der Literatur vielfach zu lesen ist, dass das Working Capital vor allen Dingen eine Kennzahl der statischen Bilanzanalyse ist, greift diese Definition in der Praxis zu kurz. Denn selbstverständlich besteht für Sie die Möglichkeit, das Working Capital für Ihren Betrieb beliebig oft und in Zeitintervallen zu berechnen, die Sie als richtig erachten, um die Gesamtlage kompetent beurteilen zu können. Schließlich ist die Verbesserung der Liquidität und somit auch der Bonität eine Aufgabe, die Sie im eigenen Interesse regelmäßig, z. B. monatlich oder pro Quartal, vornehmen sollten.