Dr. Christian Briem, Stefan Hiendlmeier
Nachhaltigkeit und nachhaltiges Wirtschaften ist nicht nur in der Gesellschaft oder der produzierenden Industrie, sondern inzwischen auch bei den Versicherungsunternehmen eines der großen Zukunftstrends des 21. Jahrhunderts. Versicherungen haben mittlerweile erkannt, dass sie mit Hilfe geeigneter Maßnahmen (bspw. dem nachhaltigen Einsatz von Kapital oder dem nachhaltigen Schadenmanagement) ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft leisten können. Die Nachhaltigkeitsstrategie und -steuerung sind als unterstützende Prozesse notwendig, um die primäre nachhaltige Wertschöpfung sicherzustellen.
Der zunehmende externe Druck, insbesondere ausgelöst durch die Regulatorik, Kunden und Investoren, hat dazu beigetragen, dass es kaum noch Versicherungen in Deutschland gibt, die sich nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen. Die Zeit ist daher reif, sich als Versicherungsunternehmen nicht nur rein mit der konzeptionellen Fragestellung von "Wie kann ich meinen Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft leisten?" zu befassen, sondern bereits konkrete Umsetzungsschritte auch für die Kapitalanlage, das Schadenmanagement, die Strategische Ausrichtung und das Controlling vorzunehmen. Darüber hinaus sind weitere Prozesse im Unternehmen zu berücksichtigen (bspw. Einkauf mit dem Stichwort "Lieferkettengesetz"), die sich nachhaltig aufstellen müssen.
Die Veränderung eines Versicherungsunternehmens hin zu nachhaltigen Geschäftsprozessen sollte dabei nicht nur als aufwendige und teure Last angesehen werden. Sie bietet zahlreiche Möglichkeiten bei der Marktpositionierung und öffnet Türen für neue Geschäftsfelder. Der Trend von Versicherungskunden hin zu nachhaltigen Versicherungslösungen und dem Bedürfnis der nachhaltigen Kapitalanlage ist unübersehbar. Mit einer frühzeitigen und klaren Positionierung eines Versicherungsunternehmens hin zur Nachhaltigkeit lassen sich diese Kunden frühzeitig binden. Zusätzlich ist künftig mit einer weiteren Verschärfung von Regularien und Richtlinien seitens der EU zu rechnen. Bspw. könnten die Versicherungen durch eine vordefinierte Quote stärker verpflichtet werden, Kundengelder in nachhaltige Finanzprodukte anzulegen oder durch eine Ausweitung des heutigen CO2-Emissionshandels noch stärker direkt von der EU-Regulatorik betroffen sein.