Volker Abel, Dr. Adrian Peller
Während die Geschäftsplanung in traditionellen Banken bereits ein hohes Maß an Komplexität aufweist, müssen sich FinTechs zusätzlichen Herausforderungen stellen. Diese lassen sich zum einen auf FinTech-spezifische Faktoren, wie z. B. auf die oftmals jungen und ungefestigten Geschäftsmodelle und den starken Investorenfokus, zum anderen auf allgemeine Faktoren, wie beispielhaft umfassende regulatorische Anforderungen und mangelhafte Datenqualität, zurückführen.
2.1 Moving Target: Die Geschäftsmodelle ändern sich
Eine der größten Herausforderungen stellt in vielen FinTechs das "Moving Target" in der Planung dar, welches sich vor allem durch die ambitionierten Wachstumsannahmen und sich in der Findungsphase befindenden Geschäftsmodelle charakterisieren lässt. Dabei ist zu beobachten, dass sich die FinTechs erst seit kurzem vermehrt auf Themen wie Profitabilität und nachhaltiges Wachstum fokussieren. Zuvor lag die Priorität hauptsächlich auf der Marktdurchdringung und Skalierung, was zu starken Abhängigkeiten von großen Finanzierungsrunden führte. Um den ambitionierten Wachstumsannahmen gerecht zu werden und den Investoren einen überzeugenden Pitch zu liefern, experimentieren FinTechs regelmäßig mit neuen Finanzprodukten und Kundenzielgruppen. Dieser dynamische Umstand macht es äußerst schwierig, das aktuelle Geschäftsmodell als auch zukünftige Geschäftsmodelladaptionen adäquat in der Planung abzubilden. Dies führt zu einem hohen Aufwand, da neue Produkte und/oder Kundengruppen in die Planungsmethodik integriert werden müssen. Zudem bedarf es eines intensiveren Austauschs mit internen Stakeholdern, wie z. B. den Commercial- und Product-Teams, um die Entwicklungsprozesse und deren Implikationen im Blick zu behalten.
2.2 Regulatorische Anforderungen
Da die regulatorischen Anforderungen für Banken weitestgehend allgemein gültig sind, herrscht auch für die oftmals kleineren FinTechs ein hoher regulatorischer Druck. Dies ist vor allem durch die hohen regulatorischen Anforderungen an die Dokumentation und Erläuterung der Businesspläne, insbesondere hinsichtlich der Planungsannahmen, spürbar. Zum Beispiel erhöht sich die Kapitalplanungsgranularität bei FinTechs aufgrund des dynamischen Umfeldes oftmals von jährlich, wie bei traditionellen Banken, auf monatlich, da die meist risikoreicheren Geschäfte und noch unprofitablen Geschäftsmodelle eine genauere Steuerung der Kapital- und Liquiditätsquoten erfordern. Dies bedeutet im Planungsprozess die Antizipation der Auswirkungen der rechtlichen und regulatorischen Anforderungen auf die Wachstums- und Profitabilitätsannahmen, wie z. B. die Skalierbarkeit von Produkten und Dienstleistungen.
2.3 Instabile Prozesse und unzureichende Governance
Instabile Prozesse und unzureichende Governance stellen eine weitere Herausforderung für die Durchführung der Planung von FinTechs dar, die meist zu einer verringerten Planungsgüte führen. Der agile und dynamische Charakter von FinTechs, welcher in vielen Aspekten ein Vorteil ist, wird hier zur Herausforderung. Wegen des starken Fokus auf Wachstum und dem resultierenden schnellen und ständigen Wandel wird oftmals unzureichend in standardisierte Prozesse oder robuste Governance investiert. Inakkurate und brüchige Dokumentationen der Governance, die schnell zu operationellen Fehlern resultieren können, sind die Folge. Des Weiteren weichen die praktizierten Abläufe häufig von den vordefinierten Prozessen ab. Durch das dynamische Umfeld der FinTechs kommt es zudem häufig zu ad-hoc-Anfragen, welche unter hohem Zeitdruck anstelle von prozesstreuen Abläufen bearbeitet werden. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte sowie des herausfordernden Planungsumfelds für FinTechs können sich schnell fehlerhafte Kalkulationen, inkorrekte Planungsannahmen oder Diskrepanzen im Reporting ergeben. Dies wird zudem verstärkt durch ein nicht ausgereiftes internes Kontrollsystem (IKS), in dem aufgrund des hohen Zeitdrucks und der mangelnden Prozesstreue Fehler aufgrund fehlender oder nicht durchgeführter Kontrollaktivitäten unentdeckt bleiben.
2.4 Sicherstellen einer hohen Datenqualität
Eine weitere Herausforderung stellt das Sicherstellen einer hohen Datenqualität dar. Der Ursprung für die oftmals geringe Qualität der Daten liegt bei den meisten etablierten Häusern in den sogenannten Legacy-Systemen. Über die Jahre gewachsene Datenströme machen den Prozess undurchsichtig und schaffen Raum für Datensilos und Inkonsistenzen. Hier liegt ein entscheidender Vorteil der FinTechs in der jungen Unternehmenshistorie. Wird die Chance ergriffen, kann durch eine moderne Datenarchitektur die Datenqualität nachhaltig gefestigt werden. Dennoch lässt sich bei FinTechs oft eine geringe Qualität der Daten beobachten. Der Grund hierfür liegt hauptsächlich in der oben ausgeführten unzureichenden Dokumentation von Prozessen und mangelhafter Data Governance. Zum einen kommt es ohne die Definition übergreifender Data Governance Leitplanken, Schnittstellendokumentationen oder Datenerhebungsprozessen, schnell zu Fehlern und unzureichender Datennachvollziehbarkeit. Zum anderen führen inkonsistente Prozesse und fehlende Vorgaben für die Verwendung von zusätzlichen Tools zu ...