Twin Transformation: Warum Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammengehören
Unsere Welt verändert sich in hoher Geschwindigkeit. Wir feiern technologische Fortschritte, die unser Leben bereichern, medizinische Durchbrüche, die Leben verlängern und haben eine nahezu grenzenlose Verfügbarkeit an Informationen aus aller Welt. Das wirft allerdings auch eine unbequeme Frage auf: Was kostet uns dieser Eifer?
Wenn die Welt weiterhin ein lebenswerter Planet bleiben soll, müssen wir die Art und Weise, wie wir wirtschaften, verändern. Ein Weg dorthin führt über die Twin Transformation: Sie beschreibt den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft, der durch moderne Technologien und digitale Lösungen unterstützt wird.
Twin Transformation, das ist die parallele Umsetzung der digitalen Transformation und der nachhaltigen Transformation in Unternehmen. Beide Transformationen ergänzen sich gegenseitig, denn während digitale Innovation die Effizienz und Effektivität nachhaltiger Praktiken verbessert, erfordern Nachhaltigkeitsinitiativen oft neue digitale Lösungen zum Managen der benötigten Daten. Im Folgenden werden wir also die Twin Transformation genauer betrachten.
Digitale Transformation als Basis für die Zukunft
Auf der einen Seite steht die digitale Transformation von Unternehmen. Hierzu zählen beispielsweise digitale Infrastruktur, Geschäftsprozesse, Produkte und Dienstleistungen, Anreicherung und Verwendung von Daten sowie Cyber Security und Datenschutz. Das alles hat einen Impact auf die tägliche Arbeit von Unternehmen und deren Kund:innen. So ermöglichen etwa gute Infrastruktur und Prozesse eine verbesserte Zusammenarbeit im Unternehmen über mehrere Standorte hinweg.
Die Potenziale für Kund:innen wachsen durch die digitale Transformation enorm. Ein einfaches Beispiel dafür gibt es im Bereich der Versicherungen. Während Schadensfälle früher noch per Brief oder E-Mail gemeldet wurden, können Schäden heute mithilfe von digitalen Formularen standardisiert und jederzeit erfasst werden.
Und auch bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen kann Digitalisierung helfen. Laut der Welthungerhilfe landen weltweit rund 17 Prozent aller Lebensmittel ungenutzt in der Tonne. Durch die KI-gestützte Vorhersage der Lebensmittelnachfrage lassen sich Lebensmittelabfälle effektiv reduzieren. Zum Beispiel konnte die esentri AG in Projekten mit Bäckereien die Lebensmittelabfälle um bis zu 45 Prozent vermeiden.
Unternehmerische Verantwortung übernehmen
Den Strang der digitalen Transformation vervollständigt die nachhaltige Transformation von Unternehmen. Die nachfolgenden Aspekte zeigen, warum die Digitalisierung hier maßgeblich am Erfolg beteiligt ist. Zur Transformation im Bereich der Nachhaltigkeit gehören beispielsweise die Nachhaltigkeitsstrategie, Energie- und Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Lieferketten, Mitarbeiterengagement und Stakeholder-Kommunikation.
Unternehmen benötigen für diese Punkte vor allem eins: Daten. Sie helfen, den Status Quo in Sachen Nachhaltigkeit zunächst greifbar zu machen. Darüber hinaus dienen Daten dazu, den Fortschritt messbar zu machen. Auf dem Weg zur Veränderung unterstützen uns zum Beispiel digitale Lösungen, die für Energie- und Ressourceneffizienz sorgen, Lieferketten transparent darstellen oder Fortschritte in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft ermöglichen.
Die Twin Transformation und die Chance, es besser zu machen
Wäre es nicht schön, wenn ein Unternehmen durch effiziente Prozesse Kosten sparen, sich durch innovative Produkte oder Dienstleistungen gegenüber dem Wettbewerb behaupten und dabei unternehmerische Risiken minimieren könnte?
Für viele Unternehmen liegen diese Aspekte noch weit entfernt, jedoch gehen mit der Twin Transformation einige Chancen einher:
- Effizienz und Kosteneinsparungen. Durch die Automatisierung von Prozessen und den Einsatz von digitalen Technologien gestalten Unternehmen ihre Abläufe effizienter, was zu erheblichen Kosteneinsparungen führt.
- Verbesserte Wettbewerbsfähigkeit. Die Anforderungen von Kund:innen an Nachhaltigkeit wachsen stetig. Unternehmen, die schon heute in die Transformation investieren, verschaffen sich durch innovative Produkte und Dienstleistungen Wettbewerbsvorteile, die den Forderungen der Kund:innen gerecht werden.
- Zugang zu neuen Märkten. Nachhaltige Geschäftspraktiken und -angebote eröffnen Unternehmen den Zugang zu neuen Marktsegmenten, insbesondere in Bereichen, in denen Kund:innen zunehmend Wert auf Umweltverträglichkeit und soziale Verantwortung legen.
- Risiken mindern. Durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten gelingt das Management von Risiken besser, insbesondere solcher Risiken, die mit Umweltauswirkungen, sozialen Fragen und Governance verbunden sind (ESG-Risiken).
- Positive Markenwahrnehmung. Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit und digitale Innovationen einsetzen, verbessern ihre Markenwahrnehmung und stärken die Bindung zu umwelt- und sozialbewussten Verbraucher:innen.
Herausfordernd, aber nicht unmöglich
Die Vorteile der digitalen und nachhaltigen Transformation liegen auf der Hand. Natürlich gibt es auf diesem Weg aber auch einige Herausforderungen. Um die Potenziale zu erreichen, müssen Unternehmen neue Technologien einführen und auf nachhaltigere Betriebsabläufe umstellen. Dies erfordert Anfangsinvestitionen, die Unternehmen zunächst stemmen müssen.
Diese Transformation ist aber nicht nur kostspielig, sondern auch komplex: Wegen zahlreicher Neugestaltungen in Prozessen, Produkten oder Dienstleistungen und Geschäftsmodellen. Hierfür fehlen Unternehmen oftmals die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen. Der Fachkräftemangel wirkt hier als zusätzliche Herausforderung auf Unternehmen ein.
Eine der größten Herausforderungen sehen Unternehmen jedoch in der Regulatorik. Auch wenn regulatorische Rahmenbedingungen, wie zuletzt die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Nachhaltigkeit beschleunigen können, sehen viele darin eine zusätzliche Belastung. Das liegt mitunter daran, dass ein Großteil der Unternehmen, die einer Berichtspflicht unterliegen, Stand heute nicht die notwendigen Mittel für die Messung der wichtigsten Kennzahlen haben. Es fehlt ihnen eine Strategie, um die zahlreichen Datenquellen zentral zu verbinden, jederzeit zugänglich zu machen und mit Daten in den richtigen Kontext zu setzen.
Die Twin Transformation in der Praxis
Im deutschen Mittelstand verstehen immer mehr Unternehmenslenker:innen die Wichtigkeit dieser doppelten Transformation und sie orientieren ihr Handeln daran. Ein bekanntes und ausgezeichnetes Beispiel ist die Lorenz GmbH & Co.KG., ein Hersteller und Anbieter von Wohnungs-, Haus- und Großwasserzählern. Das Unternehmen hat angesichts des gestiegenen Preisdrucks bereits vor über zehn Jahren verstanden, dass die Kombination aus Nachhaltigkeit und Digitalisierung für Zukunftsfähigkeit steht.
So etablierte das Unternehmen kreislauffähige Produkte, die digital vernetzt sind. In der Folge konnte der deutsche Standort gesichert werden, die Belegschaft wuchs von 60 auf 340 Mitarbeitende und der Umsatz wurde in dieser Zeit verneunfacht. Für diese Erfolge erhielt das Unternehmen rund um den Geschäftsführer Wilhelm Mauß bereits zahlreiche Preise.
In der Twin Transformation machen sich Unternehmen auf den Weg zu einer resilienten Organisation, die sich langfristig im Markt etablieren und immer wieder flexibel auf Veränderungen reagieren kann. Die erfolgreiche Bewältigung der kommenden Herausforderungen erfordert jedoch eine klare Strategie, die Bereitschaft zu Investitionen und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und Innovation.
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Julian Thoma begleitet als Senior Digital Transformation Manager der esentri AG Partner und Kunden bei der Twin Transformation. Spannende Erkenntnisse aus seiner Arbeit teilt er regelmäßig im TwinSights Podcast und beleuchtet darin Geschichten von Vorreiter:innen der Twin Transformation.
Pascal Laux ist Head of Marketing bei der
esentri AG. Gemeinsam mit seinem Team begeistert er Kunden und Interessierte mit spannenden Inhalten und Insights rund um die Twin Transformation.
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