Interner CO2-Preis in Unternehmen: Transitionsrisiken managen

Der verpflichtende Emissionshandel ist bereits heute ein wichtiges politisches Instrument zur Reduktion von Emissionen und soll in Zukunft auf weitere Sektoren ausgedehnt werden. Immer mehr zukunftsorientierte Unternehmen setzen auf einen internen CO2-Preis (Internal Carbon Pricing, ICP), um sich auf künftige Regelungen vorzubereiten und ihre transitorischen Klimarisiken zu managen.

Der verpflichtende CO₂-Preis als politisches Steuerungselement für Emissionen ist nicht neu. Er bepreist Emissionen und integriert sie erfolgreich in wirtschaftliche Entscheidungsprozesse. In den EU-Mitgliedsstaaten ist der verpflichtende Emissionshandel für energieintensive Industrien bereits seit 2005 in Kraft. Der EU-ETS legt Emissionsobergrenzen für die Energiewirtschaft und die energieintensive Industrie, sowie die innereuropäische Luftfahrt fest. Darüber hinaus gibt es zahlreiche nationale Bestrebungen und bereits umgesetzte Regelungen zur Ausweitung des Emissionshandels auf weitere Sektoren. Laut einer Erhebung der Weltbank, gibt es weltweit bereits 75 implementierte verpflichtende CO₂-Preis-Modelle, die im Jahr 2024 fast ein Viertel der globalen Emissionen abdecken.

Weltbank Carbon Pricing Dashboard

Die Weiterentwicklung und Harmonisierung der Systeme wird als eines der wichtigsten Instrumente angesehen, um die Emissionen weltweit zu reduzieren. Aktuelle Modelle beziehen durch die Beschränkungen auf einzelne Sektoren nur einen Teil der Wertschöpfungsketten mit ein und die gesetzten Preisniveaus sind teilweise noch zu niedrig, um unternehmerisches Handeln ausreichend zu beeinflussen.

Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis weitere Sektoren von einer gesetzlichen CO₂-Bepreisung betroffen sein werden. Teilweise stehen die Preisniveaus und Ausweitungspläne schon in den Startlöchern. Für Unternehmen führen steigende CO₂-Preise zunächst zu steigenden Kosten. Dies gilt auch für Unternehmen, die nicht direkt von der Regulierung betroffen sind, wenn der CO₂-Preis zu Kostensteigerungen in ihrer Lieferkette führt.

Internal Carbon Price als Instrument zur Risikominimierung

Um sich zukunftsfähig aufzustellen und transitorische Risiken zu reduzieren, können sich Unternehmen bereits heute mit der Integration eines internen CO₂-Preises (Internal Carbon Price, kurz ICP) auseinandersetzen.

Mit einem internen CO₂-Preis antizipieren Unternehmen die Entwicklung steigender Preise und berücksichtigen diese schon heute in ihrer wirtschaftlichen Entscheidungsfindung. Die Ausgestaltungsmöglichkeiten eines internen CO₂-Preises sind jedoch vielfältig und es bedarf einer genauen Betrachtung, welche Form zum einen zielführend und zum anderen praktikabel für die individuellen Voraussetzungen eines Unternehmens ist.

Grundsätzlich kann bei einem ICP zwischen einem Schattenpreis und einer internen Abgabe unterschieden werden:

Schattenpreis

Interne Abgaben

> Hypothetische Kosten pro Tonne CO2, um die Auswirkungen auf einen Business Case zu evaluieren.

> Zukunftsorientiert, da langfristige Unternehmensplanung und Strategien beeinflusst werden.

> Interne Geschäftsbereiche oder Abteilungen müssen auf Basis ihrer Emissionen eine tatsächliche Abgabe bezahlen.

> Gegenwartsorientiert, da durch die Steuerungswirkung eine Reduktion der aktuellen Emissionen angestrebt wird.

Neben diesen beiden grundsätzlichen Ausgestaltungsmöglichkeiten sind vor einer Einführung auch die Höhe des Preises und der genaue Anwendungsbereich festzulegen. Gerade letzterer ist in der Praxis stark abhängig von verfügbaren Emissionsdaten. Denn bei allen unterschiedlichen Herangehensweisen und Möglichkeiten einen ICP zu integrieren ist es von wesentlicher Bedeutung, dass die Bemessungsgrundlage klar ist. Werden unterschiedliche Investment- oder Einkaufsoptionen im Rahmen eines Schattenpreises verglichen, so werden zunächst Emissionswerte für die jeweiligen Optionen benötigt. Gleiches gilt bei einer internen Abgabe: Um einen internen CO₂-Preis als Verrechnungssystem zwischen Geschäftsbereichen oder Abteilungen einzuführen, ist eine Treibhausgasbilanz in der nötigen Granularität eine elementare Grundlage.

Auf die Qualität der Emissionsdaten kommt es an

Unternehmen sollten Ziele und Anwendungsmöglichkeiten immer mit den verfügbaren Daten abgleichen. Ein Start innerhalb eines begrenzten Anwendungsbereiches kann eine schrittweise Implementierung und Integration relevanter Akteure und Prozesse vereinfachen. So können erste Erfahrungen gesammelt und die Datenqualität kontinuierlich verbessert werden.

In Hinblick auf die zu erwartende Entwicklung regulatorischer CO₂-Preise lohnt es sich schon heute mit der Integration eines ICP zu beschäftigen. Für Anwendungsfelder in Scope 1 + 2 sind Emissionsdaten in der Regel bereits in ausreichender Qualität vorhanden. Entscheider:innen wird empfohlen, ICP als Instrument im Umgang mit Transitionsrisiken zu prüfen.


Schlagworte zum Thema:  Klimaschutz, Nachhaltigkeitscontrolling