Das Erheben von Kennzahlen ist kein Selbstzweck – diese müssen in die Steuerungsprozesse und somit in das Berichtswesen integriert werden und aktiv für die Steuerung genutzt werden. Das Reporting muss den Anspruch haben, nicht nur zu "berichten", d. h. transparent zu machen, wie sich Kennzahlen im Zeitverlauf entwickelt haben oder wie groß die Abweichung zu einem gesetzten Ziel ist. Vielmehr muss es Analysemöglichkeiten bieten, um Ursachen für die Abweichungen, z. B. über Treiberanalysen zu verdeutlichen. Die Berichte sollten konkrete Handlungsbedarfe aufzeigen, bspw. im Hinblick auf den Umsetzungsstatus initiierter Maßnahmen. Basis für die Ableitung von Maßnahmen ist eine fundierte Abweichungsanalyse. Für jede KPI werden laufend aktuelle Ist- sowie Forecast/Plan-Daten ermittelt und deren Abweichung zu den definierten Zielwerten (Target Setting) hinsichtlich ihrer Ursachen analysiert. Die Informationsbedürfnisse der verschiedenen Adressaten sind vielfältig – je nach Unternehmensfunktion unterscheiden sich auch die Hebel, die für die Operationalisierung der Nachhaltigkeitsstrategie relevant sind. Daher kommt der Flexibilität des Berichtswesens eine große Bedeutung zu – die Informationen sollten integriert verfügbar gemacht werden, aber dem Adressaten genau die für ihn relevanten Kennzahlen bereitstellen.

Über die Inhalte hinausgehend, sollte das Nachhaltigkeitsreporting den Grundsätzen einer modernen Berichtslösung folgen und ist in entsprechenden technischen Berichtslösungen umzusetzen.

Das Nachhaltigkeitsreporting sollte umfassend auf sämtliche wesentliche Aspekte der definierten Nachhaltigkeitsstrategie eingehen. Standardcockpits für den Nachhaltigkeitsbereich lohnen sich für den "Gesamtüberblick" und als Absprung für eine detaillierte Auseinandersetzung. Zudem sollte eine Berücksichtigung auf Unternehmens- und Geschäfts- sowie Funktionalbereichsebene im Sinne einer Integration in das bereits bestehende operative Reporting erfolgen. Hier finden wiederum nur ausgewählte, für den jeweiligen Bereich zentrale Kenngrößen Eingang und sollen die laufende Auseinandersetzung mit den Themen sicherstellen.

In Abb. 3 ist ein fiktives Dashboard für unser bsph. Unternehmen aus der Energiebranche dargestellt, welches vereinfacht in Powerpoint umgesetzt wurde. Es zeigt die 6 definierten Fokusthemen, die sich aus der Wesentlichkeitsanalyse ergeben haben. Die Performance für jedes Fokusthema wird in einem Score verdichtet und dieser wiederum in einen übergreifenden Gesamtscore abgebildet. Dies soll im Reporting eine schnelle Standortbestimmung ermöglichen. Darüber hinaus werden auf dieser aggregierten Ebene noch 4 Top-KPIs, inkl. Aufriss in die wichtigsten Auswertungsdimensionen abgebildet. Top-KPIs, welche in einem übergreifenden Dashboard abgebildet werden, sind häufig jene mit direktem Zusammenhang mit dem Geschäftsmodell. In diesem Beispiel eines Energieversorgungsunternehmens sind das neben den Treibhausgasemissionen, der abgesetzte Grünstrom, die installierten erneuerbaren Kapazitäten sowie die Anzahl der modernen Messsysteme (MME) und intelligenten Messsysteme (iMSys). Das Kommentarfeld bietet darüber hinaus die Möglichkeit, wesentliche Meilensteine, Herausforderungen und weitere dienliche Erläuterungen zu adressieren.

Abb. 3: Nachhaltigkeitsdashboard

Ein Berichtswesen auf Basis von Excel und PowerPoint ist in einem ersten Schritt regelmäßig eine probate Lösung. Der Einsatz moderner Cockpit- bzw. Dashboard-Lösungen wie bspw. die SAP Analytics Cloud (SAC) bieten allerdings vielfältige Möglichkeiten und Vorteile:

  1. Einheitliche Strukturen und Darstellungen machen das Dashboard intuitiv verständlich.
  2. Der Nutzer wird über vordefinierte Analysepfade geführt – dies erleichtert die Fokussierung auf die wesentlichen Kennzahlen und die relevanten Abweichungen.
  3. Vom Dashboard kann in tiefere Analysen abgesprungen werden, die weitere Details zur Verfügung stellen – dies findet auf einer qualitätsgesicherten Datenbasis statt.
  4. Review Meetings mit vordefinierter Agenda können direkt aus der Reportingplattform gestartet werden.
  5. Kollaborationsmöglichkeiten: Inhalte können geteilt und kommentiert werden.
  6. Einbettung von künstlicher Intelligenz zur Gewinnung neuer Erkenntnisse aus der Datenbasis, inkl. automatisierter "Predictive Forecasts".
  7. Handlungsorientierung: klarer Fokus auf die umzusetzenden Maßnahmen.

Insgesamt sollte das Berichtswesen dem bestehenden Standard im Unternehmen folgen und sich in die bestehende IT-Landschaft des Unternehmens integrieren.

Abgesehen von den Berichtsformaten und Tools sei an dieser Stelle noch darauf hingewiesen, dass für ein wirksames Berichtswesen eine ausgeprägte Governance unerlässlich ist. Deren Rolle ist es, die Kennzahlen regelmäßig auf Relevanz zu überprüfen und die Berichte bei Bedarf entsprechend anzupassen. Gerade im Bereich der Nachhaltigkeitskennzahlen ist hier in der Praxis regelmäßig großer Nachholbedarf.

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