Eine aussagekräftige Plankostenrechnung ist ohne geeignete IT-Unterstützung schon heute nicht realisierbar. Mit zunehmender Digitalisierung und den damit mutmaßlich günstiger und besser werdenden Rechnerleistungen ergeben sich jedoch neue Chancen für die Plankostenrechnung. Diese liegen u. a. in einer Steigerung des Verbreitungsgrads der Plankostenrechnung, einer besseren Integration von Plankostenrechnung und Unternehmensplanung sowie im Aufdecken neuer Ursache-/Wirkungszusammenhänge.

Größere Verbreitung möglich

Zum Verbreitungsgrad der Plankostenrechnung wurden in jüngerer Zeit mehrere Studien durchgeführt, die jedoch nicht immer konsistente Ergebnisse erbrachten. Es kann jedoch als gesichert angesehen werden, dass sich die Plankostenrechnung vor allem in Großunternehmen etabliert hat, während ihre Nutzung in kleineren und mittleren Unternehmen wesentlich weniger intensiv ausfällt.[1] Mit infolge der Digitalisierung möglicherweise aufkommenden neuen, an die Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen angepassten Softwarelösungen kann der Einsatz der Plankostenrechnung dort gesteigert werden.

Bessere Integration von Mengen- und Finanzplanung

Ein hohes Maß an Integration der Unternehmensplanung verspricht die besten Ergebnisse für die zielorientierte Koordination im Unternehmen. Integration liegt dann vor, wenn die leistungswirtschaftliche Ebene lückenlos mit der finanzwirtschaftlichen Ebene verzahnt ist. Allerdings ist dies in der Praxis nur selten der Fall. So stellt Mosler erst jüngst ernüchtert fest: "Die Mengen-, Ressourcen- und Leistungsplanung ... auf der einen und die in monetären Größen planende Finanzsphäre … (- zu der auch die Plankostenrechnung gehört –, d. Verf.) auf der anderen Seite sind … noch völlig getrennte Welten in der Unternehmensplanungsrechnung".[2] Während die Mengen-, Ressourcen- und Leistungsplanung i. d. R. mittels ERP-Systemen durchgeführt wird, erfolgt die Planung der finanziellen Seite nicht selten mithilfe nur unzureichend verknüpften EXCEL-Anwendungen. Einer der Gründe für die unzureichende Integration in der Unternehmensplanung liegt in den enormen zu verarbeitenden Datenmengen.[3] Big Data-Ansätze könnten der Schlüssel zu einer effektiven und effizienten Verarbeitung dieser Massendaten sein, wodurch sich die Chancen verbessern, dem Ziel einer integrierten Unternehmensplanung näherzukommen.

Individueller Nachweis von Kostenbestimmungsfaktoren

Mit dem verstärkten Einsatz von KI-Anwendungen könnte sich die Tür öffnen zur Identifikation neuer, bislang unbekannter Ursache/Wirkungszusammenhänge. So ließen sich etwa "…Kostenbestimmungsfaktoren … unternehmensindividuell ausmessen und zu einer empirisch fundierten Plankostenrechnung entwickeln, die Klarheit darüber verschafft, welche funktionalen Zusammenhänge für die Kostenentstehung tatsächlich verantwortlich sind".[4] Aufgabe des Controllings wird es dann sein, die zunächst nur statistisch nachgewiesenen Zusammenhänge inhaltlich zu verifizieren. Damit ließe sich auch die Qualität der im Kostenstellenberichtswesen dargestellten Kostenbestimmungsfaktoren (vgl. Abschnitt 5.3.3) steigern. Mit dem Nachweis von Ursache-/Wirkungszusammenhängen können sich des Weiteren Verbesserungen u. a. für die Kostenplanung, die Kostenspaltung und die Abweichungsanalyse ergeben.

[1] Vgl. Pampel/Botzkowski, 2016, S. 403.
[2] Mosler, 2017, S. 3.
[3] Vgl. dazu Mosler, 2017, S. 227 ff.
[4] Obermeier/Grotte, 2017, S. 135.

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