Problemstellung
Sigmar Schreiner hat für sein Ingenieurbüro bisher auf den Einsatz von Kalkulationsverfahren verzichtet. Bei der Ermittlung des Stundensatzes hat er sich an den Angeboten der Konkurrenz orientiert und aus den Sätzen der 5 stärksten Wettbewerber einen Durchschnittswert berechnet.
Diese Vorgehensweise hat den Nachteil, dass er nicht weiß, ob er mit den Stundensätzen einen Gewinn oder eher einen Verlust erzielt. Sigmar Schreiner weiß lediglich, dass alle Mitarbeiter nahezu ausgelastet sind und dass der Betriebsgewinn seit rund zwei Jahren rückläufig ist.
Sein Betriebsberater von der IHK erfährt dies, als sie über die geschäftliche Entwicklung sprechen. Auf die Frage, ob er kalkuliert, kann Sigmar Schreiner letztlich nur die Achseln zucken. Der Betriebsberater fasst nach und stellt weitere Fragen zum Kalkulationsverfahren, zu Materialaufschlägen, zu seinem Unternehmerlohn und so fort. Sigmar Schreiner entgegnet, dass es bisher doch gar nicht so schlecht gelaufen ist und momentan die Geschäfte einfach nicht so gut gehen.
Sein Betriebsberater beschließt, zusammen mit Schreiner ein Kalkulationsverfahren einzuführen, um verlässliche Werte zu erhalten und mögliche Schwachstellen aufzudecken.
Umsetzung
Sigmar Schreiner hat mit Unterstützung seines Beraters ein einfaches Kalkulationsschema erstellt und eine Stundensatzberechnung durchgeführt. Der "echte" Brutto-Stundensatz liegt mit knapp 94,30 EUR gut 2 Euro unter dem wichtiger Wettbewerber (vgl. Abb. 2). Im Preis je Stunde ist mit rund 7,20 EUR oder 10 % ein angemessener Betrag für den Gewinn enthalten. Die Anwendung bietet die Möglichkeit, mit Skonto und Rabatt zu rechnen, auch wenn sie im Fall von Schreiner nicht zum Einsatz kommt.
Abb. 2 Beispiel Lohnstundensatzberechnung
Abb. 2: Beispiel Lohnstundensatzberechnung
Ergebnis
Um die rückläufigen Gewinne wieder zu stabilisieren, kalkuliert Sigmar Schreiner zukünftige Aufträge mit dem neuen Stundensatz und rechnet die Materialien, z. B. für die Erstellung von Mustern oder Prototypen, mit dem gleichen Gewinnaufschlag ab, was er bisher nicht getan hat. Die Durchsicht der Wettbewerbsangebote hat ergeben, dass er das Material zu günstig an seine Kunden abgegeben hat. Durch den geringeren Stundensatz hat Sigmar Schreiner trotzdem einen Wettbewerbsvorteil.
Gleichzeitig reduziert Sigmar Schreiner seine betrieblichen Kosten um etwa 15 % u. a. Anpassung unnötig hohen Versicherungspolicen und Reduzierung des Werbeetats durch das Bevorzugen von gezielten Aktionen. Damit hat er Luft, um den Stundensatz zu senken, wenn dies seine Wettbewerber auch tun sollten.