Dipl.-Kffr. Andrea Kämmler-Burrak
Voraussetzung für die Einführung einer internen CO2-Bepreisung ist neben der Verpflichtung der Geschäftsführung vor allem eine belastbare Bilanzierung von CO2-Emissionen (Carbon Accounting). Den Rahmen hierfür bildet das GHG Protocol, das sich als de-facto-Standard etabliert hat. Diese allgemeinen Prinzipien und Regeln gilt es in den unternehmensspezifischen Kontext zu übersetzen und organisatorisch zu verankern.
Die Gestaltung der internen CO2-Bepreisung erfolgt entlang der drei folgenden Dimensionen: Breite, Tiefe und Höhe des Preises, von deren konkreten Ausgestaltung die Wirksamkeit maßgeblich abhängt.
Dimension "Breite" – Emissionsprofil:
Zunächst sind die Quellen von Treibhausgasemissionen und damit relevante Bereiche der Wertschöpfungskette zu identifizieren. Zur Bestimmung der für einen internen CO2-Preis relevanten Aktivitäten wird typischerweise das Emissionsprofil des Unternehmens als Grundlage genutzt. Unterschieden wird zwischen vier Emissionstypen: Scope 1, Scope 2, Scope 3 upstream und Scope 3 downstream (s. Abb. 4). Scope 1 fasst die Emissionen zusammen, die durch das Unternehmen selbst direkt verursacht werden. Im Scope 2 finden sich indirekte Emissionen wieder, die durch den Einkauf von Energie entstehen. Bei Scope 3-Emissionen wird noch einmal in Emissionen aus der Lieferkette (upstream) und der Nutzungsphase (downstream) unterschieden.
Abb. 4: Übersicht zu CO2-Emissionen
Es ist zu beachten, dass die gewählte Anwendungsbreite maßgeblichen Einfluss auf die individuellen Zielsetzungen und Steuerungsmöglichkeiten hat.
Dimension "Tiefe "– Anwendungstyp
Beim Anwendungstyp wird zwischen der Ausgestaltung als "Schattenpreise" und als "interne Abgaben" unterschieden. Während in der Variante "Schattenpreise" lediglich hypothetische Kosten pro Tonne CO2 als Kennzahl für Entscheidungen ausgewiesen werden, führt die Variante "interne Abgaben" zu direkten Belastungen der Geschäftseinheiten. Bekannte Unternehmensbeispiele, die interne CO2-Preise erheben sind SwissRe und Microsoft. Bei Bedarf können aber auch beide Varianten parallel zum Einsatz kommen.
Dimension "Höhe" – Preissetzungsmethoden:
Unternehmen entscheiden zwischen einer Ausrichtung an externen Quellen (z. B. politische CO2-Preise, Benchmarking, Schadenskosten) oder einem internen Preisfindungsmechanismus (z. B. Vermeidungskosten zur Erreichung eines Klimaziels). Mehrere Varianten sind zudem bei der Preismethodik möglich:
- Einheitlicher Preis: Ein einziger unternehmensweiter Preis, unabhängig von Geografie, Geschäftsbereich oder Art der Entscheidung
- Differenzierter Preis: Ein nach Region, Geschäftseinheit oder Art der Entscheidung variierender Preis
- Statischer Preis: Ein über die Zeit konstant bleibender Preis
- Zeithorizont-abhängiger bzw. evolutionärer Preis: Ein nach Zeithorizont differenzierender bzw. sich über die Zeit entwickelnder Preis
Auch hier können in Abhängigkeit von den individuellen Zielsetzungen parallel mehrere Ansätze zum Einsatz kommen. So nutzt z. B. die BASF SE parallel zwei Varianten: Einen intern ausgerichteten, regional differenzierten CO2-Schattenpreis mit zeitlicher Differenzierung bis 2035 sowie einen externen an Schadenskosten ausgerichteten, global einheitlichen CO2-Schattenpreis, der jährlich prozentual zunimmt.