1 Typischer Sachverhalt

Nie hätte Rainer Wert, Geschäftsführer der XYZ Import GmbH, geglaubt, dass sein Unternehmen von Feuer, Sturmschäden oder Wasserkatastrophen betroffen sein könnte. Der Anruf aus dem Lager belehrte ihn eines Besseren: An einer Verpackungsmaschine war ein Feuer ausgebrochen, das sich jetzt schnell auf das gesamte Lagergebäude ausbreitete. Die Feuerwehr sei schon informiert. Nachdem der Anrufer versicherte, dass niemand von dem Feuer verletzt worden war, überlegt Rainer Wert, was nun für ihn persönlich zu tun sei.

Der Geschäftsführer machte sich sofort auf den Weg, um die Katastrophe zu begutachten. Die Versicherung würde Informationen wollen und eine intensive Untersuchung anstrengen. Ebenso die Staatsanwaltschaft, die auf die Suche nach der Ursache gehen würde. Was erwarteten diese Stellen von ihm? Ein Großteil der gelagerten Waren war verbrannt oder durch das Löschwasser der Feuerwehr unverkäuflich geworden. Und das mitten in der Saison. Hätte er noch versuchen müssen, Ware zu retten? Das zumindest ist jetzt die Meinung seiner Versicherung, die nicht nur für den Schaden an Gebäude und Waren aufkommen will. Auch der Ausfall der Saisonverkäufe mit den Deckungsbeiträgen soll die Betriebsunterbrechungsversicherung auffangen. Der Geschäftsführer ist unsicher, ob er tatsächlich alles von ihm Erwartete und alles ihm Mögliche getan hat.

2 Problemstellung

Gleichgültig ob ein Sturm Dächer abdeckt oder Kräne umwirft, ob Wasser Lagerbestände, Maschinen oder Einrichtungen zerstört oder ein Feuer ganze Standorte vernichtet, der entstandene Schaden kann für ein Unternehmen existenzbedrohend sein. Darum werden Versicherungen[1] abgeschlossen. Diese setzen aber voraus, dass im Katastrophenfall die Verantwortlichen, also Sie als Geschäftsführer, richtig handeln. Dazu sollte es eine Notfallplanung[2] im Unternehmen geben.

Gleichzeitig bedroht eine Naturkatastrophe immer auch des Leben von Menschen, von Mitarbeitern, Gästen, Nachbarn, Passanten und Geschäftsführern. Wird jemand verletzt oder gar getötet, kommt es zu staatsanwaltlichen Untersuchungen, die Sie als Vertreter der Gesellschaft persönlich betroffen machen. Dabei wird festgestellt, ob alle Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden und ob sich alle Verantwortlichen während der Katastrophe richtig verhalten haben.

Während der Katastrophe müssen Entscheidungen unter Stress getroffen werden. Maßnahmen korrekt und vollständig durchzuführen wird dann schwer. Darum ist es sinnvoll, wenn Sie sich selbst und Ihre verantwortlichen Mitarbeiter rechtzeitig mit der Möglichkeit von Naturkatastrophen auseinandersetzen und die Sofortmaßnahmen entwickeln und festschreiben.

[2]

S. Beitrag Notfallplanung auf der DVD/Online-Version

3 Sofortmaßnahmen

 
Darum geht es Sofortmaßnahmen Das müssen Sie beachten
Menschen in Sicherheit bringen
  • Entfernen Sie Menschen, die sich im Gefahrenbereich befinden, aus der Gefahrenzone.
  • Leisten Sie verletzten Personen erste Hilfe.
  • Personen, die nicht betroffen sind und nicht zur weiteren Hilfe benötigt werden, verlassen den Schauplatz der Katastrophe.
  • Andere Menschen können nur dann gesichert werden, wenn dabei Ihre eigene Sicherheit oder die anderer Retter nicht gefährdet ist. Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie in ein brennendes Haus gehen, wenn Sie dabei Ihr Leben gefährden.
  • Für die Sicherung können Sie auch andere anwesende Personen hinzuziehen. Sie werden Erfolg haben und weitere Hilfe gewinnen, wenn Sie mögliche Helfer direkt ansprechen und einzelne Aufgaben zuweisen.
Hilfe holen

Können Sie die Naturkatastrophe nicht mit eigenen Mitteln bekämpfen, fordern Sie externe Hilfe an:

  • medizinische Hilfe (Notarzt)
  • technische Hilfe (Polizei, Feuerwehr)
  • fachliche Hilfe (Experten für die betroffenen Maschinen, Gebäude, Fahrzeuge oder Anlagen)
  • Das Bekämpfen einer Naturkatas­trophe ist sehr schwer. Dafür gibt es ausgebildete Helfer.
  • Die Notrufnummern von Polizei und Feuerwehr sind bekannt.
  • Die Kontaktdaten der technischen Fachleute müssen Sie bereits heute zentral auflisten. Dazu gehören nicht nur Ihre eigenen Mitarbeiter. Auch die Servicemitarbeiter der Lieferanten z. B. von Fertigungsanlagen können helfen.
Auswirkungen reduzieren
  • Warnen Sie externe Nachbarn und den betroffenen Bereichen benachbarte Abteilungen im Unternehmen.
  • Sichern Sie benachbarte Bereiche (Türen schließen, Fenster schließen, nass halten, Verbindungen kappen, Strom ausschalten …)
  • Räumen Sie benachbarte Bereiche (Lager räumen, Maschinen entfernen, Fahrzeuge wegfahren …)
  • Sichern Sie bedrohte Bereiche (z. B. bei Sturm festzurren)
Die Sicherungsmaßnahmen in benachbarten Bereichen ordnen Sie nur dann an, wenn dies für die betroffenen Menschen sicher ist.
Ausmaß feststellen

Stellen Sie fest: Was wurde durch die Naturkatastrophe zerstört? Welche Auswirkungen hat das auf

  • die Lieferfähigkeit
  • die Produktionskapazität
  • die Fähigkeit, Rechnungen zu schreiben
  • die Liquidität
  • Jede Situation hat eine zeitliche Seite (bis wann kann das behoben werden?) und eine Kostenseite (welche Kosten entstehen durch die Naturkatastrophe?). Sie müss...

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