Wie flexibel ist die Produktion?
In keinem Bereich werden die Kosten eines Produktes so stark bestimmt wie in der Produktion. Gleichzeitig ist das Unternehmen dort in der Kostenentstehung am stärksten von den nachgefragten Mengen abhängig. Sinken die Produktionsmengen, steigen die Stückkosten, wenn nicht gegengesteuert wird. Durch kurzfristige Maßnahmen können schnell Kosten gesenkt werden. Diese Maßnahmen müssen sich jedoch im vorgegebenen Rahmen, der von Maschinen, Verfahren und Konstruktionen geprägt ist, bewegen (s. Abb. 1).
Abb. 1:Zusammenhang zwischen Flexibilität und Fertigungsmengen
Mittelfristig geht es darum, diese Rahmenbedingungen zu flexibilisieren. Bei veränderten Mengen muss sich auch die Produktionsplanung anpassen. Je größer dabei der Spielraum ist, desto größer ist das Potenzial zur Kostensenkung, das in der Reaktion auf Marktveränderungen genutzt werden kann.
Industrie 4.0
Auch im Bereich der Fertigung hat sich eine digitale Entwicklung etabliert, die wesentlichen Einfluss auf die Kosten hat: Industrie 4.0. Dabei wird die Produktionsplanung zum großen Teil autonom durch ein digitales System übernommen. Abhängig gesteuert wird sie von den Daten der vorgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette (Lieferanten) und den nachgelagerten Stufen (Kunden). Der Aufbau dieser Systeme kostet zunächst Zeit und Geld, führt aber langfristig zu Vorteilen in der gesamten Wertschöpfungskette, die je nach Einfluss dort verteilt werden. Vor allem werden Probleme in der Lieferkette früh erkannt und wirksame Maßnahmen schnell, zum Teil autonom, ergriffen.
3.1 Fertigung flexibilisieren
Je besser sich die Fertigung an sich verändernde Produktionsmengen anpassen kann, desto größer ist die Kosteneinsparung bei Veränderungen der Nachfrage. Gleichzeitig bringt der Einsatz spezialisierter Maschinen bei großen Mengen einen Kostenvorteil, da diese Energiekosten pro Stück senken und weniger Ausschuss produzieren. Hier muss eine Risikoabwägung zwischen Flexibilität und Spezialisierung durch die Unternehmensführung erfolgen, um das richtige Ausmaß der Flexibilität festzulegen. Die Teilnahme am digitalen Prozess Industrie 4.0 verlangt eine hohe Flexibilität.
- Stark beeinflusst wird die Flexibilität von den eingesetzten Maschinen in der Fertigung. Spezialmaschinen erledigen eine Aufgabe schnell, gut und kostengünstig. Flexible Fertigungsanlagen sind für viele Aufgaben geeignet, dafür aber nicht so schnell und weniger günstig pro Arbeitsschritt. Sinken die Fertigungsmengen unerwartet, kann die Produktionsplanung bei Spezialmaschinen nur mit Leerzeit reagieren, während Fertigungszentren zusätzliche Aufgaben erledigen können.
- Das Verfahren für die Fertigung einzelner Produkte wird durch die Art des Produktes, aber auch durch dessen Konstruktion festgelegt. Dabei gibt es durchaus Spielräume, die für eine Flexibilisierung genutzt werden können. So bietet z. B. das Kleben einer Verbindung meist mehr Möglichkeiten als das Schrauben. Weniger aufwendige Maschinen sind notwendig, die Fähigkeiten der Mitarbeiter werden weniger beansprucht. Die Fertigung wird flexibler und kann sich, falls notwendig, besser anpassen, um Kosten zu sparen.
- Je mehr Fähigkeiten ein Mitarbeiter hat, desto flexibler kann er eingesetzt werden. In Zeiten sinkender Mengen führt das zu einer vereinfachten Produktionsplanung. Der Mitarbeiter kann in einer Schicht verschiedene Aufgaben erledigen, Zeitarbeitnehmer werden nicht mehr benötigt – die Kosten sinken.
- Flexibilität von Fertigungsanlagen hat viel mit der Art der Steuerung zu tun. Eine manuelle Steuerung kommt aufgrund der hohen Kosten und langsamen Reaktionen trotz der hohen Flexibilität nicht mehr infrage. Eine digitale Steuerung der Anlagen erlaubt, schnell und kostengünstig auf Veränderungen zu reagieren. Werden die digital gesteuerten Maschinen in ein autonom arbeitendes digitales System integriert, wird das Optimum zwischen Flexibilität und Kostenvolumen erreicht. Dabei wird auch die Höhe der Energiekosten bei der Suche nach dem Optimum berücksichtigt.
Flexibilisierung ist Daueraufgabe!
Die Flexibilisierung der Fertigung ist eine langfristige Aufgabe und im Grunde nie wirklich abgeschlossen. In Krisenzeiten zeigt sich der positive Effekt in Kostenvorteilen bei sinkenden Mengen und in normalen Zeiten wird die Produktionsplanung vereinfacht, wenn mehr flexible Maschinen in flexiblen Verfahren mit flexiblen Mitarbeitern eingesetzt werden können. Darum lohnt sich die Investition in digital gesteuerte Maschinen fast immer, auch wenn diese Digitalisierung aktuell noch nicht notwendig ist.
3.2 Losgrößen neu berechnen
Mit der Berechnung von Losgrößen für die Produktion wird das Optimum zwischen den sinkenden Stückkosten bei hohen Mengen und den entgegengesetzt wirkenden Lagerkosten gesucht. Gleichzeitig werden Engpässe in der Produktion berücksichtigt. In der Praxis werden Losgrößen einmalig berechnet und immer wieder verwendet. Wenn sich die notwendige Menge ändert, z. B. bei Veränderungen des Kaufverhaltens, sind die einmal berechneten Losgrößen nicht mehr optimal.
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