1.1 Unternehmensemissionen und der Klimawandel
Die Carbon-Clock tickt. Das CO2-Budget, welches die Atmosphäre absorbieren kann, um die globale Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wird voraussichtlich in fünf Jahren erschöpft sein. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, dem Klimawandel entgegenzuwirken, denn dieser stellt ein ernsthaftes Problem mit katastrophalen Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Umwelt und die Gesellschaft dar. Die Bewältigung dieser Herausforderung erfordert die Verwirklichung ehrgeiziger Ziele. Das Europäische Green Deal und das Europäische Klimagesetz sehen daher eine Halbierung der Emissionen bis 2030 und eine Klimaneutralität bis 2050 vor. Da die Privatwirtschaft eine Hauptquelle anthropogener CO2-Emissionen darstellt, muss gerade hier die Reduzierung der Treibhausgasemissionen signifikant vorangetrieben werden. Die bisherigen Bemühungen dem Klimawandel entgegenzuwirken, waren jedoch nicht ausreichend, um der Herausforderung gerecht zu werden. Es ist erforderlich, sich von einer nicht-klimabewussten Wirtschaft zu verabschieden und stattdessen eine klimabewusste Wirtschaft zu etablieren. Hierbei fällt Unternehmen eine zentrale Rolle zu, da sie für den Klimawandel mitverantwortlich sowie betroffen sind.
Folglich sehen sich Unternehmen zunehmend dem Druck ausgesetzt, CO2-Strategien zu implementieren, welche die unternehmensbezogenen Emissionen reduzieren. Dies dient der Reduzierung ihre Auswirkungen in Form von Emissionen auf die Umwelt sowie der Vorbereitung auf externe Faktoren im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Dessen Folgen können beispielsweise zu signifikanter Erhöhung von Energiekosten führen sowie politische Instabilität schüren. Dies kann sich negativ auf die finanzielle Stabilität eines Unternehmens auswirken. Des Weiteren sehen sich Unternehmen Forderungen seitens der Stakeholder, der Gesellschaft sowie einer steigenden Nachfrage der Verbraucher nach umweltfreundlichen Produkten ausgesetzt. Zudem sind Compliance-Anforderungen in Form der Einhaltung neuer Klimaverordnungen zu erfüllen.
Allerdings existiert keine Standard-CO2-Strategie, die pro forma auf Unternehmen angewendet werden kann. Dies ist dadurch bedingt, dass die Geschäftsfelder sowie der nationale oder internationale Wirkungskreis der jeweiligen Supply Chains zu unterschiedlich und vielfältig sind. Eine CO2-Strategie sollte daher immer auf den spezifischen Charakteristika und Emissionsschwerpunkten eines jeweiligen Unternehmens basieren. Ein umfassender Vergleich von Dekarbonisierungoptionen über alle Standorte eines Unternehmens ist somit unerlässlich. Dabei ist im Rahmen der Strategieentwicklung eine Priorisierung von Investitionen in die Dekarbonisierungsmaßnahmen mit signifikantem Emissionsreduktionspotential erforderlich, unter gleichzeitiger Gewährleistung der Wirtschaftlichkeit. Ein umfassendes Verständnis sowie Transparenz hinsichtlich der Charakteristika verschiedenster Dekarbonisierungsmaßnahmen sind somit von entscheidender Bedeutung für die Formulierung effektiver CO2-Strategien und nachhaltiger finanzieller Entscheidungen.
1.2 Übersicht Dekarbonisierungsmaßnahmen: Reduktion vs. Offsetting
Grundsätzlich lassen sich zwei Vorgehensweisen zur Steuerung von Emissionen durch Unternehmen unterscheiden.
- Zum einen durch die Reduktion der Emissionen selbst,
- zum anderen durch die Beteiligung an externen Aktivitäten, welche die Emissionen reduzieren – sogenanntes Offsetting.
1.2.1 Reduktion
Es gilt aus einer Vielzahl von Dekarbonisierungsmaßnahmen, die für Unternehmen in Frage kommen. Dies umfasst mögliche Maßnahmen wie die Bereitstellung erneuerbarer Energien, Energieeffizienzmaßnahmen, die Umstellung auf nachhaltige Lieferketten, effiziente Transportsysteme und Digitalisierung.
Um eine Versorgung mit erneuerbaren Energien zu erreichen, besteht die Möglichkeit, die Nutzung erneuerbarer Energiequellen durch Investitionen in dezentrale Energielösungen (wie Kraft-Wärme-Kopplung oder Photovoltaik) und Energiespeichermöglichkeiten auszubauen. Die Steigerung der Energieeffizienz reduziert direkt den Energieverbrauch und damit auch die energiebedingten Emissionen. In Unternehmensgebäuden sind zum Beispiel effiziente Heiz- und Kühlsysteme sowie Wärmerückgewinnung Optionen zur Steigerung der Energieeffizienz. Auch Technologiewechsel bieten erhebliche Möglichkeiten zur Emissionsminderung. Beim Aufbau nachhaltiger Lieferketten ist die Verwendung nachhaltiger Materialien eine Option, ebenso wie die Auswahl nachhaltiger Lieferanten. In der Logistik kann eine Dekarbonisierung durch Sendungsbündelung oder die generelle Wahl umweltfreundlicherer Verkehrsträger erreicht werden. Zu den genannten Maßnahmen gehören Start-Stopp-Systeme in Pkw und Lkw, die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene sowie die Förderung von E-Mobilität.
Darüber hinaus sind Investitionen in Digitalisierung und Automatisierung ein wichtiger Hebel, um Prozesse zu verschlanken und effizienter, also Emissionsärmer, zu gestalten.
Mögliche Dekarbonisierungsmaßnahmen
Bereitstellung erneuerbarer Energien
- Investitionen in dezentrale Energielösungen wie Kraft-Wärme-Kopplung (BHKW)...