Folgende konzeptionellen Maßnahmen führen in Ergänzung zu den softwarebezogenen Maßnahmen zu einer hohen Funktionalität speziell der Kosten- und Leistungsrechnung bei möglichst geringem zeitlichen Aufwand und Kosten:
3.6.1 Verzicht auf Abrechnungskategorien
Zeitersparnis durch bewusste Vereinfachungen
Wie oben beschrieben wird im Konzept eine Soll-Kostenrechnung zu Ist-Preisen erstellt. Die verwendeten Ist-Preise entsprechen dabei den Faktorpreisen aus der GuV der betreffenden Abrechnungsperiode. Das bedeutet eine bewusste Vereinfachung, aber auch eine konzeptionelle Einschränkung. Der Vorteil dabei ist aber, dass eine i. d. R. zeitaufwendige Ist-Kostenrechnung entfällt und auch eine regelmäßige Bewertung der eingekauften Waren nach dem Durchschnittsprinzip nicht nötig ist.
Des Weiteren könnte die Grundsatzdiskussion geführt werden, ob eine Ist- oder Plankostenrechnung für ein Unternehmen die bessere Informationsbasis ist. Häufig betreiben Unternehmen mit eingeführter Kostenrechnung beide Systeme, was jedoch für die genannte Zielgruppe der KMU nicht zielführend ist. Im vorliegenden Konzept wird deshalb der Plankostenrechnung der Vorzug gegeben. Der Grund dafür ist, dass zum einen durch die vollzogene Soll-Kostenrechnung mit den verschiedenen Soll-Ist-Vergleichen bei den Faktorverbräuchen und durch den Abgleich mit der GuV ein quasi Ist-Kostenrechnungsergebnis erreicht wird. Daneben bietet die Plankostenrechnung die Möglichkeit der Durchführung von Simulationsrechnungen und Planungen. Beides stellt für die Zielgruppe der KMU im Vergleich zum Zustand ohne Kostenrechnung eine enorme Verbesserung der Informationsbasis bei möglichst geringem zusätzlichen Aufwand dar.
3.6.2 Verzicht auf überflüssige Detaillierung
Die Kostenrechnung ist beim beschriebenen Konzept nur so detailliert wie erforderlich. Erforderlich in dem Sinne, dass die Informationsbasis für Entscheidung und Steuerung geliefert wird.
Neben der Kostenspaltung in variable und fixe Kosten können auch in einer Weiterführung Vertriebskosten kundenbezogen dargestellt werden, sofern das Unternehmen die Datenbasis dafür bereitstellen kann. Chargenbezogene Kosten können ebenso berücksichtigt werden, wie auch Umstellkosten und spezifische Reinigungs- und Rüstkosten – aber nur, wenn der Informationsnutzen nachvollziehbar ist.
3.6.3 Anpassung an individuelle Gegebenheiten
Auf den ersten Blick erscheint gerade die Anpassung an die individuellen Gegebenheiten eines Unternehmens kostensteigernd zu wirken. Bei der hier beschriebenen Anwendung entfällt jedoch einiger Aufwand:
- Keine Erfordernis zur Anpassung der Informationsbereitstellung an „Standardsoftware“. Das bedeutet konkret, dass die Datenbereitstellung durch Excel und das Rechenprogramm in Access so flexibel sind, dass ohne größere Anpassungen die individuellen Bedingungen eines Unternehmens im Hinblick auf die Datenverfügbarkeit berücksichtigt werden können.
- Keine aufwendige Schnittstellenprogrammierung. Die Datenverknüpfungs- und Austauschmöglichkeiten in Excel und Access sind bereits Standard für viele Anwendungen, auch außerhalb der Microsoft-Umgebung. Deshalb besteht in den meisten Fällen auch keine Schnittstellenproblematik.
- Keine neuen Nummernsysteme. Gerade in KMU kann es passieren, dass die im Unternehmen verwendeten Nummernsysteme grundsätzlichen Anforderungen an Logik und Redundanz nicht immer entsprechen. Natürlich muss dieser Zustand in einem Unternehmen irgendwann korrigiert werden. Bei Einführung der beschriebenen Kostenrechnung ist dieses Problem jedoch mit Umsetztabellen oder mit einer automatischen Nummernerweiterung mit vertretbarem Aufwand zu bewältigen. Eine Kostenrechnung oder ein Produktionscontrollingsystem kann dann nicht an diesem Argument scheitern.