Vorräte, Materialien und Verkaufsartikel sind ebenfalls Positionen im Umlaufvermögen und binden in vielen Betrieben in erheblichem Umfang Kapital. Zudem entstehen in nicht zu unterschätzendem Umfang Kosten, z. B. für Lagerhaltung und Zinsen. Hinzu kommen Risiken wie Schwund, Diebstahl oder Überalterung bei technischen Produkten.
Immer wieder stellt sich heraus, dass Unternehmen Lagerbestände aufgebaut haben und/oder Rohstoffpositionen vorrätig halten, die in dieser Größenordnung nicht bzw. nicht regelmäßig benötigt werden. Eine systematische Bereinigung dieser Lagerbestände findet häufig nicht statt. Ein Grund dafür mag sein, dass es grundsätzlich immer schwieriger wird, die Lagerhaltung zu optimieren, weil vor allem die Variantenvielfalt zunimmt und die Kundenwünsche immer differenzierter werden. Auch der zunehmende Wettbewerb zwingt die Betriebe, kurzfristig auf Änderungswünsche zu reagieren.
Lagerbestände für bis zu 50 % der Kapitalbindung verantwortlich
Dabei haben Lagerbestände vor allem in produzierenden Betrieben und im Handel, aber auch im Handwerk oft den größten Einfluss auf die Zusammensetzung des Working Capitals. Je nach Unternehmen und Branche sind Bestände für bis zu 50 % der Kapitalbindung verantwortlich – in Einzelfällen liegt dieser Prozentsatz sogar noch darüber. Somit sollte dem Treiber "Bestände" in der Analyse und Umsetzung trotz der schwierigen Situation ein besonderes Augenmerk gewidmet werden. Denn es gibt eine Vielzahl durchaus lohnender Ansatzpunkte und Lösungsmöglichkeiten, denen jeder Betrieb nachgehen kann.
Möglichkeiten zur Senkung der Lagerbestände
Die Kernfragen, die sich im Bereich Bestände und Vorräte stellen, lauten daher:
- Muss der Warenbestand in allen Fällen tatsächlich so hoch sein wie derzeit?
- Werden alle Stoffe tatsächlich im vorhandenen Umfang benötigt?
- Lässt sich eine Bereinigung der Lager vornehmen?
Nachstehend sind beispielhaft Möglichkeiten, die Lagerbestände zu senken, aufgeführt.
Bestandsanalyse
Vor den Optimierungsüberlegungen im Bereich Bestände und Vorräte steht ebenfalls eine Analyse. Es empfiehlt sich, vor allem Bestände und Vorräte mit einem hohen Wertanteil in den Schwerpunkt der Verbesserungsarbeiten zu stellen. Eine Einteilung in A-, B- und C-Güter sowie Produkte mit einer kurzen Lagerdauer und Ladenhüter sollte selbstverständlich sein. So lassen sich auch für die Bestände unterschiedliche Maßnahmen mit unterschiedlicher Wirkung ableiten.
Just-in-Time-Lieferungen einführen
Vor allem muss bei sogenannten A-Gütern mit hohem Wertanteil überlegt werden, ob es möglich und sinnvoll ist, die Lagerhaltung so weit es geht zu vermeiden und zu Just-in-Time-Lieferungen überzugehen, bei der die Waren und Stoffe exakt zu dem Zeitpunkt angeliefert werden, zu dem auch der Verbrauch stattfindet. Evtl. kann darüber nachgedacht werden, einen kleinen Sicherheitsbestand vorrätig zu halten, um verspätete Lieferungen oder Schwankungen bei der Fertigung ausgleichen zu können. Dies vermeidet teure Produktionsstillstände.
Substitution von Lieferanten und/oder Rohstoffen
Ergänzend oder alternativ sollte überlegt werden, ob sich Einsparungen durch die Wahl neuer Lieferanten, die zu günstigeren Konditionen liefern, erzielen lassen. Zusätzlich lassen sich häufig Alternativen zu den derzeit eingesetzten Stoffen oder Leistungen finden, ohne dass auf Qualität und Service verzichtet werden muss. Hier sollten vor allem die wichtigen Güter der A- und B-Kategorie systematisch und regelmäßig auf derartige Alternativen hin untersucht werden. In diesem Zusammenhang bietet sich die Überprüfung an, inwieweit Einkauf und Fertigung in die Produktentwicklung eingebunden werden können. Bereits hier werden die Weichen in Bezug auf zu verwendende Materialien und den Rohstoffeinsatz gestellt. Eine spätere Korrektur ist häufig nur möglich, wenn hohe Kosten, z. B. für eine Umstellung des Fertigungsverfahrens, in Kauf genommen werden.
Einführung von Konsignationslagern
Der Auf- oder Ausbau eines Konsignationslagers im Rahmen von Kommissionsgeschäften kann dazu beitragen, Auszahlungen zu verzögern und unternehmerische Risiken zu verringern, da die gelieferte Ware im Eigentum des Herstellers bzw. Lieferanten verbleibt. Es fallen lediglich die Lagerkosten an, die Bezahlung der Ware erfolgt erst nach Abwicklung des Verkaufs. Nicht verkaufte bzw. verwendete Ware kann u. U. nach Ablauf einer vereinbarten Frist, z. B. nach Ablauf einer Saison, zurückgegeben werden. Auch hier gilt, dass beide Seiten, Hersteller bzw. Lieferant und Abnehmer, sich über derartige Modalitäten einigen müssen. Hilfreich ist, wenn der Abnehmer selbst eine führende Marktposition einnimmt und beim Abschluss von Verträgen entsprechend auftreten und dominieren kann.
Bestellmengenoptimierung
Durch eine Optimierung der Bestellmengen können die Bestände in vielen Fällen weiter reduziert werden. Bei jeder Bestellung entstehen Kosten, zunächst für die Bestellbearbeitung, später für die Lieferung und anschließende Lagerhaltung. Bei der Ermittlung der optimale...