Nur wenige Unternehmen stellen nur ein Produkt her und vertreiben dieses über einen einzigen Vertriebsweg. Die Realität kennt viele unterschiedliche Artikel und Produktgruppen, die auf verschiedenen Wegen vermarktet werden. Jede Produktgruppe und jeder Vertriebsweg leistet dabei einen eigenen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens. Das gilt auch für verschiedene Betriebsstätten, in denen produziert wird, oder für verschiedene Geschäftsstandorte (z. B. im Einzelhandel). Diesen individuellen Beitrag zu ermitteln ist die Aufgabe der Profit-Center-Rechnung. Dazu werden die Kosten und Leistungen der Profit-Center festgestellt und als Ergebnis gegenübergestellt. Dabei betrachtet man die Einheiten wie kleine eigenständige Unternehmen und stattet die verantwortlichen Mitarbeiter mit den notwendigen Kompetenzen aus.
1.1 Organisation der Profit-Center-Rechnung
Zunächst müssen Sie die Bereiche im Unternehmen, die einen unterschiedlichen Erfolgsbeitrag leisten, identifizieren. Dazu wird das Unternehmen unter verschiedenen Gesichtspunkten in kleinere Einheiten geteilt. Welche Sichtweise für das einzelne Unternehmen notwendig ist, um eine lückenlose Profit-Center-Rechnung aufbauen zu können, hängt von der Struktur des Unternehmens, von den Produkten und von den Märkten ab (vgl. Tab. 1). Das kann nur individuell entschieden werden.
Gesichtspunkt |
mögliche Einteilung |
Beispiele |
Produkt |
Einzelprodukte |
Produkt A, Produkt B, Produkt C |
Produktgruppen |
Schlafzimmermöbel, Küchenmöbel, Wohnzimmermöbel, Kleinmöbel, Zubehör |
Produktfunktionen |
Sägen, Bohren, Schleifen, Transportieren |
Kunden |
Einzelkunden |
Kunde A, Kunde B, Kleinkunden |
Kundengruppen |
Verbandsmitglieder, Industriekunden, Handelskunden, Versandhäuser, OEM-Kunden |
Vertriebswege |
Direktvertrieb, Einzelhandel, Großhandel, Online |
Vertriebsorganisation |
Vertriebswege |
Direktvertrieb, Einzelhandel, Großhandel, Online |
Regionen |
Deutschland, Europa, Rest der Welt |
Vertriebsart |
Handelsvertreter, Reisende, Direktkunden, OEM-Kunden |
Standorte |
Produktionsstandort |
Halle A, Halle B, A-Stadt, B-Stadt |
Geschäftsstandorte |
Verkaufsstelle A, Verkaufsstelle B |
Lagerorte |
Fertigwarenlager, Freihafen, Konsignationslager, Warenverteilzentrum |
Interne Funktionen |
Interne Funktionen |
IT, Einkauf, Rechnungswesen, Marketing |
Tab. 1: Mögliche Profit-Center-Einheiten
Bei der Festlegung der einzelnen Profit-Center wird Vollständigkeit angestrebt. Die Addition der Bereiche sollte also den Gesamterfolg des Unternehmens ergeben. Das ist relativ einfach zu erreichen, indem für einen eventuellen Rest ein sonstiges Profit-Center eingerichtet wird. Die Komplexität nimmt zu, wenn die Profit-Center-Struktur Überschneidungen bildet. So können z. B. Produkte aus dem Werk A (= Profit-Center) an den Verkaufsstandorten A und B verkauft werden. Der Vollständigkeitsanspruch kann daher immer nur für eine Sichtweise gelten.
Orientierung an Kostenstellenstruktur üblich
Beim Aufbau der Organisation einer Profit-Center-Rechnung kann in vielen Unternehmen auf eine bestehende Struktur zurückgegriffen werden: die Kostenstellenrechnung. Bei der Festlegung der Profit-Center muss der Kostenrechner darauf achten, dass die vorhandenen Kostenstellengrenzen möglichst oft auch zu Profit-Center-Grenzen werden. Die Zusammenfassung von mehreren Kostenstellen zu einem Profit-Center ist üblich. So wird bei der späteren Arbeit in der Profit-Center-Rechnung erheblicher Aufwand gespart.
1.2 Arbeitsweise der Profit-Center-Rechnung
Die Kostenrechnung behandelt das Profit-Center wie eine selbstständige Einheit. Alle von ihr verursachten Kosten werden ihm zugeordnet, alle durch das Center erbrachten Leistungen ebenfalls. Im Grund handelt es sich bei den Profit-Centern um große Kostenstellen bzw. eine Zusammenfassung mehrerer Kostenstellen.
Nicht nur Kosten, auch Leistungen individuell zurechnen
Der Sinn der ganzen Rechnung ist es, den Profit des Bereiches zu ermitteln. Darum ist es notwendig, eine aussagefähige Größenordnung für die Leistung des Centers zu definieren. In kleinen und mittleren Unternehmen beschränkt sich die Kostenstellenrechnung maximal darauf, ungefähre Leistungsgrößen zu erfassen. Während die Kosten also aus der Kostenstellenrechnung entnommen werden können, ist das bei den Leistungen meist nicht der Fall. Hier müssen Sie eigenständige Größenordnungen ermitteln.
Die Leistungen von Produkten oder Vertriebseinheiten sind relativ einfach zu definieren: der Umsatz bzw. der Deckungsbeitrag, den die Produkte erwirtschaften. In den Vertriebseinheiten wird dabei der Umsatz bzw. der Deckungsbeitrag der dort verkauften Produkte addiert. Damit lässt sich sehr schnell die Leistung der Profit-Center, die aus der Sichtweise des Vertriebs gebildet werden, ermitteln. Größerer Aufwand ist bei den Profit-Centern notwendig, deren Leistung nicht durch einen nach außen gerichteten Vorgang (den Verkauf) bestimmt wird.
Probleme der Leistungsbewertung
Wie wird z. B. die Leistung berechnet, die eine Produktionsstätte erbringt, in der nur Vorprodukte erstellt werden? Wie soll die Leistung der internen EDV-Abteilung bewertet werden, wie die des Rec...