2.2.1 Schritt 1: Definierung Variablen
Die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit eines Dekarbonisierungsprojekts, erfordert die Berücksichtigung zukünftige Preisentwicklungen wie z. B. des Strompreises oder Kraftstoff-Preise. Jedoch ist es eine herausfordernde Aufgabe, diese aufgrund der Unvorhersehbarkeit der Preisvolatilität vorherzusagen. Insbesondere Strom unterscheidet sich von anderen Gütern. Dies liegt zum einen an der Schwierigkeit, Strom wirtschaftlich zu speichern, und zum anderen an der Notwendigkeit, Erzeugung und Verbrauch ständig auszugleichen, um die Netzstabilität zu gewährleisten und Blackouts zu vermeiden. Dennoch sind Strompreisprognosen trotz dieser Schwierigkeit besonders wichtig für Verbraucher. Insbesondere bei Investitionsentscheidungen in alternative Energiequellen wie z. B. Photovoltaik (PV) ist es wichtig, deren Machbarkeit zu berücksichtigen, die stark von zukünftigen Energiepreisen abhängt.
Belastbare Prognosen (mit verschiedenen Szenarien) sind essentiell
Prognosen beeinflussen strategische Unternehmensentscheidungen hinsichtlich der Umsetzung. Es ist daher unerlässlich, sich bei Investitionsentscheidungen auf belastbare Prognosen zu verlassen, die preisbeeinflussende Faktoren berücksichtigen. Dabei können verschiedene Szenarien definiert werden, um unterschiedliche Eventualitäten abzudecken.
2.2.2 Schritt 2: Net Present Value (NPV) berechnen
Der Net Present Value (NPV) berechnet den Nettobarwert der zukünftigen Cashflows eines Projekts. Ein positiver NPV zeigt an, dass die Vorteile eines Projekts die Kosten überwiegen, während ein negativer NPV das Gegenteil anzeigt. Sowohl CapEx (Investitionskosten) als auch OpEx (Betriebskosten) fließen in die Berechnung ein, zusammen mit einem Diskontsatz, der den Zeitwert des Geldes widerspiegelt. In der Regel verwenden Unternehmen die gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten (WACC) als Diskontsatz, der die Finanzierungskosten eines Unternehmens einschließlich der Zinsen für Schulden und der entgangenen Renditen aus alternativen Investitionen berücksichtigt.
Um den NPV zu berechnen, muss vorerst der kumulierte Cashflow eines Projekts bestimmt werden. Die Berechnung der kumulierten Cashflows erfolgt durch die Relation der Gesamtkosten des Projekts zu den erwarteten Gesamteinsparungen des Projekts. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben, die während des gesamten Lebenszyklus des Projekts auftreten, in die Berechnung einbezogen werden müssen. Daher kann der Cashflow eines Projekts entweder positiv oder negativ ausfallen. Dies ist von verschiedenen Faktoren abhängig, darunter den Umsetzungskosten, den erwarteten Einnahmen und den laufenden Betriebsausgaben. Dabei haben die zuvor bestimmten Variablen einen direkten Einfluss auf das Ergebnis des berechneten Cashflows.
Die Berechnung der Gesamtkosteneinsparungen beginnt mit der Erfassung der erzeugten oder eingesparten Kilowattstunden oder des Kraftstoffverbrauchs im Rahmen der jeweiligen Dekarbonisierungsmaßnahmen. Anschließend erfolgt eine Multiplikation der Menge der Einsparungen mit den jeweiligen Kosten pro Einheit (zum Beispiel Strompreis, Dieselpreis etc.). In diesem Schritt werden die Gesamtkosteneinsparungen abgebildet, da der Erwerb der exakt gleichen Menge an Strom aus dem Netz oder Dieselkraftstoff zu entrichten wäre.
Anschließend werden die jährlich ermittelten Cashflows über den gesamten Projektzyklus diskontiert, um den Net Present Value (NPV) zu ermitteln (Formel 1).
Abb. 2: Net Present Value
2.2.3 Schritt 3: Marginal Abatement Cost (MAC) berechnen
Was sind Marginal Abatement Cost (MAC)?
Der Marginal Abatement Cost (MAC) repräsentiert die durchschnittlichen Kosten zur Reduzierung einer Tonne CO2-Äquivalente (EUR/t CO2) und stellt eine Verbindung zwischen NPV und Emissionsreduktion her. MACs ermöglichen daher die Bewertung der wirtschaftlichen und emissionsbezogenen Leistung von Projekten. Ein negativer MAC-Wert symbolisiert Projekte, die zu Nettogewinnen führen, da die abgezinsten Einsparungen die Projektkosten übersteigen.
Um nun die MAC berechnen zu können, müssen vorerst die eingesparten Gesamtemissionen pro Jahr ermittelt werden. Hierfür erfolgt ein Vergleich zwischen den Emissionen, welche durch das neue Projekt anfallen würden und dem bisherigen Ist-Zustand. Zu diesem Zweck werden die z. B. eingesparten Kilowattstunden (kWh) oder Liter Diesel (l) für jede Dekarbonisierungsmaßnahme berechnet und mit dem entsprechenden Emissionsfaktor multipliziert. Die Differenz zwischen den Emissionen und den erwarteten Emissionen wird berechnet, die entstehen würden, wenn beispielsweise die gleiche Menge an kWh aus dem Stromnetz gekauft würde. Abschließend wird das Gesamtreduktionspotenzial ermittelt, indem die pro Jahr über die Laufzeit des jeweiligen Projekts eingesparten Emissionen addiert werden.
Für den MAC werden die Kosten pro eingesparter Tonne CO2 berechnet, indem der NPV durch die Gesamtemissionseinsparungen des Projekts während seiner Laufzeit dividiert und das Ergebnis mit einem negativen Wert multipliziert wird (Formel 2). Dieser letzte Teil der Berechnung ist en...