Zusammenfassung

  • Während das Controlling sich traditionell vor allem auf interne Daten fokussiert, bieten zunehmend auch externe Daten wertvolle Informationen, um die Nachhaltigkeitsperformance zu messen und Risikobewertungen zu unterstützen.
  • Besonders wichtig ist hierbei, die externen Kosten eines Unternehmens einzubeziehen, die von der Gesellschaft getragen werden. Verschiedene Unternehmen und Non-Profit-Organisationen stellen Frameworks bereit, um den "Social Impact" in Dollar und EUR messbar zu machen.
  • Nachhaltigkeitsaspekte können aber auch in nicht-strukturierten Daten systematisch gemessen werden, z. B. in Conference Calls, Mitarbeiterbewertungen auf Arbeitgeberbewertungsplattformen und Satellitendaten.

1 Innovative Datenquellen für das Controlling

Während sich das Controlling traditionell vor allem auf interne Daten fokussiert, sind in den letzten Jahren zunehmend auch externe Datenquellen verfügbar geworden, die für interne Unternehmensentscheidungen und Risikobewertung relevant sind. Eine ausführliche Auflistung und Erläuterung mit Beispielen für das Controlling findet sich in dem Artikel "Innovative Data-Use-Cases in Management Accounting Research and Practice".[1] Der folgende Artikel analysiert innovative Daten speziell aus dem Blickwinkel von Sustainability-Performance und Risikomessung.

Die Messung der Nachhaltigkeit ist für viele Unternehmen eines der dringendsten aktuellen Themen. Die meiste Aufmerksamkeit liegt dabei momentan auf den neuen Anforderungen für die externe Berichterstattung und Finanzierung. In diesem Zusammenhang wird meist das Akronym ESG (Environment, Social and Governance) verwendet. Mindestens ebenso spannend für das Controlling ist aber die Messung der Nachhaltigkeit für strategische und operative Entscheidungen. In diesem Artikel wird deshalb der Begriff Sustainability-Leistung verwendet, um hervorzuheben, dass es nicht nur um externes Reporting geht, sondern die vorgestellten Daten auch für interne Analysen und Unternehmenssteuerung interessante Einsichten liefern können (s. Abb. 1).

Abb. 1: Klassifizierung von Daten-Arten, Daten-Quellen und Nutzungsmöglichkeiten für das Controlling[2]

[1] Vgl. Mahlendorf et al., 2023.
[2] in Anlehnung an Mahlendorf, 2023, S. 12.

2 Social Impact Bewertung

Die Idee des Social Impact ist es, nicht nur Kosten-Nutzen-Analysen innerhalb des eigenen Unternehmens durchzuführen, sondern auch die externen Kosten einzubeziehen. Externe Kosten, auch bekannt als externe Effekte, sind Kosten, die nicht direkt von der Organisation getragen werden, sondern auf die Gesellschaft abgewälzt werden. Wenn z. B. ein Produktionsunternehmen die Umwelt verschmutzt, werden die Folgekosten häufig von der Gesellschaft getragen, nicht vom Unternehmen.

Verschiedene Unternehmen und Non-Profit Organisationen arbeiten daran, den Social Impact in Dollar und Euro messbar zu machen. Die Harvard Initiative "Impact-Weighted Accounts" argumentiert, dass eine Methodik benötigt wird, die den Gesamtwert eines Unternehmens für die Gesellschaft durch seine Auswirkungen aufzeigt – analog zu den Rechnungslegungsstandards, die festlegen, welche Finanztransaktionen zu erfassen und wie sie in den Jahresabschlüssen auszuweisen sind. Die Impact-Weighted Account Initiative stellt eine Vielzahl von Ressourcen zur Verfügung, mit denen Controller die externen Kosten quantifizieren können.[1]

Vorreiter in Deutschland ist die Value Balancing Alliance (VBA). Sie vertritt mehr als 20 große internationale Unternehmen aus verschiedenen Sektoren und Branchen, darunter BASF, BMW, Bosch, Deutsche Bank, DHL, und SAP.[2] Unterstützt wird die VBA von der OECD, dem Weltwirtschaftsforum und führenden akademischen Einrichtungen, darunter die Universität Oxford und die Impact Weighted Accounts Initiative an der Harvard Business School.

Ebenfalls involviert sind vier der größten Wirtschaftsprüfer Deloitte, EY, KPMG und PwC. Jede dieser Wirtschaftsprüfungsfirmen hat übrigens ihr eigenes Konzept zur Messung von Social Impact entwickelt:[3]

  • Deloitte: Das Social Impact Measurement Model (SIMM),
  • EY: Long-Term-Value; Embankment Project for Inclusive Capitalism (EPIC),
  • KPMG: True Value Methodology,
  • PwC: Das Total Impact Measurement and Management.

Abb. 2 gibt eine Übersicht, welche Arten von Daten/Kriterien die verschiedenen Ansätze zur Messung des Social Values verwenden.

Abb. 2: Daten zur Messung von Social Value[4]

Abb. 3 illustriert, welche Schritte zur Erfassung des Social Values in den verschiedenen Ansätzen folgen.

Abb. 3: Ansätze zur Messung von Social Value[5]

Wie aus Abb. 3 ersichtlich, schätzen manche Ansätze – aber nicht alle – auch einen monetären Wert für den Social Impact, den das Unternehmen generiert. Einer solchen Logik folgend, weist BASF für 2020 seinen "Value-to-Society" aus (s. Abb. 4).

Abb. 4: BASF Value-to-Society[6]

Abb. 4 verdeutlicht, dass BASF mit der eigenen Produktion nur relativ geringe externe Kosten für die Gesellschaft generiert, die im niedrigen einstelligen Milliardenbereich liegen und durch Treibhausgase verursacht werden (siehe mittlere Spalte, Zeile "GHG"). Im Bereich der Zuli...

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