Dipl.-Kffr. Simone Doerfner, Dipl.-Inform. Matthias Kläsener
Predictive Planning bezeichnet Methoden und Modelle, die einen Blick auf zukünftige Entwicklungen ermöglichen. Dazu zählen insbesondere Szenarioplanungen, Simulationsrechnungen, Trendrechnungen und unterjähriges Forecasting. Die Methode beruht auf dem Erkennen von Mustern in vorliegenden Datenbeständen, durch deren Analyse das System eigenständig Vorschlagswerte erzeugt.
2.1 Bedeutung für das Controlling im Mittelstand
Der Treiber für Predictive Planning heißt Big Data. Unternehmensplanern steht dank neuer Technologien eine stetig wachsende Menge an gesammelten Daten zur Verfügung. Mit dem Fortschritt der Technologie und deren zunehmender Reife können inzwischen auch solche Anwender mit Lösungen arbeiten, die kein IT-Hintergrundwissen haben. Moderne Technologien folgen intuitiven Bedienkonzepten und sind als Cloud-Lösungen sehr einfach zugänglich und zu implementieren. Dies kommt vor allem mittelständischen Unternehmen zugute, die oftmals nicht die Ressourcen für komplexe und zeitaufwendige Verfahren haben. Moderne Lösungen für Predictive-Planning-Verfahren bieten den Anwendern zudem die Möglichkeit, Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen. Dadurch sparen sie Zeit im Tagesgeschäft ein. Integrationen zwischen parallellaufenden Systemen sorgen nicht nur dafür, dass Informationen zentral verarbeitet werden können. Mithilfe von Predictive Planning gewinnen Mittelständler schneller und verlässlicher Erkenntnisse über das eigene Unternehmen und das Marktumfeld. Zu diesen neuen Erkenntnissen zählt beispielsweise das Erkennen von Zusammenhängen zwischen unterschiedlichen Variablen oder von Mustern innerhalb der Daten. All diese Erkenntnisse können Unternehmen in die Planung einfließen lassen.
2.2 Der Nutzen automatisierter Planverfahren und der Reifegrad des Mittelstands
Laut der Studie "Predictive Planning and Forecasting hebt die Unternehmensplanung auf die nächste Stufe" (9/2018) des Business Application Research Center (BARC) steigt die Relevanz von voraussagenden Planverfahren für 75 % der teilnehmenden mittelständischen Unternehmen in der DACH-Region stark an. Die Unternehmen erwarten vor allem, mittels der Methoden des Predictive Planning die Planungsprozesse an sich zu verbessern und schneller zu aussagekräftigen Ergebnissen zu gelangen. Allerdings setzen erst 22 % der befragten Unternehmen Predictive-Planning-Methoden in der Praxis ein, während ganze 59 % sogar angaben, bisher keine Erfahrungen damit gemacht zu haben. Jedoch sind mit 86 % die meisten Unternehmen aktuell entweder aktiv dabei, die nötigen Kompetenzen aufzubauen oder sie planen den Aufbau in der Zukunft. Die folgenden 7 nutzbringenden Einsatzgebiete von Predictive Planning sieht der Mittelstand dabei als führend an:
- Höhere Qualität und Genauigkeit von Planung und Prognose
- Reduktion des Planungsaufwands
- Kurzfristige und schnellere Forecasts und Prognosen
- Proaktive Planung und Steuerung
- Frühzeitige Erkennung und Prognose von Ereignissen
- Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge identifizieren und bewerten
- Planer von Routineaufgaben entlasten und Konzentration auf wertschöpfende Tätigkeiten
Den Aspekt, dass Predictive-Planning-Methoden eine höhere Qualität und Genauigkeit von Planung und Prognosen bieten, sehen 65 % der Teilnehmer der BARC-Studie als wichtig an. Die Reduktion des Planungsaufwands erwarten 59 %. Immerhin fast die Hälfte der Teilnehmer (49 %) sehen kurzfristige, schnellere Forecasts und Prognosen als einen Vorteil, sowie die proaktive Planung und Steuerung (44 %). Den Nutzen der frühzeitigen Erkennung und der Prognose von Ereignissen erwarten 42 %. Weiterhin bietet für 40 % das Identifizieren und Bewerten von Ursache-Wirkungszusammenhängen einen großen Nutzen und 36 % sehen, dass Planer mittels Predictive-Planning-Methoden von Routineaufgaben entlastet werden und sich stattdessen auf wertschöpfende Tätigkeiten konzentrieren können.