Zusammenfassung
- Das Working Capital ist eine wichtige Kenngröße zur Beurteilung der Liquidität eines Unternehmens und wird ermittelt, indem man vom Umlaufvermögen die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen abzieht. Das Working Capital wird auch als Nettoumlaufvermögen bezeichnet.
- Im Umlaufvermögen, vor allem in Forderungen und Beständen, ist in vielen Unternehmen mehr Kapital gebunden als notwendig. Hintergrund ist oft, dass sich die Verantwortlichen der Bedeutung des Themas nicht klar sind und sich daher nicht konsequent bemühen, Forderungen, Bestände (Vorräte) auf ein für sie absolut notwendiges Maß zu reduzieren und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen so weit es geht zu erhöhen.
- Die Praxis zeigt, dass sich die Kapitalbindung bereits nach kurzer Zeit dauerhaft um bis zu 30-40 % zurückführen lässt, wenn ein systematisches und aktives Working-Capital-Management betrieben wird. Die freigesetzte Liquidität kann zu anderen Zwecken, etwa notwendigen Investitionen, zur Schuldentilgung oder zum Aufstocken der Liquiditätsreserve genutzt werden.
- Gleichzeitig wird der Unternehmenswert gesteigert, was vor allem für Kapitalgesellschaften von Bedeutung ist. Auch die Verhandlungsposition des Unternehmens gegenüber möglichen Kapitalgebern wird durch eine Verbesserung des Working Capital nachhaltig gestärkt. Nicht zuletzt verbessern sich Bilanzrelationen und wichtige Kennzahlen, was zu einer Verbesserung des Ratings führt.
- Der vorliegende Beitrag zeigt, mit welchen Maßnahmen eine systematische Verbesserung des Working Capital erreicht werden kann und stellt eine Excel-Anwendung bereit, die den Anwender auf einfache Art und Weise bei seinen Optimierungsansätzen unterstützt.
- Die auf Excel basierende Anwendung "Optimierung des Working Capital" finden Sie in den "Arbeitshilfen".
1 Aussagekraft des Working Capital
Das Working Capital ist der angelsächsische Ausdruck für das Umlaufvermögen. Es ist in erster Linie eine Kennzahl zur Beurteilung der Liquiditätslage und der finanziellen Stabilität eines Unternehmens. Das Working Capital ist die Differenz zwischen Umlaufvermögen, und hier vor allem Forderungen und Vorräten und den kurzfristigen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Ein Überschuss als positive Differenz zwischen beiden Größen zeigt den Teil des schnell liquidierbaren Vermögens an, der für laufende Finanzdispositionen verfügbar ist. Kann der dem Überschuss entsprechende Vermögensteil kurzfristig finanziert werden, deckt das Working Capital das langfristig vorhandene Finanzierungspotential auf. Ein positives bzw. gegenüber den Vorperioden steigendes Working Capital weist grundsätzlich auf eine ausreichende oder sich verbessernde Liquiditätslage des Unternehmens hin. Ein negatives oder sich negativ entwickelndes Working Capitals hingegen deckt einen Verstoß gegen Finanzierungsregeln auf, weil langfristiges Vermögen kurzfristig finanziert wird. Allerdings gibt es eine andere Sichtweise, bei der das Working Capital durchaus negativ sein kann, da so weiter "totes" Kapital erschlossen werden kann. Und es gibt Geschäftsmodelle, bei denen das Working Capital häufig negativ ist. Beispielsweise im Handel, wenn hier wenig auf Rechnung verkauft wird und es nur geringe Lagerbestände gibt. Dann übertreffen die kurzfristigen Verbindlichkeiten das Umlaufvermögen häufig und es handelt sich um einen "normalen" Geschäftsverlauf. Unternehmen, die sich mit der Verbesserung des Working Capital befassen wollen, müssen beide Zielsetzungen berücksichtigen und sollten eine für sie geeignete Vorgehensweise finden. Steht in Kürze ein Rating an oder werden neue Finanzmittel benötigt, sollte versucht werden, ein positives Working Capital auszuweisen.
Das Working Capital gibt zudem Auskunft über das nicht genutzte langfristige Finanzierungsvolumen, da ersichtlich wird, in welchem Umfang Teile des kurzfristig freisetzbaren Umlaufvermögens langfristig finanziert sind. Dieses Finanzierungsvolumen ist umso höher, je höher das Working Capital ist.
Das absolute Working Capital wird mit folgender Formel berechnet (Hinweis: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Working Capital zu berechnen; im Folgenden wird auf eine weitverbreitete Formel zurückgegriffen):
Working Capital = Kurzfristiges Umlaufvermögen (und hier im Kern Forderungen und Vorräte)– Kurzfristige Verbindlichkeiten (und hier im Wesentlichen die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen).
Das Working Capital entspricht damit weitgehend der Liquidität 3. Grades, auch wenn die liquiden Mittel beim Working Capital in vielen Fällen nicht einbezogen werden.
Mit dem Working-Capital-Ratio lässt sich der prozentuale Anteil anzeigen, zu dem das kurzfristige Fremdkapital durch das Umlaufvermögen gedeckt ist. Ein Unternehmen sollte, den allgemeingültigen und üblichen Finanzierungsregeln folgend, dafür Sorge tragen, dass dieser Satz mindestens 100 % beträgt. In diesem Fall ist das Working Capital ausgeglichen; es liegt also bei Null. Daher sollte dafür Sorge getragen werden, dass das Working-Capital-Ratio dauerhaft größe...