Prof. Dr. Werner Gleißner, Prof. Dr. Robert Rieg
3.4.1 Notwendigkeit der Berücksichtigung von Planungsunsicherheit
Die Zukunft eines Unternehmens ist unsicher, genauso wie die Auswirkungen sämtlicher Maßnahmen, über die entschieden wird. Resultat dieser Unsicherheit sind die vielfältigen Chancen und Gefahren (Risiken), die positive oder negative Planabweichungen zur Konsequenz haben können. Da sich Entscheidungen über Planung und Budgets immer auf eine unsichere Zukunft beziehen, ist die transparente Darstellung von Chancen und Gefahren ein zentrales Element einer modernen Unternehmensplanung.
Die Unternehmensplanung stellt die Informationen bereit, um bei Managemententscheidungen Transparenz über die mit diesen verbundenen Risiken herzustellen, um also letztlich Ertrag und Risiko bei der Entscheidungsvorbereitung abwägen zu können.
Ganz auf der Linie der GoP führt dies dazu, dass strategische und operative Unternehmensplanung einerseits und Risikomanagement andererseits in einem integrativen Ansatz verknüpft werden. Moderne Unternehmensplanung vermeidet entsprechend Scheingenauigkeiten in der Unternehmensplanung und die im traditionellen Controlling bisher verbreitete "Risikoblindheit".
Die Berücksichtigung von Chancen und Gefahren (Risiken) ist alleine schon notwendig, um die für Entscheidungen und die Bewertung von Handlungsoptionen notwendigen "erwartungstreuen Planwerte" zu erhalten, die zeigen, was unter Beachtung von Risiken "im Mittel" in der Zukunft zu erwarten ist (s. Kap. 3.5).
Empirische Studien zeigen regelmäßig, dass man in der Unternehmensplanung eher ambitionierte Zielwerte oder ggf. wahrscheinlichste Werte, aber eben keine für Entscheidungen relevante Erwartungswerte findet.
3.4.2 Bandbreitenplanung durch Einbezug von Chancen und Gefahren (Risiken) in die Planung
Notwendig ist es z. B., die im Risikomanagement eines Unternehmens bereits identifizierten und quantifizierten Risiken in der Unternehmensplanung zu berücksichtigen. Der Erwartungswert von Plangrößen wie der Cashflow und auch der Umfang möglicher Planabweichungen (die Planungssicherheit) sind dabei abhängig vom aggregierten Gesamtrisikoumfang.
Auch für die Erstellung einer Unternehmensplanung, die die Grundlage für unternehmerische Entscheidungen bildet, benötigt man daher eine Aggregation sämtlicher wesentlicher Risiken mit Bezug auf die Unternehmensplanung. Eine Aggregation durch unterschiedliche Wahrscheinlichkeitsverteilungen beschriebener Risiken mit Bezug auf die Unternehmensplanung ist praktisch nur durch eine Monte-Carlo-Simulation möglich. Entsprechend ist eine Moderne Unternehmensplanung immer auch eine "Bandbreitenplanung", die sich aus der Aggregation von Risiken ergibt (s. Abb. 1).
Abb. 1: Risikoanalyse und Risikoaggregation
Die Risikoanalyse ist weiterhin Datengrundlage für die Ableitung risikogerechter Kapitalkosten sowie für die Investitions- und Strategiebewertung. Mehr Risiko führt potenziell zu höheren Planabweichungen und Verlusten, was einen höheren Bedarf an Eigenkapital und höhere Anforderungen an die Rendite (Kapitalkosten) zur Konsequenz hat. Eine risikobasierte operative Unternehmensplanung ermöglicht damit auch eine risikoadäquate Finanzierungsstruktur und Planung.
Bei der Risikoanalyse sind dabei immer die vom Planenden selbst unmittelbar erkennbaren Risiken zu berücksichtigen, nämlich die unsicheren Planannahmen (unsichere Planungsprämissen). Jede unsichere Planannahme zeigt ein Risiko, das es zu quantifizieren gilt.